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Nach zwei Jahren zwangsbedingter Coronapause endlich wieder die Möglichkeit eine Tourenradreise nach Asien durchzuführen. Hurra!!
Aufgrund der sinkenden Coronazahlen in diesen Ländern vereinfachten viele Fernoststaaten die Einreiseregeln. Es reicht nun der Nachweis einer vollständigen Impfung. Doch leider ist auch ein unangenehmer Nebeneffekt feststellbar. Man ist schon wieder zwei Jahre älter geworden.
Aber trotzdem innerlich ist sie da, die Vorfreude auf das Bevorstehende. Vorfreude soll ja bekanntlich die schönste Freude sein. Auf dem Plan war diesmal, die im Jahr 2018 in Krabi beendete Radtour weiter Richtung Süden fortzuführen, also der südliche Teil von Thailand und der Norden von Malaysia.
Meine Asientrips begannen 2013, wo ich in Hanoi (Vietnam) startete, dort meinem Freund Ludwig traf, der damals meinte, er müsse von Osterhofen aus runterradeln. Er war ein Jahr unterwegs durch viele Länder wie die Türkei, Kasachstan, China, als wir in Hanoi ein Treffen vereinbarten und ich ihn mit dem Fahrrad eine Zeit bis HuaHin begleitete.
Er war damals auch noch einige Monate unterwegs bis Singapur, während meine Reise schon nach gut zwei Wochen, der Durchquerung von Laos, Ho Chi Minh Pfad, Kambodscha Siam Reap wieder endete. Weitere Reiselust kam dann 2017 auf, wo an der Grenze zu Myanmar der Norden Thailands, Opiumroute, Chiang Mai, Chiang Rai, Uttradit bis Bangkok mit dem Rad erkundet wurde. 2018 dann die Fortführung von Bangkok über Prachuap, Chumpon, entlang der Grenze zu Myamar nach Krabi, von wo aus es nun Richtung Süden weitergehen soll. Etwa bisher 7000 Radkilometer in Asien und unvergessliche Erlebnisse, die ich nicht missen möchte.
Teilweise hatte ich Blogs darüber geschrieben, die neben anderen Radevents in diesem Portal chronologisch aufgeführt sind. Bei einigen bedarf es noch der Nachbearbeitung, wofür meistens die Zeit nicht reicht.
Zuerst stand die Überlegung im Raum, dieses Mal von Krabi bis Singapur zu radeln. Doch bei zehn Radtagen wird das stressig, da eine Gesamtdistanz von über 1200 Kilometer zu bewältigen wäre. Nun ja, bei einigermaßen flachem Profil, angenehmen Temperaturen, einem 8kg Rennrad kein Problem. Doch bei schwülen 30 Grad, teils kräftigen Gewitterregenschauern, Mittelgebirge mit so manchem „Wadlbeisser“ und einem mit Taschen bepackten 30kg Rad wäre das sehr sportlich gewesen. Außerdem sollte bei so einer Gelegenheit auch die Kultur, die Menschen, das Land kennen gelernt werden. So von der Planung her die erste Änderung, nur bis Kuala Lumpur zu radeln und dann per Gabelflug von dort aus die Heimreise anzutreten. Zu guter Letzt wurde es eine Reise, die durch den Süden Thailands, den Norden Malaysias und dann per Bus wieder zurück nach Krabi- zum Heimflug über Phuket führen sollte. Vielleicht klappt nochmal so ein Trip, wo man die Gegend bis Singapur noch kennenlernen kann. Im Vorfeld viele Stunden am PC, wo Erkundigungen über das Land, Wetterinformationen eingeholt wurden, wo es doch in Malaysia an Ost- oder Westküste sehr unterschiedlich ist. Grundsätzlich beginnt ab Dezember aber eine trockenere Phase und ab dann macht es Sinn, eine Radreise zu planen. Ab Ende März wird es dann wieder so heiß, dass sportliche Aktivitäten kaum mehr durchführbar sind. Die Tourenradreise, also der Urlaub, war für 14 Tage geplant (9-10 Radtage), jedoch begann er in meinem Kopf schon Wochen vorher, da für mich das Packen des Rades und die akribische Vorbereitung schon mit einer großen Vorfreude verbunden ist.
18.11.22 – Anreise und erster Radtag
Ab München ging es los, um über Dubai nach Phuket zu fliegen. 30kg Sportgepäck waren ohne Aufpreis möglich. Also eine Radschachtel inclusive Tourenrad und Utensilien, die man eben bei so einer Reise braucht. Als Polster dienten die Satteltaschen, Helm…. Im Handgepäck die restlichen Utensilien wie Elektronik und Dokumente. Zum Flug selbst gibt es an sich nicht viel zu erzählen. Doch es ist immer wieder imponierend mit einer A380 mit Emirates zu fliegen.
Mit so einem Airbus lässt sich komfortabel reisen, da er sehr leise ist und auch in der Economy Klasse super Komfort bietet. Mit einem guten Entertainmentsystem vergeht die Zeit sprichwörtlich „wie im Flug“. Emirates hat ja die größte Flotte dieses Typs, mit der ich nun schon oft geflogen bin, die jedoch nie voll besetzt war. Das Oberdeck war meistens leer. Dieser fliegende Koffer verbraucht bei einem Interkontinentalflug ca 130.000 Liter Kerosin. Dies scheint jedoch einer Gesellschaft, die einem ölreichen Staat angehört, ziemlich egal zu sein. Aber zum Thema Umwelt später noch ein paar Worte. Gigantisch hierbei immer der Dubai Airport, der unseren Münchener Flughafen als Provinzplatz erscheinen lässt. Bei der Zwischenlandung erlebte ich eine Premiere! Die drei Stunden Transferzeit sollte mit einem Bierchen, 0,5l Heineken, schneller vergehen. Zahlbar mit Visacard in Dirham, oder 4 Kuwait Dinar. Unbedacht die Zahlung mit Karte. Blankes Entsetzen kam jedoch beim Nachrechnen des bezahlten Betrages auf. Umgerechnet 14 Euro?? Schluck! Das war das teuerste Bier, welches ich 2022 erwarb. Da ist die Mass auf dem Oktoberfest sogar noch günstig.
Ab Dubai ging es mit einer etwas engeren Boeing Triple Seven weiter, welche pünktlich in Phuket landete. Schon während des Fluges die Überlegung, wie man irgendwie die Radschachtel wieder verwenden könne. Wie wäre es möglich diese zu deponieren, dass man sie ja für die Rückreise wieder verwenden könne??
Bingo!! Eine Übernachtung direkt bei einem Flughafenhotel für die Nacht vor der Abreise buchen. Dies würde doch die Abstellung der begehrten Box rechtfertigen. Der Plan ging auf.
Im Airport nach Ankunft vor der Gepäckausgabe immer das Bangen, ob denn das Rad auch gut ankomme. So war es, wenn auch die Schachtel ein bisschen ramponiert aussah. Gleich die ersten Scheine umgetauscht, eine Telefonkarte erworben und hinaus ging es mit der sperrigen Radschachtel, wo mich schwüle Hitze erwartete. Das gebuchte Hotel war laut Google Luftlinie etwa 500m entfernt. Zu lang zum Tragen und zu kurz für ein Taxi. Also Auspacken und Aufbau direkt vor der Flughafenhalle in einem Taxiunterstand. Ganz schön heiß hier. Total durchgenässt erfolgte die Montage der Pedale, Vorderrad, Satteltaschen…., bis das Rad fahrbereit war. Doch die sperrige Schachtel zum Hotel zu fahren, erwies sich als gar nicht so leicht, wo doch der Verkehr der Hauptstraße zudem forderte. Aber es hat geklappt. Die eigentliche Tour kann nun beginnen, sollten doch heute noch die ersten Kilometer entlang der Küste Richtung Süden geradelt werden. Immer ein besonderes Gefühl, so eine Reise in einer anderen Kultur, fernab von zuhause, wo Schmuddelwetter ist, zu beginnen und einfach los zu treten. Wie werden sie wohl werden, die nächsten Tage? Bereits nach den ersten Kilometern galt es Wasser zu kaufen und auch deftige Anstiege ließen nicht lange auf sich warten. Fühlt sich ganz schön ungewohnt an, dieses 30 kg Rad, vor allem wenn man schon eine längere Zeit nicht mehr bepackt gefahren ist und zuvor meist mit einem 8kg Rennrad unterwegs war. Aber das ist Kopfsache. Ach ja, hier ist ja auch noch Linksverkehr!! Geschäftiges Treiben war auch in kleineren Ortschaften entlang der Küste feststellbar, wo doch hier viele Touristen ihren Urlaub verbringen und viele Scooter unterwegs sind. Da gilt es besonders aufzupassen. Auch ließ der erste Schauer nicht lange auf sich warten. War ja absehbar, wo doch viele gesättigte Wolken am Himmel nur darauf warteten sich zu ergießen. Meist dauerte so ein Ereignis nicht lange und man sucht sich am besten einen Unterstand, bis man die Reise fortsetzen konnte. Resorts und Hotelanlagen gibt`s ja hier in Massen. Nicht so meine Sache, aber da muss man durch.
