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2019. Radurlaub auf Kuba 29.10.- 8.11. 2019

Ski&Biker on Tour

Werte Leser dieses Berichtes,

ein paar Zeilen und Fotos von unserem Urlaub in Kuba.

Wir waren acht Radtage im westlichen Teil der Insel unterwegs, wo wir Land und Leute erlebten.

Fotos in hochauflösender Qualität sind unter

auf der Cloud.

Warum Cuba??
Im November, wenn bei uns die Tage kürzer, das Wetter schlechter wird, kommt oft der Gedanke auf, die Radsaison noch um ein paar Tage zu verlängern. Dies ist möglich in Regionen, da wo eben die Temperaturen angenehmer, das Wetter schöner ist.
Die letzten Jahre bereiste ich mit meinem Rad oft die asiatischen Länder wie Laos, Vietnam, Kambodscha, Thailand. Dieses Mal kam es mir in den Sinn, Kuba zu erforschen.

Zwei Wochen vor dem Abflug gesellte sich noch mein Ski&Bike Kamerad Richard dazu. Er konnten noch den gleichen Flug buchen und so reisten wir, leider nur acht Radtage, durch den westlichen Teil von Kuba, worüber dieser Reisebericht erzählt.

Flug, Unterkunft, Fahrrad;
Bei Flugreisen der letzten Jahre in asiatische Länder war es bisher so, dass bei einer Flugbuchung mit Linien wie Emirates, Etihat, Doha Airlines das Sportgepäck, also die Radschachtel bis 30 Kg immer im Flugpreis mit dabei war. Das war praktisch, hatte man doch sein eigenes Bike mit und keine Mehrkosten für den Transport des Rades. Wir hatten, bis auf die ersten zwei Nächte kein Hotel im Voraus gebucht und suchten, wo wir gerade ankamen eine Bleibe für die Nacht, was auch problemlos klappte.

Doch diesmal, in westliche Richtung mit anderen Fluggesellschaften gestaltete es sich anders. Die bei den Suchmaschinen im Internet preislich attraktivste Verbindung ging mit Eurowings, zuerst nach Düsseldorf- und dann vier Stunden später weiter auf Havanna. Zurück mit Swissair nach Zürich- und dann nach München. Direktflüge sind sehr teuer. In unserer gebuchten Klasse war nur ein Koffer mit max. 23 Kg möglich. Bei Flügen mit einen anderem Tarif wäre zwar mehr Gepäck möglich gewesen, jedoch hätte dies einen erheblichen Mehrpreis gekostet. So war es wirtschaftlicher wir buchen ein Leihrad. Im Internet bin ich auf Profil Cuba Reisen gestoßen, die Leihräder für eine Woche für 130 Euro mit Satteltaschenhalter anbieten. Auch eine Sicherheitsleistung von 400 Euro musste bereitgestellt werden. Die Übergabe in Havanna, klappte problemlos, doch dazu später.
Grundsätzlich gilt mal, dass wir nur acht Radtage zur Verfügung hatten und Cuba ca. 1200 Km lang ist. Um dieses Land mit dem Rad abzufahren wären also mindestens 3-4 Wochen erforderlich. Also macht es Sinn, sich einen Bereich auszusuchen, der für diesen Zeitraum passte. Zuerst kam der Gedanke, den Teil westlich von Havanna, also Marion, Pinar del Rio und den Nationalpark bei Finales zu erkunden, um dann eventuell weiter mit dem Bus nach Trinidad und von da aus wieder nach Havanna mit dem Rad zu fahren. Doch anhand der Medienberichte waren wir nicht sicher, ob aufgrund des Benzinembargos durch die USA alle Buslinien fahren. Es bestand das Risiko, dass wir irgendwo sitzen und nicht mehr weiterkommen. Auf das wollten wir uns nicht einlassen und entschlossen, die überschaubarere Route nach Varadero zu radeln. Einer Landzunge etwa 140 Km östlich von Havanna, die landschaftlich schön ist und auch Übernachtungsmöglichkeiten bietet.


1. Tag, Dienstag 29.10.2019 Anreise

Bereits um 4:00 Uhr mussten wir in`s Auto, um zeitig den um 6:45 in München Airport startenden Flieger nach Düsseldorf zu erreichen. Vier Stunden später ging es dort weiter nach Havanna, wo wir knapp 11 Stunden im A330 Airbus in der Konservendosenklasse in Vorfreude auf die kommenden Tage die Stunden fristeten.

Gegen 18:00 Uhr setzte die Maschine am Flughafen Jose Marti, der etwa 20 Km Südwestlich von Havanna liegt, auf. Als wir den Flieger verließen kam uns nicht nur ein schwülheißer Luftschwall, sondern auch ein kräftiger Tropenschauer entgegen und wir waren bereits beim Erreichen der Flughafenhalle ordentlich durchgenässt.

Wird uns das während der Radtage wohl auch öfters auf dem Rad passieren?? Aber zumindest ist dieses Nass sehr warm. Der Flughafen war für so eine Großstadt wie Havanna sehr überschaubar und nur je eine Abfertigungshalle für Arrival und Departure war vorhanden. Auf alten verstaubten LCD`s sah man die wenigen Flugbewegungen. Nur etwa stündlich fanden Abflüge oder Ankünfte statt. Der Bauzustand der Abfertigungshalle war mangelhaft, aber das kennt man ja aus Airports solcher Länder. Nun gut, irgendwann kamen auch die Koffer am Fließband daher und nun galt es zuerst mal Geld umzutauschen. Das Problem war nur eine lange Menschenmenge vor dem Wechselstubenschalter, von denen es nur einen am Flughafen gab.

Die haben hier zwei Währungen. CUC und CUP. Wir wollten CUCs, die Währung, die identisch mit dem Amerikanischen Dollar ist und als Zahlungsmittel für Touristen gilt. CUP ist eigentlich der Cubanische Peso. Die Arbeitsgeschwindigkeit der Dame hinter der Glasfront war erdrückend. Ein zweiter Schalter wurde dann zwar noch in Betrieb genommen, doch der galt nicht für uns.