Bereits nach etwa 30 Kilometern und einigen knackigen Anstiegen spürte mein Körper den Jetlag und den Klimaschock und obwohl der Kopf noch weiter wollte, dann doch der Entschluss ein Hotel zu suchen.
Schließlich wird es hier auch schon um etwa 18:00 Uhr dunkel und bis zur Finsternis geht es, je näher am Äquator, ziemlich schnell. Ein Hotel mit Restaurant war schnell gefunden. Also duschen, Wäsche, Telefonate, Wetterbericht, Elektronik laden, Planung für den nächsten Tag, Essen. Leider wird die Wäsche über Nacht wegen der hohen Luftfeuchtigkeit bis zum Morgen oft nicht trocken. Dann werden sie eben am nächsten Tag über die Satteltaschen gehängt und trocknet im Fahrtwind. Man muss sich nur zu helfen wissen.
19.11.22 Zweiter Radtag
Leider zeigte sich am Morgen der Jetlag stärker als erwartet. Ich fühlte mich relativ matt. Eine erdrückende Schwüle steht in der sehr warmen Luft. Die Sonne knallte vom Himmel und es kam keine so rechte Lust auf, nun auf`s Rad zu steigen und größere körperliche Leistungen zu vollbringen. Die Befürchtung kam auf, es werde jeden Tag so heiß sein, was natürlich mein Vorhaben Richtung Malaysia zu radeln, deutlich beeinflussen würde. Erst gegen Mittag konnte der innere Schweinehund überwunden werden, jedoch als Motivation kann man es nicht beschreiben. Das Leben ist kein Rennen, oder „da Mensch is koa Maschin“. Letztendlich wurde aus dem Tag doch noch eine ausgiebige Stadterkundung, raus an den Rassada Pier und das Treiben der Touristen beobachten, wo auch ein Ticket für die morgige Überfahrt nach Krabi gebucht wurde.
Die Buchung erwies sich als problematisch, das Rad sei zu sperrig für ein Schnellboot. Die anderen Dampfer brauchten bis zu sieben Stunden mit Zwischenstopp auf PhiPhi Eiland. War schon etwas verzweifelt und probierte es erneut an einem Schalter am anderen Ende des Terminals. Siehe da, es klappte für 200 Baht Mehrpreis für`s Rad und Ankunft in Ao Nang. Sichtlich zufrieden mit dem Ticket in der Tasche ging`s zurück zum Hotel, doch irgendwas fehlte. Helm liegen gelassen. Sch… Also nochmal 15km zurück. Er lag noch da, wie er vergessen wurde. So bekommt man Kilometer zusammen.
Man muss erwähnen, dass hier öffentliche Verkehrsmittel sehr günstig sind. Der Transport meines Rades kostete meist mehr, als die zu befördernde Person. Am nächsten Tag um 6:45Uhr sollte ich bereitstehen. Eine Alternative wäre gewesen, die Strecke per Rad zu bewältigen. Eine Fahrt wieder nach Norden über die Sarasin Brige, über Phang Nga, Wat Phrai Son, anschließend durch den Than Bok Khorani Nationalpark nach Krabi zu radeln. Jedoch kenne ich diese Strecke schon, da ich sie 2018 schon mal von Suran Thani aus gefahren bin. Am Abend kam dann doch ein bisschen Enttäuschung über mich selber auf, aber denke es war richtig. Es macht keinen Sinn, nur um Kilometer zu sammeln, sich gleich am Anfang des Urlaubs zu verheizen, wo doch noch einige längere Abschnitte vor mir liegen. Hoffe nur, dass nicht jeder Tag so heiß wird. Ach ja, da wäre noch die Wettervorhersage. Man bekommt auf sein Handy mit verschiedenen Apps Regenradar angeboten, das so gut wie überhaupt nicht stimmt. Man kann davon ausgehen, dass meist nachmittags zu dieser Jahreszeit immer kräftige Schauer kommen. Wenn ich noch unterwegs war, so war dies immer eine schöne Gelegenheit einzukehren und einen Kaffee zu trinken, während es von den Abflüssen der Dächer armdick runterschüttete. Da überkommt einen kurzzeitig Weltuntergangsstimmung. Aber daran gewöhnt man sich. War trotzdem ein schöner Tag.
20.11.22 dritter Radtag
Auf einem Schnellbot ging es mit Verspätung Richtung Osten auf`s Meer hinaus, vorbei an zerklüfteten Karstfelsen, die von der Meeresbrandung sichtlich gezeichnet waren und unten wie angefressen schienen.
Vor An Krabis Küste befinden sich über einhundert von Regenwald bedeckte Felsen, die sich markant aus dem Meer erheben und es ist ein sehenswertes Schauspiel, diese Gegend mit dem Boot zu befahren. An der Reeling gut angebunden mein treuer Untersatz. Immer noch gezeichnet vom Jetlag kam die Küste von Ao Nang immer näher und nach gut zwei Stunden fuhr die Speedferry, bepackt mit vielen Koffern von Touristen im Bootshafen ein. Während diese nach dem Verlassen des Bootes geduldig bei den Bussen anstehen mussten, genoss ich es einfach auf`s Rad steigen zu können und los zu radeln. Auf dem Plan stand nun die Weiterfahrt nach Krabi. Auch bei dieser Fahrt imposant, wie die teils überhängenden Kalksteinfelsen mit ihren senkrechten Flanken das Straßenbild betonten.
Geplant war für Sonntagnachmittag einen ehemaligen Kunden aus Metten zu besuchen. Er wohnt zwischenzeitlich 15 Jahre hier. Im Vorfeld nahmen wir bereits Kontakt auf und besuchten ein Café in der Nähe, wo wir uns viel zu erzählen hatten und ich gute Tipps zur Weiterreise bekam. Der Betreiber des Cafés war früher auch Rennradfahrer, aber das ist schon ein paar Jahre her. Siehe ausgestelltes Rad.
Und schon neigte sich dieser Tag wieder dem Ende zu. Ein kurzer Abendtrip durch die City von Krabi mit spicy Thaiessen, wo ein Feuerlöscher für den Gaumen gut gewesen wäre, gab dem Tag ein würdiges Ende.
21.11.22 vierter RadtagKarbi – Trang
Gut ausgeschlafen und langsam an den Tagesrhytmus angepasst wachte ich auf und es war nun für diesen Tourenradurlaub die erste längere Etappe geplant.
Der Jetlag schien überwunden und innerlich spürte ich mich fit genug eine längere Strecke zu bewältigen. Auf der Petchkasem Road ging`s zuerst am Flughafen vorbei und dann weiter Richtung Süden. Auch war der Wind mein Freund und eine leichte Brise von hinten unterstützte mein Treten. Da ja die Küstenlinie Richtung Süden mit Meeresausläufern ziemlich zerklüftet ist, führt die Hauptstraße etwa 10 km landeinwärts auf relativ flachem Terrain. Die Strecke ist wohl die schnellste und sicherste Verbindung für Zweiräder nach Trang. Der linke Teil der Fahrbahn ist für Zweiräder gedacht, oder wird zumindest dafür benutzt. Getrennt durch einen durchgehenden Streifen, lässt dies ein relativ sicheres Fahren zu. Dass hier öfters mal ein Scooter gegen die Fahrtrichtung kommt, gilt es als normal zu betrachten. Die Infrastruktur an solchen Strecken ist natürlich hervorragend, da alle paar Kilometer Raststätten, Obststände oder Läden sind, aber nach ein paar Dutzend Kilometer wirkt es doch monoton. Deshalb mein Entschluss eine Abkürzung in einer Nebenstraße zu verwenden, die mir das Navi riet. Plötzlich Palmenwald, kleine Dörfer und eine deutlich angenehmere Route.
Doch nun wieder ein Nachteil zu den Nebenstrecken. Hier in Thailand lummern viele, oft aggressive Hunde in den Anwesen am Straßenrand. Kläffend sprinten sie blitzschnell aus den Grundstücken und dann wird`s brenzlig. Mit einem gehörigen Adrenalinstoß entwickelt man immense Antrittskräfte und es beginnt ein Verfolgungssprint, der den Puls hochschnellen lässt. Gerne würden sie in meine grazilen Oberpfälzer Wadl beißen, aber das erlaube ich nicht. Meist bin ich rollend schneller unterwegs und nach etwa hundert Meter geben sie auf. Klappt dies nicht, gab ich schon mal eine Dosis Pfefferspray ab und drohte mit einer Gerte, die ich mir anfertigte und sie damit beeindruckte. Komisch, Scooterfahrer sind sie gewohnt und lassen sie in Ruhe, auf Radfahrer haben sie`s jedoch abgesehen. Doch nun wieder zu meiner Tagestour.
Am Nachmittag verdichteten sich wieder die Wolken, Schauer prasselten vor oder hinter mir nieder, doch das Glück war auf meiner Seite, ich kam ausgezehrt, aber trocken in Trang an. Ein Zimmer im größten, wenn auch etwas abgewohnten Hotel der Stadt im 16. Stockwerk war auch schnell gefunden, mit über 40qm für unter 20 Euro, von dem man weit über die Stadt blicken konnte. Diese Blicke waren jedoch getrübt von dicker Bewölkung mit dauernden Regengüssen. Das Wolkenradar für den morgigen Tag war ernüchternd und so entschied ich mich, die nächste Tagesetappe mit dem Bus zurückzulegen.
22.11.22 vierter Tag, Trang – HatYai
Nach dem Verlassen des Hotels kam schon die Befürchtung auf, nicht mal trocken mit dem Rad zum Busbahnhof zu kommen. Nieselregen macht miese Stimmung. Die Wetterprognose von gestern bestätigte sich. Am Busbahnhof jedoch die Feststellung, da es sich vorwiegend um Minibusse handelte, dass keiner der Fahrer mein Bike so gerne mitnehmen möchte. Als ich vor ihren Augen schauspielerisch das Rad demonstrativ zerlegte, ließ sich ein Fahrer doch noch überreden, mich für 600 Bath, etwa 17 Euro, zu befördern, was für hier ziemlich teuer ist, wo doch eine Einzelperson ohne Rad nur 200 Bath (7 Euro) zahlt. Aber trotzdem noch billig im Vergleich zur Deutschen Bahn. Auch sind die thailändischen Busse pünktlicher. Die Fahrt nach Hatyai dauerte drei Stunden und zu meinem Ärger fiel kein einziger Tropfen mehr. Aus diesem Wetter soll man schlau werden. Also zuerst Hotelsuche und so lange wie möglich Stadterkundung. Zu einigen Sehenswürdigkeiten reichte die Zeit noch, bis schließlich am Spätnachmittag die Regenschauer kamen.
Unterm Strich hat bisher das Wetter doch meine ambitionierten Pläne etwas durchkreuzt. Dachte mir schon bezüglich Reisezeit bei weiteren Reisen etwas mehr in den Dezember hinein zu planen. War ein Erholungstag nach den gestrigen 135 km. Noch ein paar Worte zu HatYai. Diese Stadt im tiefsten Süden Thailands an der malaysischen Grenze, ist ein weitläufiges Geschäftszentrum und Shoppingziel, wo vor allem Malaysianer an den Wochenenden in Scharen kommen. Da sind die Hotels meist ausgebucht und auf dem schwimmenden Markt Khlong Hae verkaufen Händler lokale Lebensmittel und Kunsthandwerk auf traditionellen Booten, die am Kanal liegen. Der Tempel Wat Hat Yai Nai ist für seinen 35 m langen liegenden Buddha bekannt, übrigens einer der größten der Welt.
23.11. Fünfter Tag Tagestrip HatYai – Song Khla und zurück
Morgen steht ja die Grenzüberquerung nach Malaysia an. Es wäre ja noch möglich die Küstenstadt Song Khla zu besuchen. Wenn schon mal hier, dann nicht nur Kilometer preschen, sondern auch die umliegenden Orte oder Städte erkunden. Nachdem mich die Stadt Hat Yai mit ihrem geschäftigen Treiben faszinierte und der Wetterbericht meist ergiebige Schauer vorhersagte, entschloss ich mich eine überschaubare Tagestour von Hat Yai nach Song Khla und zurück zu machnen. Am Vormittag noch blauer Himmel, jedoch schon wieder diese grenzlastige Hitze. Doch nicht lange Selbstmitleid, rauf auf`s Rad und los. Solange Fahrtwind anlag war es kein Problem, aber die Ampeln mit den langen Schaltzeiten nervten gewaltig. So mogelte ich mich oft einfach über den Seitenstreifen vorbei, nur damit wieder eine leichte Brise wehte. Man war nassgeschwitzt und es galt immer genug zu trinken. Zumindest war heute das Gepäck im Hotelzimmer und das Antreten daher viel leichter.
Songkhla ist die Zentralprovinz des Südens und liegt an der Grenze zu Malaysia. Die Provinz hat viele schöne Strände, Wasserfälle und den Songkhla See oder Thale Sap. Der größte Süsswassersee des Landes. Fischfang ist ein herausragender Erwerbszweig der Einheimischen. Natürlich ist Songkhla die Provinzhauptstadt, doch die heimliche Hauptstadt, in der das Wirtschaftsleben pulsiert, ist Hat Yai mit seinem Internationalen Flughafen. Vor dem Kao Saen Temple zog sich eine beschauliche Uferstraße mit vielen Palmen hinauf zur Chalatat Beach.
So gegen Mittag gings dann von der Old Town von Song Chla mit der Fähre rüber zum Ostteil der Stadt, von der ich meine Rückfahrt über die Tinsulanonda Bridge begann. Beeindruckend diese Gegend! An dem Tag wurden es dann doch noch über hundert Kilometer, wobei mich allerdings zwischendurch ein heftiger Regenschauer kurz vor HatYai erwischte.
Hier im Süden Thailands leben etwa 1,8 Millionen Muslime. Seit langem kämpfen Rebellengruppen aus ihren Reihen hier für einen eigenen Staat. Thailands Militär nutzt deren Gewaltbereitschaft, um brutal gegen die islamische Gemeinschaft vorzugehen. Selbstverständich kommt bei solchen Reisen immer der Gedanke der eigenen Sicherheit auf. In den Seiten des auswärtigen Amtes kann man darüber objektive Tipps bekommen. So wird aktuell von den Provinzen Narathiwat, Yala und Pattani sowie Teile von Songkhla im Süden Thailands dringend abgeraten. Würde ich über die Ostseite des Landes nach Malaysia einreisen, käme ich durch diese Povinzen. Daher der Entschluss statt über Pattani die Strecke Richtung Kedah, also weiter westlich, morgen zu nehmen. Bei Bukit Kayu Hitam ist die Grenze zu Malaysia. Insgesamt sind es wieder über 140 km. Wird wieder ein harter Brocken, aber zumindest keine größeren Anstiege. Freue mich schon auf den nächsten Tag.
24.11. Sechster Tag HatYai – Kedah
Ein neuer Tag, neue Erlebnisse und Abenteuer und erstmals in meinem Leben betrete ich das Land Malaysia. Gegen 8:00 Uhr bereits auf dem Rad ging`s los Richtung Süden auf dem Highway. Wind und Wetter passten und gegen Mittag, nach 50 zurückgelegten Kilometern, die Grenze zu Malaysia. Die Überquerung war kein Problem und an den Zollschaltern ging es ruhig zu. Die begehrten Stempel waren im Pass und im Linksverkehr ging es zur ersten malaysischen Ortschaft, nach Changlun.
So, nun brauchst Du wieder eine SIM Card und Money. Etwas spannend die Situation am Geldautomaten, der meine Karten nicht mochte. Ohne Moos nichts los!! Eine nette Verkäuferin vermittelte mir, es könne in der gegenüberliegenden Bank klappen. So war es auch. Der Mann an der Kasse war von meinem Steppenwolf Rad begeistert und mir imponierte das Büschel Geld in der Hand, welches mir innerlich Ruhe verschaffte. Zuerst mal essen und dann weiter Richtung Süden auf dem Highway, der nun AH2 heißt und leider keinen Sicherheitsstreifen mehr hatte.
Es ist ein äußerst unangenehmes Gefühl, plötzlich ohne diese Zusatzspur fahren zu müssen. Autos rauschten plötzlich nah an mir von hinten vorbei und es war ein gefährliches Radeln. Der Rückspiegel am rechten Lenker war nun unverzichtbar. Eine weitere Sicherheitserhöhung brachte mir eine schon zuhause getätigte Investition in ein Radarrücklicht von Garmin, welches mir auf dem Navi immer anzeigte, wie viele Fahrzeuge mit welchem Abstand von hinten kamen. Diese 150 Euro waren eine sinnvolle Anschaffung, die man auch in unseren Regionen bei der Teilnahme am Straßenverkehr gut verwenden kann.