 So lernten wir die erste Lektion in Sachen Geduld. Nach einer knappen Stunde anstehen hatten jeder von uns ausreichend Scheine der neuen Währung in der Tasche und mit einem Taxi gings bei eintretender Dämmerung endlich in das 20Km entfernte Zentrum, wo uns bereits der Herbergswirt einer gebuchten Casa Particulares erwartete.

Dies sind Ferienwohnungen, die von Einheimischen angeboten werden, sind relativ günstig und eine Alternive zu den Hotels. Doch war da eine enge steile Treppe hinauf zu den Schlafzimmern und der Gedanke kam auf, wie werde es morgen mit dem Aufrüsten der Fahrräder klappen. In der Innenstadt wollten wir uns noch eine kleine Stärkung zulegen. Die Zeit reichte noch für einen Spaziergang von der Unterkunft durch die Fußgängerzone San Martin, wo das eigentliche Zentrum der Stadt Namens Gallego in Form eines großen Platzes auftauchte. Hier ist alles vom Feinsten.

Zwei Niederbayer in Havanna, leicht von Jetlag gezeichnet

Noble Hotels, saubere Prachtbauten und eben diese schönen hubraumstarken Autos. Leider stinken die und rußen gewaltig. Hunger kam auf und schließlich die erste Erfahrung in einem Restaurant. Die Bedienung machte uns klar, dass von der mehrseitigen Speisekarte nur ein Gericht gebe. Hinter einer Glasscheibe sichtbar vom Restaurantbereich die Küche. Circa 8 Angestellte beschäftigten sich mit sich selber, hatten rege Unterhaltung, doch der Gast schien nur Nebensache zu sein oder eher störend zu wirken. Korrigiere; es waren drei Gerichte. Toast mit Wurst, Toast mit Käse- und Toast und Toast mit Wurst und Käse. Ach ja, wir sind in einem seit über 60 Jahren kommunistisch regierten Land, wo die Machthaber es während dieser Zeit nie geschafft haben, die Bedürfnisse der Bevölkerung zu decken oder die Importe zu finanzieren, wo 1962 beinah der dritte Weltkrieg ausgebrochen wäre, wo zurzeit Benzin rationiert ist. Hätte man doch unter der Zeit von Obama noch gehofft, es würde sich zum Gutem wenden, so prescht ein Mr. Trump nun wieder mit Sanktionen vor, wodurch die wirtschaftliche Lage sich wieder verschlechtert, also es in erster Linie den Armen noch schlechter geht. Ein Warenangebot wie wir es kennen ist hier fremd. Mir kamen schon Gedanken auf, wie es uns da wohl erst auf dem Lande gehen wird. Aber dazu später.


1. Radtag, Donnerstag, 31.10. Radübergabe- Telefonkarte – Havanna – Las Terrazas – Pinar del Rio

Der Betreiber der Ferienwohnung, die sich im Chinesenviertel von Havanna befand, lebte in unmittelbarer Nachbarschaft und war sehr zuvorkommend. Leider war sein Englisch sehr schlecht und die Kommunikation bereitete uns Probleme. Es ihm verständlich zu machen, ob wie die Koffer während unserer Radtage bei ihm lassen können, gelang erst, als wir fast schon eine bildliche Theateraufführung boten, worauf er es kapierte. Ich war mir nicht mehr sicher, ob ich denn die Unterkunft mit oder ohne Frühstück gebucht habe. Mit Handdeuten machte er uns klar, dass hier eine eingebaute Küche ist und wir uns etwas zubereiten konnten. Doch dazu sollten wir erst Lebensmittel einkaufen, was uns zu kompliziert erschien und so suchten wir noch vor Sonnenaufgang am frühen Morgen in der Nähe des Capitolplatzes ein naheliegendes Hotel auf, um ein Kaiserfrühstück zu verkosten. Eine gute Grundlage ist einfach was wert. Es war mit ca. 25 Grad noch angenehm kühl, doch die ersten Sonnenstrahlen machten uns klar, dass es ein heißer Tag werden wird. Der Wetterbericht von zuhause berichtete von 2-5 Grad und Regen.

So, nun galt es, sich um eine Internetanbindung zu kümmern. Telefonieren über Handy ist zwar möglich, aber sehr teuer. Solche Rubbelkarten sollen in den Etesco Filialen erhältlich sein. So sei es. Als wir um 8:30 dort hinkamen, wartete schon wieder eine größere Menschenmenge auf Einlass, doch die Öffnung des Ladens fand dann letztendlich erst um 9:30 statt. Doch um 9:00 Uhr sollen unsere Räder vor der Casa angeliefert werden. So flitzte ich schnell den knappen Kilometer vor und tatsächlich standen zwei rote Stahlrösser vor mir. Die Übergabe klappte problemlos und bis wir letztendlich die Räder aufgepackt hatten, war schon viel Schweiß geflossen und der Vormittag verrann wie im Flug. Schließlich mussten wir diese über eine enge zweistöckige Treppe hinaufschleppen um sie in der relativ geräumigen Casa aufzurüsten. Unten an der Straße oder im Treppenhaus wäre dies unmöglich gewesen. Als erfahrene Auslands-Tourenbiker haben wir schließlich unseren Sattel und Klickies selbst dabei. Doch kaum ein Urlaub, wo Dieses oder Jenes wieder vergessen wurde. Diesmal war es der doch sehr wichtige Radspiegel und das Radschloss sowie die Trinkflasche. Schön wenn man sich über sich selbst ärgern kann. Die Satteltaschen passten am Gepäckträger, der Sattel ließ sich ummontieren, jedoch die Pedale waren fest wie angeschweißt. Das Aufsuchen einer Werkstatt wäre zu aufwändig gewesen und so entschlossen wir uns mit den Turnschuhen und ohne Klickis zu fahren.

Orginal kubanisches Leihrad

Endlich gegen 11:30Uhr standen wir an der Straße zur Abfahrt bereit. Schaffen wir die vorgesehenen 80 Km heut noch?? Schau ma mal. Die ersten Kilometer in einem fremden Land sind immer erhebend. Zuerst mal die Erkenntnis, dass hier meist Einbahnstraßen sind. Schilder sind selten und es schert sich auch keiner was, wen da zwei deutsche Radler mal gegen die Richtung fahren. Draußen am Meer entlang des Malecons kam Hochstimmung auf.Mit einem leichten Rückenwind getragen, rollten wir in traumhafter Kulisse auf der vierspurigen Pracht- und Paradestraße von Havanna dahin und freuten uns auf die bevorstehenden Tage. Ein erhebendes Gefühl. Nördlich azurblauer Ozean, südlich von uns verfallende Prachtbauten, die auf eine Blütezeit aus den 1920er Jahren den Weg zierten. Für Richard war es eine Jungfernfahrt.

entlang des Malecons im Norden von Havanna, die ersten Kilometer

Der Malecon, Havannas berühmte Uferpromenade

Er führte seine neuen Satteltaschen erstmals aus. Es war nicht viel Verkehr, wohl aufgrund der Benzinknappheit. So erreichten wir gegen 13:00 Uhr das westliche Ende der Hauptstadt und es kam aufgrund der schwülen Grade schnell Durst auf. Doch die Erkenntnis, dass Wasser nur in kleinen Plasitkflaschen erhältlich ist und Lebensmittelmärkte eher eine Seltenheit sind. Es stellte sich nun die Frage, ob wir an diesem angebrochenen Tag mit unseren Sattelschleppern nun unseren ersten Trip zu einer ca. 90 Km entfernten, gebuchten Unterkunft in Las Terrazas zur Villa Juanita noch schaffen würden.

Einige Kilometer entlang der Nordküste kamen wir nach Mariel, einem dreckigen, staubigen Küstenort, wo eine gigantische Betonfabrik über einen weit sichtbaren Schornstein ordentlich Dreck in die Luft pustete und es entsprechend stank. Nach mehreren Versuchen gelang es uns endlich Wasser zu erwerben.

Dreck, Staub und Gestank vor diesem riesigen Betonwerk
Lastentaxi

Auch ein spanisches Rad-Tourerpärchen hatte das gleiche Problem. Von hier aus verließen wir die Küstenstraße und radelten wieder landeinwärts. Den über Routing am Navi angezeigten Weg wollten wir nicht nehmen, da dieser teilweise nicht asphaltiert ist und von Gewitterschauern riesige Pfützen und Schlamm die Wege schwer passierbar machten. Doch hier darf man auch auf der Autobahn Radfahren. Wir entschieden uns für die Pan Amerikana, ein zweispuriger Schlaglochhighway, die unsere A3 noch gut erscheinen lässt, zu fahren, was sich als richtig erwieß.

Kleine Panne am Wegesrand. Das kann dauern.
Nicht nur optisch was Besonderes, auch akustisch.

Prototye Spezialized
Mit Hilfsmotor und Einhandbedienung
Endlose Geraden und kaum Verkehr

Müllentsorgung auf kubanisch

Abgesehen von kuriosen Fortbewegungsmitteln, überfüllte Busse und ein paar Laster war kaum Verkehr. Ländliche Gegend und kaum Unterkünfte hier. Gut dass ich noch von Zuhause aus eine Bleibe für den zweiten Tag gebucht hab.

Diese war auch das Tagesziel für heute und trotz kleiner Verfahrer auch erreichten. Die Villa Juanita war das wohl beste Haus in der Umgebung. Eben Glück gehabt bei der eh dürftigen Auswahl. Und man glaubt es nicht, ein Kühlschrank voll mit Wasser und Bier, über den wir uns schnell hermachten. Auch bereitete die Wirtin ein gutes Abendessen. War ein toller Radtag. Der Gestank eines Schweinestalles auf dem Grundstück haben wir ignoriert.

Herrlicher Ausblick zum Schweinestall. Auch was für die Nase. War die einzige Unterkunft.
Elektroinstallation auf kubanisch. Diese freiluft-installierte Sicherungen sind direkt neben der Dusche!!

2. Radtag, Freitag, 1.11.2019 Las Terrazas – Pinar del Rio
Die Nacht war heiß und mit der Klimaanlage war es so eine Sache. Drehte man sie auf, dass sie genug kühlt, war sie so laut dass man nicht schlafen konnte, doch ohne hätte man es nur schwer ausgehalten. Die landwirtschaftliche Duftnote war nur schwer zu ertragen und am Morgen nervte uns ein laut schreiender Hahn, der stimmgewaltig und unermüdlich seine Artgenossen der Nachbarschaft ansteckte. Nach den gestrigen Erfahrungen entschlossen wir uns, bereits um 8:30 auf dem Rad sitzend, an diesem Tag auf der Autopista A4 nach Pinar del Rio zu kommen. Wenn auch landschaftlich nicht so reizvoll, kommt man hier doch am schnellsten vorwärts und temperaturmäßig war es am Morgen noch in Ordnung.

Richard „on Tour“
Verkehr wie auf der A3

So waren wir so um 11:00 Uhr schon bei über 65 Km, bevor die große Mittagshitze kam. Die Kubaner waren sehr kontaktfreudig, grüßten nett un es kam schon mal vor, dass einer mit einem uralten Drahtesel zu einem Sprint herausforderte. Wir ließen uns jedoch nichts gefallen und es war immer eine lustige Abwechslung. Viele Menschen säumten oft an Ausfahrten den Weg um per Anhalter weiter zu kommen. Zumindest haben wir heute Rückenwind, wenn auch nicht stark, so schiebt er uns doch leicht an und es eine Erleichterung. Eine kurze Rast an einer Tankstelle, ein Bier und Wasser und schon geht es weiter Richtung Pinar del Rio. Die Tagestour heute sind 112 Km. Doch aufgrund des frühen Starts erreichten wir bereits gegen 14:00 Uhr den Ortskern von Pinar del Rio.

Pinar del Rio bekannt für Zigarrenproduktion

Sonnenuntergang
Ausblick von unserem Hotel

Einspanner ungefedert.