Gigantische Moscheen und Chinatempel an den Straßen. Die goldenen, übergroßen Buddhastatuen waren ab der thailändischen Grenze nun nicht mehr präsent, dafür aber chinesische Tempel und vorwiegend, teils gigantische Moscheen. Beeindruckend auch, wie in diesem Land der Chinese seinen Einfluss geltend gemacht hat.
Moderne Gebäude, ein großer Fernsehturm mitten in der Stadt, zeugen von einem fortschrittlichen Land. Jeder Kreisverkehr ist gepflegt, kein Schmutz auf der Straße. Ein aufstrebender Tigerstaat, dieses Malaysia. Schön, wie man mit dem Handy über Trivago oder Booking.com doch schnell ein Zimmer bekommt. Die Preise lagen meist um die 20-30 Euro. Meist buchte ich erst eine Stunde vor Ankunft und es gab nie ein Problem. Auch das Rad konnte man meist mit auf`s Zimmer nehmen, was mir immer am liebsten war. So auch heute. Ein passendes Hotel mit sauberer Dusche und guter Matratze. Auch Seife für die tägliche Waschprozedur, die jeden Tag über eine Stunde dauerte, war vorhanden. Wenn auch oft der Magen schon knurrte, war es wichtig die Radsachen gewaschen und aufgehängt zu haben. Auch Handy und Navi müssen geladen werden, um am nächsten Tag alles bereit zu haben. Ich begab mich in`s Erdgeschoss und fragte nach einem naheliegenden Restaurant. „Oh Sir, you can also order and dine in the room.“ Wow!! Denkt man, es müsste alles passen. Doch nicht berücksichtigt hatte ich die etwa einen Kilometer entfernte Großmoschee. Aus Megalautsprechern begann ab etwa 18:00 Uhr der Muezzin sein Gebet mit einer ohrenbetäubenden Lautstärke. Selbst bei geschlossenem Fenster johlte die Mischung aus Gesang und Ansprache mit einem Schalldruckpegel ins Zimmer, dass man Ohrenstöpsel brauchte. Teilweise hustete der „Chef“ dann in`s Micro, worauf der „Azubi“ weiter seine Stimmbänder quälte. Oft hatte man den Eindruck, sie würden sich einfach normal unterhalten oder Gesangsübungen machen, jedoch dabei die Anlage abzuschalten kam ihnen nicht in den Sinn. Diese Prozedur zog sich bis 21:00 Uhr, dann war endlich Schluss. Das ist tägliche Gehirnwäsche. Traurig nur, dass man der verschleierten Dame an der Rezeption kein Bierchen entlocken konnte, weil sie keins anbieten darf. Sind ja Moslems.
25.11. Fahrt von Kedah nach Penang oder auch George Town
Die vielen Kilometer von gestern auf dem Highway waren doch etwas eintönig, deshalb heute der Entschluss, nicht die Schnellstraße, sondern einen Parallelweg nahe der Küste zu fahren. Der Verkehr war zwar weniger, doch auch hier gilt es stets wachsam zu sein, denn es fehlte wieder mal der für Zweiräder ach so sichere Seitenstreifen. Endlos schienen die Reisfelder und es war ein Erlebnis, diesen Abschnitt kennen zu lernen, wo man eben Malaysia hautnah erleben kann.
Die Bauern bereiteten die Böden auf, tockerten mit ihren Grubbern rum und eggten den Boden auf, damit er noch mehr Wasser aufnimmt. Hab gelesen, diese Aufbereitung nennt man „Puddling“ und es bedarf mehrerer Arbeitsgänge, ähnlich wie bei unseren Feldern im Gäuboden, bis da ordentlich was wächst. Meist tauschten wir uns in Begegnungen mit einem Lächeln oder einem Like aus. Immer spannend, was einen nach der nächsten Ortschaft oder so mancher Kurve erwartet. Leider oft auch ein langgezogener Anstieg, der dann schon eine gewisse mentale Stärke erfordert, vor allem wenn man schon viele Tageskilometer in den Beinen hat. In weiter Ferne am Horizont der Hutan Lipur Tupah, ein etwa 800m hoher Berg, der an der Westseite direkt zum Meer mündet und westlich umfahren werden musste.
Größere Pfützen an den Straßen und teilweise sich stark sättigende, dunkle Wolken zeugten bereits mittags von Regenschauern. Aber das Glück war auf meiner Seite und kein Tropfen machte mich von außen nass. Es wurde leicht hügelig. Mal fünfzig mit Gepäck anstrengende Höhenmeter rauf, um diese im nächsten Abschnitt wieder zu verbraten. Dieses Spiel wiederholte sich stundenlang. So ging es anstrengend, aber doch abwechslungsreich dem Ziel näher und es summierten sich die additiven Meter trotz scheinbar flachem Terrain. Die Straße führte wieder Richtung Osten, um bei Sungai Petani weiter nach Butterworth. Südlich in meiner Fahrtrichtung war schon die Silhouette von Penang zu sehen und obwohl es auf der Karte klein anmutet, ist es doch eine riesige Insel.
Aber von den Dimensionen kann man sich nur einen Eindruck machen, wenn man es selbst gesehen hat, am besten vom Rad aus. Kaum vorstellbar, dass erst vor einem Jahr in Malaysia nach tagelangen sintflutartigen Monsum-Regenfällen zehntausende Menschen evakuiert oder in Notunterkünfte gebracht werden mussten. Sieben Bundesstaaten waren davon betroffen. Naja, wenn man solche Schauer und die Wassermassen, die hier runterkommen, selbst mitbekommt, kann man sich ein Bild von diesen Naturgewalten machen, wie die Sonnenenergie diese feuchte Luftmasse am Brodeln hält. Bedingt durch den hohen Feuchteanteil kocht die Atmosphäre förmlich über und es ergießt sich dann in Strömen. Einen Regenponcho mitzuführen ist hier sehr ratsam. Zumindest ist dann die mitgeführte Elektronik wie Pad, Kamera, Handy geschützt. Doch durch das Schwitzen wird man von innen her sehr schnell patschnass. Wenn der Einsatz in der Hose dann mal durchgenässt ist, kann man es leicht übersehen sich am Sitzfleisch zu entzünden. Hab das schon mal erlebt und war mir eine Erfahrung, wie wichtig diese paar Quadratzentimeter auf dem Sattel doch sind. Kurz vor der Dämmerung ging`s noch auf die Fähre, rüber zur Insel Penang und für eine ausgiebige Erkundung der Oldtown war auch noch Zeit.
Was die Gesamtreise anbelangt war Penang mein südliches Ziel dieses Radurlaubes und da auch die Hälfte der Zeit vorbei war, galt es, sich Gedanken über die Rückreise zu machen. Da abgeraten wurde, die Ostroute zu wählen, wäre wohl die gleiche Strecke nun wieder Richtung Norden zu fahren. Doch das kam nicht in Frage. Eigentlich war die Insel Langkawi, etwas weiter nördlich gelegen, noch auf dem Programm. Doch bekam ich mit Rad keine Ferry. An einem Infoschalter im Verkehrszentrum von Butterworth kam der Vorschlag, doch mit der Bahn nach Sadao Border zu kommen, dies dürfte mit dem Rad kein Problem sein. Zufrieden, mit der Gewissheit für den nächsten Tag alles geregelt zu haben, fand ich sogar noch ein Pub, wo ich nach so einem tollen Tag noch mit einem Bier belohnt wurde. War ein gigantischer Tag!
26.11. Mit Minivan von Penangnach Padang Pesar – Border zu Thailand
Gleich morgens vor 7:00 ging es auf der Fähre zurück zum Festland nach Butterworth, wo zweistündig der Zug Richtung Norden abfährt. Beim Fahrkartenkauf erklärte mir die Dame jedoch unmissverständlich, dass sie absolut kein Rad befördern. So, nun stand ich da und hatte ein langes Gesicht. Die Info, wo diese Auskunft erteilt wurde, war nicht besetzt. Wollte meinen Dampf ablassen. Mit dem Rad hätte es vom Zeitplan her nicht gereicht, Schiff war nicht möglich, was tun? Konzeptlos, ja verzweifelt schob ich mein Rad auf den verschiedenen Ebenen des riesigen Verkehrsknotenpunktes auf und ab, bis ein Taxistand auftauchte. Es waren gut 180 Kilometer nach Sadao, was würde das wohl kosten?? Wie verhext stand da auch noch ein Van, wo mein Rad locker reinpasste. Auf Anfrage meinte er, umgerechnet 55 Euro, jedoch müsse ich den Sprit auslegen, da der Driver nicht so viel Geld dabei hatte. Er würde mir dann beim Bezahlen abgezogen. Schnell war das Rad im Auto und exclusiv ging`s Richtung Norden zur Border. Formalitäten wie bekannt und nach Kräftigung im Ort bei SevenEleven folgten 60, landschaftliche schöne Kilometer zurück nach HatYai.