Es war heiß und wir nutzten jeden möglichen Schatten. Am schlimmsten war es, bei Windstille in der sengenden Hitze vor einer Ampel zu stehen. Doch es war hier wieder Infrastruktur vorhanden und wenn auch bescheidene Hotels und Restaurants boten sich am Straßenrand an. Wieder versuchten wir die begehrten Etesca Internet Karten zu bekommen. Doch in den Läden dieser Firma waren sie komischerweise nicht erhältlich und man verwies uns auf Hotels, wo man sie angeblich kaufen konnte.

Rasenmäher Marke Eigenbau
Minibus

Abends machten wir noch einen Spaziergang, dabei die Feststellung, dass dies wirklich kein Touristenort ist. Oft quatschten uns Schlepper an, die uns in Restaurants locken wollten. Sie sind überall vertreten, an Taxiständen, stehen vor Restaurants oder öffentlichen Plätzen und warten nur darauf ein Opfer zu finden. Ich fiel auch auf so einen Typen herein. Wir bekamen Essen minderer Qualität und zahlten für eine Dose Bier über 3 CUC (ca 3 Euro). Richard zweifelte, ich lies mich überreden und bereute es. Es war mir eine Lehre.

So ging nun der zweite Radtag zu Ende und morgen wollen wir mal in den Nationalpark. Da sind einige Höhenmeter angesagt.

Freitag, 1.11. 3. Radtag,  Pinar del Rio- Finales Nationalpark  im Tal des Vinales

Nach den langen Fahrten auf der Autobahn von gestern, wollten wir heut mal den angeblich schönsten Ort von Kuba besuchen. Vinales liegt in einem Hochtal, umgeben von markanten Kalksteinfelsen, die imposant hervorragen „Elefantenbuckel“, riesige grün bewachsene Kegelfelsen vulkanischen Ursprungs. Dort befinden sich unzählige Höhlen, wo man sogar unterirdische Bootsfahrten unternehmen kann. Auch gibt es hier eine einzigartige Vegetation und Tabakplantagen. Doch all dies zu erleben würde alleine schon etwa eine Woche dauern. Wir machten uns relativ früh mit dem Rad auf und kaum Pinar del Rio Richtung Norden verlassen kamen die ersten Steigungen, die sich über etwa 30 Km in mehreren Serpentinen hochschlängelten. Doch es leichter, hatten wir die Satteltaschen im Hotel gelassen.

Überall präsent
Im Schatten ist gut Lachen

Wäre da nicht der Nationalpark, würde die Stadt ansonsten nicht all zu viel bieten. Das Angebot an Restaurants und Bars ist begrenzt und meist überteuert, das Nachtleben findet hauptsächlich auf dem kleinen Park vor der Kirche statt. Immerhin verfügt der Ort über einen etwas skurrilen Botanischen Garten, der seit bald 100 Jahren in Familienhand ist. Die Leute in Viñales sind sehr gastfreundlich, und man sollte nicht nur für einen der mittelmäßigen Tagesausflüge hier her kommen. Es bietet sich an, ein paar Tage einzuplanen und das Tal und seine Bewohner in Ruhe kennen zu lernen. Doch das ist blanke Theorie, wo wir doch nur acht Tage haben.

Große Vorbereitung und viel Arbeit für die Guides, die die Räder verteilen und die Vollprofis auf`s Rad heben.

Zentrum von Finales

Markant zu sehen, wie gerade eine Rad- Reisegruppe, etwa 15 Km vor Vinales aus dem Bus gelassen wurden und von Guides die geladenen E-Bikes überreicht bekamen. Sie müssen nun tatsächlich noch etwa 150 Höhenmeter den Berg hinaufstrampeln um dann die Sehenswürdigkeiten zu konsumieren. Für solch geführte Reisen zahlen die Profis dann 3000- 3500 Euro.

In der Umgebung von Viñales befinden sich zahlreiche Höhlen, die nur darauf warten erkundet zu werden. Bei Touristen beliebt ist vor allem die Cueva del Indio, in der sich einst Indianer versteckt hielten. Für 5 CUC Eintritt kann man hier einige hundert Meter durch die Höhle spazieren, bevor einen eine kurzweilige Bootsfahrt mit nach draußen nimmt. Wer sich eine weniger touristische, dafür aber auch anspruchsvollere Höhlenexkursion wünscht, sollte zur Gran Caverna de Santo Tomás aufbrechen. Sie ist die größte Höhle Mittelamerikas und wird noch immer erforscht. Das Besucherzentrum befindet sich etwa 30km außerhalb von Viñales liegt.

Wunderschöne Gegend mit farbigen Häusern.
Einfahrt um Nationalpark

Hier gibt es mehrstündige geführte Touren im Angebot, die einen Einblick in das fast 50km lange Gangsystem liefern. Weitere Höhlen sind die Cueva Paleolítico sowie die Cueva de José Miguel.

Etwa drei Stunden erleben wie die Schönheit dieser Landschaft und begaben uns auf die Rückreise, wieder nach Pinar del Rio. Doch nun ging es größtenteils bergab und wir machten noch einen kleinen Umweg über Los Juncos. Im Ort suchten wir eine andere Casa, da uns das fast doppelt so teure Hotel nicht so zusagte. Abends machten wir noch einen Spaziergang, doch war es plötzlich dunkel in der Stadt, da wieder mal der Strom ausfiel.

4. Radtag, Samstag, 2.11. Pinar del Rio- Bus nach Havanna- Weiterfahrt mit Rad nach Playa Jiba

Früh mussten wir raus, da es mit dem 7:00 Uhr Bus zurück nach Havanna ging. Schon erfreulich, dass überhaupt Busse fahren. Am Bahnhof angekommen zuerst mal anstellen. Dann der Verweis auf einen anderen Tiketschalter der um 6:30 Uhr noch gar nicht besetzt war. Obwohl schon Leute anstanden gedachte die Schalterdame ein Nickerchen zu machen.

Die Menschenschlange vor dem Schalter war ihr egal.

Ein besonderes Erlebnis ohne Klimaanlage und kerniger Sound inclusive harter Federung

Lautstarke und rege Diskussionen unter Einheimischen und wir mittendrin. In unserem Verständnis irgendwie komisch. Dann sammelte sich wieder eine größere Menschenmenge vor einem anderen Schalter, an der Richard schon in Stellung war. Wir glaubten ja der Bus fährt pünktlich und wir werden ihn verpassen. Stressiger Morgen!! Aber irgendwie lenkt sich die Sache wieder ein und eine zuvorkommende Dame verkaufte uns dann Tickets und im Stockwerk unterhalb musste ich die Räder kleinmachen. Uns wurde mitgeteilt, dass der Bus wohl gegen 9:50 abfahren werde. Naja, ist halt alles anders hier. Nach etwa zwei Stunden waren wir in Havanna und packten gegen Mittag bei drückender Hitze die Räder aus dem Gepäckabteil. Es ging los, wir umfuhren das Zentrum von Havanna südlich und kamen durch mehrere Gebiete wo eben die kubanischen Stadtleut leben.

Verfallene Häuser,  Löcher im Teer und eine Rußbelastung durch die stinkenden Diesel, die mit Worten kaum zu beschreiben ist. Es galt immer, wenn so ein Gefährt uns überholte einfach die Luft anzuhalten.

Endlich nach einigen Kilometern, nachdem wir die Bahia de la Havanna umfuhren, wurde dann die Luft im östlichen Stadtbereich etwas besser, der Verkehr weniger. Doch die Nachmittagshitze war schon schwer zu ertragen und so mühten wir uns auf der Via Blanka weiter Richtung Osten. Ein straffer Gegenwind erschwerte das Vorankommen, doch kommt man zwar weniger vorwärts, so kühlte er ein bisschen und bewirkte,  die Temperaturen leichter zu ertragen. Diese Route war verkehrsreicher, da ja hier auch die vielen Touribusse vom Flughafen Havanna Richtung Varadero fahren, eine Landzunge etwa 130km östlich der Hauptstadt, wo sich wohl der meiste Tourismus der Insel abspielt. Jeder Kilometer erschien schwer bei der Hitze. Doch plötzlich am Seitenstreifen ein langer Stau. Vor den Zapfsäulen wartete eine lange Autoschlange um dann vielleicht ein paar rationierte Liter in den Tank zu bekommen, um zumindest für ein paar Kilometer wieder fahren zu können.

Doch die Schreie aus der Magenhöhle wurden wieder lauter. Hunger und Durst kam auf und siehe da, eine Autobahnraststätte. Fünf Gefriertruhen, darüber eine große Angebotstafel mit vielen Eissorten. Vier Truhen waren zwar in Betrieb, aber leer. In einer befanden sich etwa 50 Stück 500mL Eisbecher mit den Sorten Erdbeer-Schoko und Erdbeer-Vanille. Das restliche Warenangebot war sehr überschaubar und beim Mann hinter der Theke nachgefragt, was es denn sonst noch gäbe nur Achselzucken. Im Laden nebenan war ich glücklich Müsli zu finden, welches wir mit dem Eis mischten und so mit einer Überdosis Zucker die nächsten Kilometer antraten. Einmal hätten wir in einem Geschäft beinah Spülmittel mit Limonenlimo vertauscht. Wenigstens gab es holländisches Dosenbier. Hier darf man nicht so wählerisch sein. Schon von weitem war bei Santa Cruz del Norte ein mächtiger Schornstein zu sehen, der Unmengen Dreck in die Luft pustete.

Wenn man Hunger hat, isst man alles was nun mal erhältlich ist.

 

Ein Kraftwerk und Ölbohranlagen, dessen Türme und Abfackelkamine schon von weitem zu sehen war. Der Geruch und das Ausmaß der Umweltverschmutzung lässt unsere derzeitige CO2 Debatte wie eine Farce erscheinen. Doch südlich von uns endlos scheinender Urwald, Palmen und in der Ferne die Anhöhen Parque Escaleras da Jaruco.

Es war zwischenzeitlich später Nachmittag und Zeit sich um ein Quartier umzuschauen. Wir fuhren von der Schnellstraße ab und kamen an eine malerischen Küstenabschnitt bei Playa Jibacoa. Türkisblaues Wasser, Traumstrand und ein großer Campingplatz mit vielen Wohnbungalows.

Eine Dusche wär recht und so fragten wir an der Eingangspforte zwischen dösenden Hunden und demotivierten Wächtern nach so einer Unterkunft. Man verwies uns auf die Reception, wo wir mit unserem Anliegen die Belegschaft wohl aus ihren Privatdiskussionen rissen. Daraufhin kam zwar geschäftige Hektik auf, einer begann zu telefonieren, doch kurze Zeit später waren sie wieder mit sich selbst beschäftigt und nichts kam dabei raus. Richard und ich schauten uns nur an, fühlten uns überflüssig uns suchten das Weite. Das ist Dienstleistung auf kommunistische Art. Des Weges überraschte uns ein Regenschauer und obwohl die Sonne schien, kam Schnürlregen herab, vor dem wir eilig flohen. Eine weitere vorgefundene, etwas noblere Ferienanlage, wo sich an der Lobby mehrere ältere Amerikanerinnen befanden, hatte angeblich kein Zimmer mehr frei, oder sie wollten uns nicht. Zumindest gab es hier was zu trinken und ich machte mich auf, eine auf meinem Radnavi angezeigte AirBnB  Bleibe zu suchen, wärend Richard sich Kühlung von Innen verschaffte.

Auf dem ansteigenden Weg dahin fuhr ich an einem Restaurant vorbei. Bei der Casa angefragt, versetzte ich die Wirtin in Stress, da sie eilig noch das Zimmer zurechtrichtete, bevor ich es besichtigen durfte. Zwar war es nur ein 140er Bett, ein verdammt kleiner Raum, der stickig und ohne Klimaanlage war, doch noch lange nach anderen Unterkünften zu suchen war uns zu aufwändig. So habe ich es für 25 CUC für zwei Personen gebucht. Zur Wirtin sagte ich, wir kämen in etwa einer Stunde, doch erst nach drei Stunden, gegen 23:00 Uhr klopften wir an. Sie hatten nicht mehr mit uns gerechnet, erkannte aber sicherlich, dass der Rotwein uns gut schmeckte. Vorsichtshalber hat sie gleich die Rechnung im Voraus kassiert. Ich glaube wir haben während des ganzen Urlaubes hier die besten Shrimps gegessen. War ein aktionsreicher Tag.