Dort war die Hölle los. Es war Wochenende und tausende Malaysianer machen hier Kurzurlaub. Der Nachtmarkt war wie immer ein Erlebnis und am nächsten Tag sollte es wieder zurück nach Krabi gehen. Am 30. 11 soll ich wieder am Flughafen sein.
Noch ein paar Sätze zur Umwelt
Wenn man auf dem Rad sitzt und von Ort zu Ort unterwegs ist, erkennt man die Umweltsituation hautnah. So machte ich mir oft Gedanken, was die Spezies Mensch, von der bereits 8 Milliarden auf diesem Planeten leben, der Umwelt so antun. Deren Konsum und Mobilität verursachen Unmengen CO2. Da bekommt man direkt ein schlechtes Gewissen, einer dieser Spezies zu sein. Keine Vorstellung hat man, wenn man nicht erlebt hat, wie es in asiatischen Ländern wie China, Indonesien, die Philippinen, Thailand und Vietnam zugeht. Sie gehören zu den fünf größten Umweltverschmutzern. Sie sind für 60 % des weltweiten Plastikmülls verantwortlich. Dies sieht man hier an den Straßen, im Hotel und macht sich so Gedanken, wie das weitergehen soll. An den Schul- und Gymasiumsparkplätzen stehen hunderte Scooter, die bei Schulschluß auf die Straßen schwärmen. Es wird Abfall in Massen produziert und Energie verschwendet. Hier gibt es auch bei Phuket den „Plastic Beach“. Die am südlichen Ende vorgelagerte Insel Ko Lon hat einen Strand besonderer Art. Derartige Strände gibt es an vielen Orten der Welt, wie Kamilo Beach, Hawai, Guanabara Bucht Rio de Janeiro, Freedom Island, Manila, Phillipinen……. Traurig!! . Viele Tiere fressen das mit und verenden qualvoll da Plastik nunmal nicht verdaulich ist.
Nach fünf Stunden Fahrzeit war ich wieder in Krabi und die nächsten Tage war Kultur angesagt. Mit Otto habe ich noch eine Besichtigung des Felsenklosters bei Krabi und des Tigerparks durchgeführt, während mein Steppenwolf Rad nur noch für kleinere Touren zum Big Buddha in Südphuket (waren gesamt 400 knackige Höhenmeter) benutzt wurde. Auch eine Visite am Sabai Corner mit zauberhafter Aussicht zum Meer passte noch in den Zeitplan.
Unterm Strich kamen dann doch in diesem Urlaub mit dem Fahrrad über 700 Kilometer und 3500 Höhenmeter zusammen. An einem besonders heißen Tag mietete ich mir sogar noch einen Scooter und vor dem Abflug ging es noch mit dem Rad zu einer Abschlussfahrt von Phuket Town zum Flughafenhotel, wo es wieder verpackt wurde. An diesem Abend kam ich noch in den Genuss der besten Thai- Hühnersuppe, die ich je gegessen habe und versuche seitdem als Fan der asiatischen Küche diese zuhause auch so hinzubringen. Am 1. Dezember in der Früh ging der Flug mit Emirates wieder zurück in den Winter von Deutschland. Schließlich wartet der Bretterschachten, wo bereits Langlauf möglich ist. War eine tolle, unvergessliche Reise.
ein paar Zeilen und Fotos von unserem Urlaub in Kuba.
Wir waren acht Radtage im westlichen Teil der Insel unterwegs, wo wir Land und Leute erlebten.
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Warum Cuba?? Im November, wenn bei uns die Tage kürzer, das Wetter schlechter wird, kommt oft der Gedanke auf, die Radsaison noch um ein paar Tage zu verlängern. Dies ist möglich in Regionen, da wo eben die Temperaturen angenehmer, das Wetter schöner ist. Die letzten Jahre bereiste ich mit meinem Rad oft die asiatischen Länder wie Laos, Vietnam, Kambodscha, Thailand. Dieses Mal kam es mir in den Sinn, Kuba zu erforschen.
Zwei Wochen vor dem Abflug gesellte sich noch mein Ski&Bike Kamerad Richard dazu. Er konnten noch den gleichen Flug buchen und so reisten wir, leider nur acht Radtage, durch den westlichen Teil von Kuba, worüber dieser Reisebericht erzählt.
Flug, Unterkunft, Fahrrad; Bei Flugreisen der letzten Jahre in asiatische Länder war es bisher so, dass bei einer Flugbuchung mit Linien wie Emirates, Etihat, Doha Airlines das Sportgepäck, also die Radschachtel bis 30 Kg immer im Flugpreis mit dabei war. Das war praktisch, hatte man doch sein eigenes Bike mit und keine Mehrkosten für den Transport des Rades. Wir hatten, bis auf die ersten zwei Nächte kein Hotel im Voraus gebucht und suchten, wo wir gerade ankamen eine Bleibe für die Nacht, was auch problemlos klappte.
Doch diesmal, in westliche Richtung mit anderen Fluggesellschaften gestaltete es sich anders. Die bei den Suchmaschinen im Internet preislich attraktivste Verbindung ging mit Eurowings, zuerst nach Düsseldorf- und dann vier Stunden später weiter auf Havanna. Zurück mit Swissair nach Zürich- und dann nach München. Direktflüge sind sehr teuer. In unserer gebuchten Klasse war nur ein Koffer mit max. 23 Kg möglich. Bei Flügen mit einen anderem Tarif wäre zwar mehr Gepäck möglich gewesen, jedoch hätte dies einen erheblichen Mehrpreis gekostet. So war es wirtschaftlicher wir buchen ein Leihrad. Im Internet bin ich auf Profil Cuba Reisen gestoßen, die Leihräder für eine Woche für 130 Euro mit Satteltaschenhalter anbieten. Auch eine Sicherheitsleistung von 400 Euro musste bereitgestellt werden. Die Übergabe in Havanna, klappte problemlos, doch dazu später. Grundsätzlich gilt mal, dass wir nur acht Radtage zur Verfügung hatten und Cuba ca. 1200 Km lang ist. Um dieses Land mit dem Rad abzufahren wären also mindestens 3-4 Wochen erforderlich. Also macht es Sinn, sich einen Bereich auszusuchen, der für diesen Zeitraum passte. Zuerst kam der Gedanke, den Teil westlich von Havanna, also Marion, Pinar del Rio und den Nationalpark bei Finales zu erkunden, um dann eventuell weiter mit dem Bus nach Trinidad und von da aus wieder nach Havanna mit dem Rad zu fahren. Doch anhand der Medienberichte waren wir nicht sicher, ob aufgrund des Benzinembargos durch die USA alle Buslinien fahren. Es bestand das Risiko, dass wir irgendwo sitzen und nicht mehr weiterkommen. Auf das wollten wir uns nicht einlassen und entschlossen, die überschaubarere Route nach Varadero zu radeln. Einer Landzunge etwa 140 Km östlich von Havanna, die landschaftlich schön ist und auch Übernachtungsmöglichkeiten bietet.
1. Tag, Dienstag 29.10.2019 Anreise
Bereits um 4:00 Uhr mussten wir in`s Auto, um zeitig den um 6:45 in München Airport startenden Flieger nach Düsseldorf zu erreichen. Vier Stunden später ging es dort weiter nach Havanna, wo wir knapp 11 Stunden im A330 Airbus in der Konservendosenklasse in Vorfreude auf die kommenden Tage die Stunden fristeten.
Gegen 18:00 Uhr setzte die Maschine am Flughafen Jose Marti, der etwa 20 Km Südwestlich von Havanna liegt, auf. Als wir den Flieger verließen kam uns nicht nur ein schwülheißer Luftschwall, sondern auch ein kräftiger Tropenschauer entgegen und wir waren bereits beim Erreichen der Flughafenhalle ordentlich durchgenässt.