5 Sterne Resort

5. Radtag, Sonntag, 3.11. Play Jibao- Mazantas- Varandero

Die Nacht war ein Trauma. Zwei Hunde und ein der Stimme nach pupertärer Gickerl, meldeten sich lautstark ab 4:00 Uhr zu Wort um den Tag anzustimmen. Wutentbrannt jagte ich die Köder vom Hof, was zumindest kurze Zeit wieder Ruhe brachte. Das Frühstück war exotisch.      

Was könnte das wohl sein.
Bananen und Ananas kann man auch anbraten.
Könnte auch ein Boot sein

Bei einer Beilage wussten wir nicht, ist es verdorbene Wurst oder ein kleiner braungrauer Vollkornfladen, bis ich mich vorsichtig zu probieren wagte. Es war eine Mehlspeise. Der Kaffee war kaum zu trinken, doch wir hatten etwas im Magen, wo doch der neue Radtag ansteht, mit Vorfreude auf neue Eindrücke, Erlebnisse und Landschaften. Geplant war Mazantas und schließlich Varadero zu erreichen. Bevor wir nach Verlassen unseres Quartiers wieder der Hauptstraße näher kamen, waren da einige Höhenmeter zu bewältigen, doch es war noch nicht zu heiß und somit auch kein Problem. Die Luft war kristallklar und wir sahen unsere Spiegel in den übergroßen Pfützen, die von ausgiebigen Regenfällen um Mitternacht zeugten, die wir aber nicht hörten, da der Ventilator im Zimmer wohl lauter war.

Die weitere Strecke entpuppte sich als sehr bergig und 17 Km vor Mazantas kamen wir am Puente de Bacunyagua vorbei, an einer großen Brücke und einem Taleinschnitt der sich weit ins bergige Landesinnere erstreckte. Alles Palmenwald, soweit das Auge reicht. Vor uns, etwas hinter einem Berg versteckt, eine weitere Raffinerie, wo in einer großen Flamme gasförmige Abfallstoffe abgefackelt wurden, die man selbst bei hellstem Sonnenlicht markant sah. Mit dieser Energie könnte man wohl bei uns dutzende Häuser heizen. Endlich ging es vor Mazantas mal bergab.

Wir hatten erstmals nur Seitenwind und uns wurde die Größe der Landschaft bewusst. Bei der Hinreise nach Varadera fuhren wir nur die an der Küste gelegene Durchgangsstraße entlang, doch für einen Innenstadtbesuch reichte die Zeit nicht, hatten wir am angefangenen Nachmittag doch noch 40 Km bei straffen Gegenwind vor uns, schließlich ist es um 6:00pm dunkel und wir hatten noch kein Zimmer. Interessant hierbei, dass man hier auf der autobahnähnlichen Durchfahrtsstraße nach Varadero meist Verbotstafeln für Radler sah, wo man doch Überland auf Autobahnen fahren durfte. Mazantas ist keine Touristenstadt. Entsprechend ist kaum Gastronomie vorhanden. Um ein typisches Kaffee oder Restaurant an der Hauptstraße zu finden sucht man oft lang, überkam uns doch oft der Drang nach einem kühlen Bier oder Wasser. Aber wenn man schon ein paar hundert Kilometer in so einem Land geradelt ist, dann weiß man um der Dinge Bescheid. Wir fanden zwar so ein Haus an der Straße, doch das Bier schmeckte nur nach Kohlensäure uns sonst nach nichts und so fuhren wir weiter. Doch was uns dann noch blühte, war schon beachtlich. Ewig scheinende gerade, autobahnähnliche Streckenführung der Straße nach Varadero, vorbei am Flughafen von Mazantas, große Hitze und zackig überholende, stinkende Chevys machten die Fahrt nach Varadero noch ganz schön adrelaninhaltig. Wir waren platt und freuten uns endlich die Eingangspforte nach Varandero zu erblicken.

Es war geschafft und die letzten Kilometer, vorbei an einem kleinen Binnengewässer, der Avenida Kawama kamen endlich die Touristenburgen von Varadero zum Vorschein. Hier ist alles gleich, egal ob Du in der Algavre, ob in Florida oder weiß Gott auf der Welt in Tourigebieten bist. Aber zumindest gab es wieder mal ein ordentliches Hotel, wo reichhaltiges Essen und Getränke vorhanden sind. Ich entschloss mich nach dem Einchecken und Ausruhen Abends noch nach Cayo Buba, also ans Ende der Landspitze zu fahren und mit ordentlich Rückenwind, fast schon in finsterer Nacht, wieder zurück zum Hotel zu radeln. Dunkle graue Gewitterwolken bauten sich am Firmament auf und ich hatte Glück, nicht einen kräftigen Regenschauer zu erwischen. Hier an der Landspitze sind meist die Nobelressorts, große Hotelanlagen, Glofplätze und Jachthäfen zu finden. So ging wieder ein ereignisreicher Tag zu Ende und wir hatten noch unseren Sport im Bierholen an der Hotelbar.

6. Radtag, Montag, 4.11. Varandero

….und immer wieder diese schönen Autos

Heute war eine Art Ruhetag, zur Erholung gedacht und genutzt, im Schatten sich von den Strapazen der Tage zu erholen und mal den Traumstrand zu erforschen. Dies schaffte ich etwa eine Stunde, doch dann der Entschluss mit dem Rad nochmal die Landzunge genauer zu erforschen. So vergingen wieder knapp drei Stunden, bis die Nachmittagshitze  zu einem Päuschen im Hotel nötigte. Spätnachmittags war Richard bei der fast gleichen Tour nochmal dabei. Es ging wieder hinauf zur Landspitze bis nach Estero Molas.

Richard brauchte noch neue Schuhe, da seine Sohlen keine Pedale vertrugen und sich langsam vom Schuh verabschiedeten. In einem schönen Restaurant an der Avienda Playa hörten wir noch kubanische Klänge mit einer Combo, die an den Tischen aufspielte. Es war schöne, rhythmische Musik, guter Gesang, welche wir mit zweimal 10CUC für ihre Spieleinlagen belohnten.

Doch sie suchten jede Gelegenheit, wenn auch in anderer Form mehr zu fordern. So solle man ihnen doch eine Runde zahlen, oder man wurde im WC angehauen. Man stelle sich vor, 20CUC ist die Monatsrente eines Kubaners. Zumindest wurde uns während des Urlaubs nichts gestohlen.

Noch ein paar Zeilen zum Sonnenschutz. Man ist ja auf dem Rad oft bis zu 10 Stunden der prallen Sonne ausgesetzt. Als einzig guter Schutz hat sich hier eine gute, wasserfeste Sonnencreme mit Faktor 50 erwiesen. Dies ist fast eine Art Decklack und man wird auch kaum mehr braun, aber das ist egal. Hauptsache man hat entsprechenden Schutz. Ach ja, selbstverständlich erwarben wir eine orginal Havanna, die wir unter Gelächter eines Taxifahrers, der uns Feuer gab, anzündeten und qualmten. Brennt ganz schön im Gaumen. Richards Gesichtsausdruck verrät seinen Zustand. Mein Lächeln ist künstlich.

7. Radtag, Dienstag, 5.11. Varandero- Playa el Faire- Santa Cruz del Norte

 So, wir haben nun noch zwei Radtage vor uns und entschlossen, wieder zurück nach Mazantas- und dann über die Via Blanca noch bei Playa Veneciana ins Landesinnere über die 131 nach Havanna zu radeln. Nach Verlassen des Hotels war aber die Wetterlage noch die Gleiche wie vor zwei Tagen und bereits am Vormittag stellte sich eine angenehme Brise von hinten (0stwind) ein, die während des Vormittags kräftiger wurde. Mazantas war mit dieser Unterstützung schnell erreicht und so hatten wir Zeit auch diese Stadt noch von innen kennenzulernen. Im Hotel Louvre stärkten wir uns beim Chicken- Tagesangebot und uns lag nun ein längerer Anstieg mit Gegenwind bevor. In der Stadt war geschäftiges Treiben und viele Menschen zu sehen. Interessant was so ein Kubaner Geld verdient. Die konvertierbare Währung heißt CUC und ist genauso viel wert wie ein Dollar. Allerdings verdienen nur diejenigen CUC, die im Tourismus oder in einem anderen devisenträchtigen Gewerbe tätig sind. Die anderen, also zum Beispiel alle Staatsbedienstete, werden in kubanischen Pesos bezahlt. So kommt es, dass findige Kubaner viel mehr verdienen können als gut ausgebildete Ärzte oder auch Beamte in hohen Positionen. Der kubanische Staat ist im Eintreiben von Steuern nicht besonders geübt. Selbstständige Kleinunternehmer gibt es seit knapp 20 Jahren, aber erst im letzten Jahrzehnt ist die Zahl der Cuentapropistas –  derjenigen, die auf eigene Rechnung arbeiten – rasant gestiegen. Taxifahrer die einen alten Cadillac oder Chevrolet besitzen und damit Touristen rumkutschen, Marktverkäufer oder die, die in der Touristenbranche ihre Nische gefunden haben. Sie verdienen an einem Tag bis zu 50 CUC, wofür ein Anderer ein ganzes Monat arbeiten muss. Doch trotz der schlechten Versorgungslage in dem kommunistischen Land stehen die Menschen gegenüber anderen Ländern Lateinamerikas noch gut da. Dort wären viele Menschen froh, wenn sie Lebensmittel für 14 Tage bekämen. Und auch an kostenlose medizinische Versorgung, die in Cuba selbstverständlich ist, ist im Vergleich zu Nachbarländern wie Jamaika, Dominikanische Republik oder Haiti nicht zu denken.

So, aber nun wieder zu uns Pedalleuren. Wir verließen die Via Blanca wieder, um auf dem Rückweg nach Habanna im Jibacoa Resort eine Unterkunft zu finden und vielleicht in dem guten Lokal nochmals die Shrimps kosten zu können. Doch wollte es mit einer Zimmerbuchung nicht so recht klappen, da hier wohl die besonders betuchten hausen und in der Casa wo wir waren, wollten wir nicht mehr, da der Gickerl wohl noch lebte. Man nannte uns in den umliegenden Ressorts Zimmerpreise jenseits von 100CUC und obwohl uns in einem anderen Haus berichtet wurde, dass viele freie Zimmer frei waren, war keins zu haben. Dann suchen wir eben weiter. Auch die großen Wohnanlagen mit Camping hatten für uns nichts. Hier hausen wohl die Parteigenossen der Kommunisten. Immer, selbst von Hotelangestellten bekamen wir Tipps für Casas und so auch diesmal. Nähe der Hauptstraße fanden wir eine Bleibe bei Playa del Fraile. Ein einfaches Haus, doch alles Nötige war vorhanden. Meist ist in solchen Casas die Wasserversorgung ein Problem. Er musste erst die Pumpe einschalten, damit das Wasser floss und die Armaturen des Bades waren vorsichtig anzufassen, sonst hatte man sie in der Hand. Ebenso ist es ratsam für die Klospülung immer einen Wassereimer parat zu haben. Für den Duschhahn wäre eine Klemtnerzange gut gewesen. Aber das sind wir ja nun in der ländlichen Gegend schon gewohnt. Teilweise war dies auch bei besseren Hotels der Fall. Dafür wurden unsere Radsachen gewaschen. Abends waren wir noch in einem Restaurant nahe der Casa direkt an der Hauptstraße. Ein Deutscher, der immer monateweise nach Kuba reist und gut spanisch kann, erklärte uns, was die Kubaner in Sachen Essens- und Weinkultur alles noch nicht wissen. Der Rotwein kommt aus dem Kühlschrank, dafür wird der Weißwein warm serviert. Auch über Speisefolge und Zubereitungsarten ist noch Lernbedarf.