Wird uns das während der Radtage wohl auch öfters auf dem Rad passieren?? Aber zumindest ist dieses Nass sehr warm. Der Flughafen war für so eine Großstadt wie Havanna sehr überschaubar und nur je eine Abfertigungshalle für Arrival und Departure war vorhanden. Auf alten verstaubten LCD`s sah man die wenigen Flugbewegungen. Nur etwa stündlich fanden Abflüge oder Ankünfte statt. Der Bauzustand der Abfertigungshalle war mangelhaft, aber das kennt man ja aus Airports solcher Länder. Nun gut, irgendwann kamen auch die Koffer am Fließband daher und nun galt es zuerst mal Geld umzutauschen. Das Problem war nur eine lange Menschenmenge vor dem Wechselstubenschalter, von denen es nur einen am Flughafen gab.
Die haben hier zwei Währungen. CUC und CUP. Wir wollten CUCs, die Währung, die identisch mit dem Amerikanischen Dollar ist und als Zahlungsmittel für Touristen gilt. CUP ist eigentlich der Cubanische Peso. Die Arbeitsgeschwindigkeit der Dame hinter der Glasfront war erdrückend. Ein zweiter Schalter wurde dann zwar noch in Betrieb genommen, doch der galt nicht für uns.
So lernten wir die erste Lektion in Sachen Geduld. Nach einer knappen Stunde anstehen hatten jeder von uns ausreichend Scheine der neuen Währung in der Tasche und mit einem Taxi gings bei eintretender Dämmerung endlich in das 20Km entfernte Zentrum, wo uns bereits der Herbergswirt einer gebuchten Casa Particulares erwartete.
Dies sind Ferienwohnungen, die von Einheimischen angeboten werden, sind relativ günstig und eine Alternive zu den Hotels. Doch war da eine enge steile Treppe hinauf zu den Schlafzimmern und der Gedanke kam auf, wie werde es morgen mit dem Aufrüsten der Fahrräder klappen. In der Innenstadt wollten wir uns noch eine kleine Stärkung zulegen. Die Zeit reichte noch für einen Spaziergang von der Unterkunft durch die Fußgängerzone San Martin, wo das eigentliche Zentrum der Stadt Namens Gallego in Form eines großen Platzes auftauchte. Hier ist alles vom Feinsten.
Noble Hotels, saubere Prachtbauten und eben diese schönen hubraumstarken Autos. Leider stinken die und rußen gewaltig. Hunger kam auf und schließlich die erste Erfahrung in einem Restaurant. Die Bedienung machte uns klar, dass von der mehrseitigen Speisekarte nur ein Gericht gebe. Hinter einer Glasscheibe sichtbar vom Restaurantbereich die Küche. Circa 8 Angestellte beschäftigten sich mit sich selber, hatten rege Unterhaltung, doch der Gast schien nur Nebensache zu sein oder eher störend zu wirken. Korrigiere; es waren drei Gerichte. Toast mit Wurst, Toast mit Käse- und Toast und Toast mit Wurst und Käse. Ach ja, wir sind in einem seit über 60 Jahren kommunistisch regierten Land, wo die Machthaber es während dieser Zeit nie geschafft haben, die Bedürfnisse der Bevölkerung zu decken oder die Importe zu finanzieren, wo 1962 beinah der dritte Weltkrieg ausgebrochen wäre, wo zurzeit Benzin rationiert ist. Hätte man doch unter der Zeit von Obama noch gehofft, es würde sich zum Gutem wenden, so prescht ein Mr. Trump nun wieder mit Sanktionen vor, wodurch die wirtschaftliche Lage sich wieder verschlechtert, also es in erster Linie den Armen noch schlechter geht. Ein Warenangebot wie wir es kennen ist hier fremd. Mir kamen schon Gedanken auf, wie es uns da wohl erst auf dem Lande gehen wird. Aber dazu später.
1. Radtag, Donnerstag, 31.10. Radübergabe- Telefonkarte – Havanna – Las Terrazas – Pinar del Rio
Der Betreiber der Ferienwohnung, die sich im Chinesenviertel von Havanna befand, lebte in unmittelbarer Nachbarschaft und war sehr zuvorkommend. Leider war sein Englisch sehr schlecht und die Kommunikation bereitete uns Probleme. Es ihm verständlich zu machen, ob wie die Koffer während unserer Radtage bei ihm lassen können, gelang erst, als wir fast schon eine bildliche Theateraufführung boten, worauf er es kapierte. Ich war mir nicht mehr sicher, ob ich denn die Unterkunft mit oder ohne Frühstück gebucht habe. Mit Handdeuten machte er uns klar, dass hier eine eingebaute Küche ist und wir uns etwas zubereiten konnten. Doch dazu sollten wir erst Lebensmittel einkaufen, was uns zu kompliziert erschien und so suchten wir noch vor Sonnenaufgang am frühen Morgen in der Nähe des Capitolplatzes ein naheliegendes Hotel auf, um ein Kaiserfrühstück zu verkosten. Eine gute Grundlage ist einfach was wert. Es war mit ca. 25 Grad noch angenehm kühl, doch die ersten Sonnenstrahlen machten uns klar, dass es ein heißer Tag werden wird. Der Wetterbericht von zuhause berichtete von 2-5 Grad und Regen.
So, nun galt es, sich um eine Internetanbindung zu kümmern. Telefonieren über Handy ist zwar möglich, aber sehr teuer. Solche Rubbelkarten sollen in den Etesco Filialen erhältlich sein. So sei es. Als wir um 8:30 dort hinkamen, wartete schon wieder eine größere Menschenmenge auf Einlass, doch die Öffnung des Ladens fand dann letztendlich erst um 9:30 statt. Doch um 9:00 Uhr sollen unsere Räder vor der Casa angeliefert werden. So flitzte ich schnell den knappen Kilometer vor und tatsächlich standen zwei rote Stahlrösser vor mir. Die Übergabe klappte problemlos und bis wir letztendlich die Räder aufgepackt hatten, war schon viel Schweiß geflossen und der Vormittag verrann wie im Flug. Schließlich mussten wir diese über eine enge zweistöckige Treppe hinaufschleppen um sie in der relativ geräumigen Casa aufzurüsten. Unten an der Straße oder im Treppenhaus wäre dies unmöglich gewesen. Als erfahrene Auslands-Tourenbiker haben wir schließlich unseren Sattel und Klickies selbst dabei. Doch kaum ein Urlaub, wo Dieses oder Jenes wieder vergessen wurde. Diesmal war es der doch sehr wichtige Radspiegel und das Radschloss sowie die Trinkflasche. Schön wenn man sich über sich selbst ärgern kann. Die Satteltaschen passten am Gepäckträger, der Sattel ließ sich ummontieren, jedoch die Pedale waren fest wie angeschweißt. Das Aufsuchen einer Werkstatt wäre zu aufwändig gewesen und so entschlossen wir uns mit den Turnschuhen und ohne Klickis zu fahren.
Endlich gegen 11:30Uhr standen wir an der Straße zur Abfahrt bereit. Schaffen wir die vorgesehenen 80 Km heut noch?? Schau ma mal. Die ersten Kilometer in einem fremden Land sind immer erhebend. Zuerst mal die Erkenntnis, dass hier meist Einbahnstraßen sind. Schilder sind selten und es schert sich auch keiner was, wen da zwei deutsche Radler mal gegen die Richtung fahren. Draußen am Meer entlang des Malecons kam Hochstimmung auf.Mit einem leichten Rückenwind getragen, rollten wir in traumhafter Kulisse auf der vierspurigen Pracht- und Paradestraße von Havanna dahin und freuten uns auf die bevorstehenden Tage. Ein erhebendes Gefühl. Nördlich azurblauer Ozean, südlich von uns verfallende Prachtbauten, die auf eine Blütezeit aus den 1920er Jahren den Weg zierten. Für Richard war es eine Jungfernfahrt.
Er führte seine neuen Satteltaschen erstmals aus. Es war nicht viel Verkehr, wohl aufgrund der Benzinknappheit. So erreichten wir gegen 13:00 Uhr das westliche Ende der Hauptstadt und es kam aufgrund der schwülen Grade schnell Durst auf. Doch die Erkenntnis, dass Wasser nur in kleinen Plasitkflaschen erhältlich ist und Lebensmittelmärkte eher eine Seltenheit sind. Es stellte sich nun die Frage, ob wir an diesem angebrochenen Tag mit unseren Sattelschleppern nun unseren ersten Trip zu einer ca. 90 Km entfernten, gebuchten Unterkunft in Las Terrazas zur Villa Juanita noch schaffen würden.