8. Radtag, Mittwoch 6.11. Playa el Fraile- Havanna

Wieder mit Rückenwind starteten wir, erneut vorbei an einem gigantischen Kraftwerk, dessen Kamin die ganze Küste mit hellbraunen Rauch eindeckte und es entsprechend stank. Riesige Bohrtürme säumten den Weg, wo chinesische Firmen den begehrten Brennstoff aus der Erde fördern und es macht nachdenklich, in welchem Maß hier die Umwelt belastet wird und Tonnen von rußigem CO2 in maroden Kraftwerken in die Luft geblasen werden.

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Doch mit den eigenen Ölquellen kann der Bedarf nicht gedeckt werden und so bekommt das Land zurzeit Lieferungen aus Venezuela vom Maduro Regime, die nun ebenfalls auf einer „schwarzen Liste“ gelandet sind und denen nun auch Sanktionen der US-Regierung auferlegt wurden. Verrückte Welt!! Fast gleichzeitig kam eine gute Neuigkeit aus Fernost: China kündigte an, die schwächelnde Konjunktur der Insel mit einer Spende in Höhe von 112 Millionen US-Dollar stützen zu wollen.

Die Stromversorgung in diesem Land ist sehr unzuverlässig. Wir erlebten auch Stromausfälle, wo meist am frühen Abend ganze Stadtteile betroffen waren. Doch für die Kubaner ist das Normalität. Ähnlich ging es mir mal in Südafrika, wo jedes öffentliche Gebäude oder Märkte in solchen Fällen ein Notstromaggregat zuschalten musste.  

Es war nun schon langweilig und nervig auf der Autobahn zu fahren, weshalb wir landeinwärts auf eine Parallelstraße nach Havanna einbogen. Der Abschnitt über die 131 war ein Kontrast zur Küstenstraße und wir waren nun wieder richtig im ländlichen Kuba, in den kleinen Dörfern, wo es noch rustikal zugeht. Viele Einspanner, arme einfache Leute und Behausungen sind zu sehen. Am Wegesrand lag ein toter Gaul, dem es wohl zu viel geworden ist und er sich von der Welt verabschiedet hat. Ratlos umforschte ein Kubaner das Tier, vielleicht gibt es doch noch ein Lebenszeichen von sich. In der prallen Sonne offerierte ein Metzger in einem Dorf sein Fleischangebot und knatternde, stinkende Mopeds rauschten an uns vorbei. So kamen wir in die ersten Bezirke südwestlich von Havanna und sahen über die Bahia de la Habana schon von weitem aus dem Häusermeer herausstechend das El Capitolio. Östlich der Bucht befinden sich viele marode Industrieanlagen, rostende Gleise, Kraftwerksruinen, verrostete Wagoons, die hier wohl schon Jahre stehen, Gleise die nicht mehr befahrbar sind und ellentiefe Löcher in der Teerdecke, die äußerste Vorsicht beim Radfahren erfordern. In Santa Cruz del Norte kam ich mit dem Rad abends an einem Tankwagen, vor dem eine Menschenschlange mit Behältern anstand um Trinkwasser zu bekommen.

Zwei Nobelbikes
Hier gibt es Trinkwasser für die Bevölkerung

Sozialwohnungen

Hier wäre Investionsbedarf von zig`Milliarden Dollars, da die Infrastruktur seit über 60 Jahren dahinbröckelt, genauso wie der Putz der Prachtvillen in Havanna.  Wieder in der Innenstadt angekommen, fand sich auch eine diesmal geräumige Casa, wo die Dusche funktionierte und wir auch unsere Koffer in unmittelbarer Nähe abholen konnten. Ach ja, da war doch noch die Radrückgabe. Pünktlich um 18:00 warteten zwei Männer von Profil Kuba Reisen und holten die Räder, die obwohl sie nicht mehr die Neusten waren, brav ihren Dienst getan hatten. Wir ließen uns den ordnungsgemäßen Zustand bestätigen und waren auf einmal ohne Rad in Kuba. Ganz schön ungewohnt.

Abends war in einer Zone Galiano ein Italienfest, wo sich viele Menschen tummelten. Wir wollten dort was zum Essen. Doch man muss ich anstellen, wie fast überall hier in Kuba. Uns war das alles zu viel, suchten abseits von dem Geschehen ein normales Restaurant, mit dem wir aber auch kein Glück hatten.

9. Tag Stadtrundfahrt Heimreise

Heute am Abflugstag wollten wir nochmal ausgiebig die Stadt erkunden, gingen zu Fuss wieder in`s Zentrum und wenn schon in Havanna, dann sollte man auch mit dem Hop on Hop Bus eine Stadtrundfahrt machen.

Es könnte ja sein, dass wir diese oder jene Sehenswürdigkeit noch nicht gesehen haben. Im 20min. Takt fuhr der oben offene Bus seinen Rundkurs, vorbei an öffentlichen Plätzen und weit hinaus in den westlichen Teil der Stadt, wo noch viele Hotels waren. Wir stiegen noch am Malecon aus und gingen zu Fuss einige Straßen entlang im Villenviertel Vedado. Doch diese Villen sind aus der Kolonialzeit um 1920, einer Ära, da wo es den Kubanern deutlich besser ging. Diese Prachtbauten sind nun größtenteils verfallen und kaum mehr bewohnt. Auch passierten wir den großen Platz der Revolution, wo die marxistischen Helden und Revolutionäre Che Guevara und Fidel Castro an Hauswänden dargestellt die Besucher beeindrucken.

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Wenn man die ganze Woche mit dem Rad unterwegs ist, dann kommt einem das Gehen ganz schön anstrengend vor. Wir beschlossen nach ein paar Kilometer wieder in den Bus zu steigen um rechtzeitig in der Casa einzutreffen, die Koffer zu nehmen und mit dem Taxi zum Flughafen zu fahren.

War noch ein schöner Abschlußtag mit tollen Bildern und Impressionen unseres Kurztrips durch Kuba.

Am Flugplatz angekommen hat alles geklappt und nach 9 Stunden waren wir mit der Swissair in Zürich, wo uns 4 Grad und ergiebiger Regen begrüßten.

Bis zur nächsten Reise

Verfasser des Berichtes, Werner Pongratz

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