Einige Kilometer entlang der Nordküste kamen wir nach Mariel, einem dreckigen, staubigen Küstenort, wo eine gigantische Betonfabrik über einen weit sichtbaren Schornstein ordentlich Dreck in die Luft pustete und es entsprechend stank. Nach mehreren Versuchen gelang es uns endlich Wasser zu erwerben.
Auch ein spanisches Rad-Tourerpärchen hatte das gleiche Problem. Von hier aus verließen wir die Küstenstraße und radelten wieder landeinwärts. Den über Routing am Navi angezeigten Weg wollten wir nicht nehmen, da dieser teilweise nicht asphaltiert ist und von Gewitterschauern riesige Pfützen und Schlamm die Wege schwer passierbar machten. Doch hier darf man auch auf der Autobahn Radfahren. Wir entschieden uns für die Pan Amerikana, ein zweispuriger Schlaglochhighway, die unsere A3 noch gut erscheinen lässt, zu fahren, was sich als richtig erwieß.
Abgesehen von kuriosen Fortbewegungsmitteln, überfüllte Busse und ein paar Laster war kaum Verkehr. Ländliche Gegend und kaum Unterkünfte hier. Gut dass ich noch von Zuhause aus eine Bleibe für den zweiten Tag gebucht hab.
Diese war auch das Tagesziel für heute und trotz kleiner Verfahrer auch erreichten. Die Villa Juanita war das wohl beste Haus in der Umgebung. Eben Glück gehabt bei der eh dürftigen Auswahl. Und man glaubt es nicht, ein Kühlschrank voll mit Wasser und Bier, über den wir uns schnell hermachten. Auch bereitete die Wirtin ein gutes Abendessen. War ein toller Radtag. Der Gestank eines Schweinestalles auf dem Grundstück haben wir ignoriert.
2. Radtag, Freitag, 1.11.2019 Las Terrazas – Pinar del Rio Die Nacht war heiß und mit der Klimaanlage war es so eine Sache. Drehte man sie auf, dass sie genug kühlt, war sie so laut dass man nicht schlafen konnte, doch ohne hätte man es nur schwer ausgehalten. Die landwirtschaftliche Duftnote war nur schwer zu ertragen und am Morgen nervte uns ein laut schreiender Hahn, der stimmgewaltig und unermüdlich seine Artgenossen der Nachbarschaft ansteckte. Nach den gestrigen Erfahrungen entschlossen wir uns, bereits um 8:30 auf dem Rad sitzend, an diesem Tag auf der Autopista A4 nach Pinar del Rio zu kommen. Wenn auch landschaftlich nicht so reizvoll, kommt man hier doch am schnellsten vorwärts und temperaturmäßig war es am Morgen noch in Ordnung.
So waren wir so um 11:00 Uhr schon bei über 65 Km, bevor die große Mittagshitze kam. Die Kubaner waren sehr kontaktfreudig, grüßten nett un es kam schon mal vor, dass einer mit einem uralten Drahtesel zu einem Sprint herausforderte. Wir ließen uns jedoch nichts gefallen und es war immer eine lustige Abwechslung. Viele Menschen säumten oft an Ausfahrten den Weg um per Anhalter weiter zu kommen. Zumindest haben wir heute Rückenwind, wenn auch nicht stark, so schiebt er uns doch leicht an und es eine Erleichterung. Eine kurze Rast an einer Tankstelle, ein Bier und Wasser und schon geht es weiter Richtung Pinar del Rio. Die Tagestour heute sind 112 Km. Doch aufgrund des frühen Starts erreichten wir bereits gegen 14:00 Uhr den Ortskern von Pinar del Rio.
Es war heiß und wir nutzten jeden möglichen Schatten. Am schlimmsten war es, bei Windstille in der sengenden Hitze vor einer Ampel zu stehen. Doch es war hier wieder Infrastruktur vorhanden und wenn auch bescheidene Hotels und Restaurants boten sich am Straßenrand an. Wieder versuchten wir die begehrten Etesca Internet Karten zu bekommen. Doch in den Läden dieser Firma waren sie komischerweise nicht erhältlich und man verwies uns auf Hotels, wo man sie angeblich kaufen konnte.
Abends machten wir noch einen Spaziergang, dabei die Feststellung, dass dies wirklich kein Touristenort ist. Oft quatschten uns Schlepper an, die uns in Restaurants locken wollten. Sie sind überall vertreten, an Taxiständen, stehen vor Restaurants oder öffentlichen Plätzen und warten nur darauf ein Opfer zu finden. Ich fiel auch auf so einen Typen herein. Wir bekamen Essen minderer Qualität und zahlten für eine Dose Bier über 3 CUC (ca 3 Euro). Richard zweifelte, ich lies mich überreden und bereute es. Es war mir eine Lehre.
So ging nun der zweite Radtag zu Ende und morgen wollen wir mal in den Nationalpark. Da sind einige Höhenmeter angesagt.
Freitag, 1.11. 3. Radtag, Pinar del Rio- Finales Nationalpark im Tal des Vinales
Nach den langen Fahrten auf der Autobahn von gestern, wollten wir heut mal den angeblich schönsten Ort von Kuba besuchen. Vinales liegt in einem Hochtal, umgeben von markanten Kalksteinfelsen, die imposant hervorragen „Elefantenbuckel“, riesige grün bewachsene Kegelfelsen vulkanischen Ursprungs. Dort befinden sich unzählige Höhlen, wo man sogar unterirdische Bootsfahrten unternehmen kann. Auch gibt es hier eine einzigartige Vegetation und Tabakplantagen. Doch all dies zu erleben würde alleine schon etwa eine Woche dauern. Wir machten uns relativ früh mit dem Rad auf und kaum Pinar del Rio Richtung Norden verlassen kamen die ersten Steigungen, die sich über etwa 30 Km in mehreren Serpentinen hochschlängelten. Doch es leichter, hatten wir die Satteltaschen im Hotel gelassen.
Wäre da nicht der Nationalpark, würde die Stadt ansonsten nicht all zu viel bieten. Das Angebot an Restaurants und Bars ist begrenzt und meist überteuert, das Nachtleben findet hauptsächlich auf dem kleinen Park vor der Kirche statt. Immerhin verfügt der Ort über einen etwas skurrilen Botanischen Garten, der seit bald 100 Jahren in Familienhand ist. Die Leute in Viñales sind sehr gastfreundlich, und man sollte nicht nur für einen der mittelmäßigen Tagesausflüge hier her kommen. Es bietet sich an, ein paar Tage einzuplanen und das Tal und seine Bewohner in Ruhe kennen zu lernen. Doch das ist blanke Theorie, wo wir doch nur acht Tage haben.
Markant zu sehen, wie gerade eine Rad- Reisegruppe, etwa 15 Km vor Vinales aus dem Bus gelassen wurden und von Guides die geladenen E-Bikes überreicht bekamen. Sie müssen nun tatsächlich noch etwa 150 Höhenmeter den Berg hinaufstrampeln um dann die Sehenswürdigkeiten zu konsumieren. Für solch geführte Reisen zahlen die Profis dann 3000- 3500 Euro.
In der Umgebung von Viñales befinden sich zahlreiche Höhlen, die nur darauf warten erkundet zu werden. Bei Touristen beliebt ist vor allem die Cueva del Indio, in der sich einst Indianer versteckt hielten. Für 5 CUC Eintritt kann man hier einige hundert Meter durch die Höhle spazieren, bevor einen eine kurzweilige Bootsfahrt mit nach draußen nimmt. Wer sich eine weniger touristische, dafür aber auch anspruchsvollere Höhlenexkursion wünscht, sollte zur Gran Caverna de Santo Tomás aufbrechen. Sie ist die größte Höhle Mittelamerikas und wird noch immer erforscht. Das Besucherzentrum befindet sich etwa 30km außerhalb von Viñales liegt.
Hier gibt es mehrstündige geführte Touren im Angebot, die einen Einblick in das fast 50km lange Gangsystem liefern. Weitere Höhlen sind die Cueva Paleolítico sowie die Cueva de José Miguel.
Etwa drei Stunden erleben wie die Schönheit dieser Landschaft und begaben uns auf die Rückreise, wieder nach Pinar del Rio. Doch nun ging es größtenteils bergab und wir machten noch einen kleinen Umweg über Los Juncos. Im Ort suchten wir eine andere Casa, da uns das fast doppelt so teure Hotel nicht so zusagte. Abends machten wir noch einen Spaziergang, doch war es plötzlich dunkel in der Stadt, da wieder mal der Strom ausfiel.
4. Radtag, Samstag, 2.11. Pinar del Rio- Bus nach Havanna- Weiterfahrt mit Rad nach Playa Jiba
Früh mussten wir raus, da es mit dem 7:00 Uhr Bus zurück nach Havanna ging. Schon erfreulich, dass überhaupt Busse fahren. Am Bahnhof angekommen zuerst mal anstellen. Dann der Verweis auf einen anderen Tiketschalter der um 6:30 Uhr noch gar nicht besetzt war. Obwohl schon Leute anstanden gedachte die Schalterdame ein Nickerchen zu machen.
Lautstarke und rege Diskussionen unter Einheimischen und wir mittendrin. In unserem Verständnis irgendwie komisch. Dann sammelte sich wieder eine größere Menschenmenge vor einem anderen Schalter, an der Richard schon in Stellung war. Wir glaubten ja der Bus fährt pünktlich und wir werden ihn verpassen. Stressiger Morgen!! Aber irgendwie lenkt sich die Sache wieder ein und eine zuvorkommende Dame verkaufte uns dann Tickets und im Stockwerk unterhalb musste ich die Räder kleinmachen. Uns wurde mitgeteilt, dass der Bus wohl gegen 9:50 abfahren werde. Naja, ist halt alles anders hier. Nach etwa zwei Stunden waren wir in Havanna und packten gegen Mittag bei drückender Hitze die Räder aus dem Gepäckabteil. Es ging los, wir umfuhren das Zentrum von Havanna südlich und kamen durch mehrere Gebiete wo eben die kubanischen Stadtleut leben.
Verfallene Häuser, Löcher im Teer und eine Rußbelastung durch die stinkenden Diesel, die mit Worten kaum zu beschreiben ist. Es galt immer, wenn so ein Gefährt uns überholte einfach die Luft anzuhalten.
Endlich nach einigen Kilometern, nachdem wir die Bahia de la Havanna umfuhren, wurde dann die Luft im östlichen Stadtbereich etwas besser, der Verkehr weniger. Doch die Nachmittagshitze war schon schwer zu ertragen und so mühten wir uns auf der Via Blanka weiter Richtung Osten. Ein straffer Gegenwind erschwerte das Vorankommen, doch kommt man zwar weniger vorwärts, so kühlte er ein bisschen und bewirkte, die Temperaturen leichter zu ertragen. Diese Route war verkehrsreicher, da ja hier auch die vielen Touribusse vom Flughafen Havanna Richtung Varadero fahren, eine Landzunge etwa 130km östlich der Hauptstadt, wo sich wohl der meiste Tourismus der Insel abspielt. Jeder Kilometer erschien schwer bei der Hitze. Doch plötzlich am Seitenstreifen ein langer Stau. Vor den Zapfsäulen wartete eine lange Autoschlange um dann vielleicht ein paar rationierte Liter in den Tank zu bekommen, um zumindest für ein paar Kilometer wieder fahren zu können.
Doch die Schreie aus der Magenhöhle wurden wieder lauter. Hunger und Durst kam auf und siehe da, eine Autobahnraststätte. Fünf Gefriertruhen, darüber eine große Angebotstafel mit vielen Eissorten. Vier Truhen waren zwar in Betrieb, aber leer. In einer befanden sich etwa 50 Stück 500mL Eisbecher mit den Sorten Erdbeer-Schoko und Erdbeer-Vanille. Das restliche Warenangebot war sehr überschaubar und beim Mann hinter der Theke nachgefragt, was es denn sonst noch gäbe nur Achselzucken. Im Laden nebenan war ich glücklich Müsli zu finden, welches wir mit dem Eis mischten und so mit einer Überdosis Zucker die nächsten Kilometer antraten. Einmal hätten wir in einem Geschäft beinah Spülmittel mit Limonenlimo vertauscht. Wenigstens gab es holländisches Dosenbier. Hier darf man nicht so wählerisch sein. Schon von weitem war bei Santa Cruz del Norte ein mächtiger Schornstein zu sehen, der Unmengen Dreck in die Luft pustete.
Ein Kraftwerk und Ölbohranlagen, dessen Türme und Abfackelkamine schon von weitem zu sehen war. Der Geruch und das Ausmaß der Umweltverschmutzung lässt unsere derzeitige CO2 Debatte wie eine Farce erscheinen. Doch südlich von uns endlos scheinender Urwald, Palmen und in der Ferne die Anhöhen Parque Escaleras da Jaruco.
Es war zwischenzeitlich später Nachmittag und Zeit sich um ein Quartier umzuschauen. Wir fuhren von der Schnellstraße ab und kamen an eine malerischen Küstenabschnitt bei Playa Jibacoa. Türkisblaues Wasser, Traumstrand und ein großer Campingplatz mit vielen Wohnbungalows.
Eine Dusche wär recht und so fragten wir an der Eingangspforte zwischen dösenden Hunden und demotivierten Wächtern nach so einer Unterkunft. Man verwies uns auf die Reception, wo wir mit unserem Anliegen die Belegschaft wohl aus ihren Privatdiskussionen rissen. Daraufhin kam zwar geschäftige Hektik auf, einer begann zu telefonieren, doch kurze Zeit später waren sie wieder mit sich selbst beschäftigt und nichts kam dabei raus. Richard und ich schauten uns nur an, fühlten uns überflüssig uns suchten das Weite. Das ist Dienstleistung auf kommunistische Art. Des Weges überraschte uns ein Regenschauer und obwohl die Sonne schien, kam Schnürlregen herab, vor dem wir eilig flohen. Eine weitere vorgefundene, etwas noblere Ferienanlage, wo sich an der Lobby mehrere ältere Amerikanerinnen befanden, hatte angeblich kein Zimmer mehr frei, oder sie wollten uns nicht. Zumindest gab es hier was zu trinken und ich machte mich auf, eine auf meinem Radnavi angezeigte AirBnB Bleibe zu suchen, wärend Richard sich Kühlung von Innen verschaffte.
Auf dem ansteigenden Weg dahin fuhr ich an einem Restaurant vorbei. Bei der Casa angefragt, versetzte ich die Wirtin in Stress, da sie eilig noch das Zimmer zurechtrichtete, bevor ich es besichtigen durfte. Zwar war es nur ein 140er Bett, ein verdammt kleiner Raum, der stickig und ohne Klimaanlage war, doch noch lange nach anderen Unterkünften zu suchen war uns zu aufwändig. So habe ich es für 25 CUC für zwei Personen gebucht. Zur Wirtin sagte ich, wir kämen in etwa einer Stunde, doch erst nach drei Stunden, gegen 23:00 Uhr klopften wir an. Sie hatten nicht mehr mit uns gerechnet, erkannte aber sicherlich, dass der Rotwein uns gut schmeckte. Vorsichtshalber hat sie gleich die Rechnung im Voraus kassiert. Ich glaube wir haben während des ganzen Urlaubes hier die besten Shrimps gegessen. War ein aktionsreicher Tag.
5. Radtag, Sonntag, 3.11. Play Jibao- Mazantas- Varandero
Die Nacht war ein Trauma. Zwei Hunde und ein der Stimme nach pupertärer Gickerl, meldeten sich lautstark ab 4:00 Uhr zu Wort um den Tag anzustimmen. Wutentbrannt jagte ich die Köder vom Hof, was zumindest kurze Zeit wieder Ruhe brachte. Das Frühstück war exotisch.
Bei einer Beilage wussten wir nicht, ist es verdorbene Wurst oder ein kleiner braungrauer Vollkornfladen, bis ich mich vorsichtig zu probieren wagte. Es war eine Mehlspeise. Der Kaffee war kaum zu trinken, doch wir hatten etwas im Magen, wo doch der neue Radtag ansteht, mit Vorfreude auf neue Eindrücke, Erlebnisse und Landschaften. Geplant war Mazantas und schließlich Varadero zu erreichen. Bevor wir nach Verlassen unseres Quartiers wieder der Hauptstraße näher kamen, waren da einige Höhenmeter zu bewältigen, doch es war noch nicht zu heiß und somit auch kein Problem. Die Luft war kristallklar und wir sahen unsere Spiegel in den übergroßen Pfützen, die von ausgiebigen Regenfällen um Mitternacht zeugten, die wir aber nicht hörten, da der Ventilator im Zimmer wohl lauter war.
Die weitere Strecke entpuppte sich als sehr bergig und 17 Km vor Mazantas kamen wir am Puente de Bacunyagua vorbei, an einer großen Brücke und einem Taleinschnitt der sich weit ins bergige Landesinnere erstreckte. Alles Palmenwald, soweit das Auge reicht. Vor uns, etwas hinter einem Berg versteckt, eine weitere Raffinerie, wo in einer großen Flamme gasförmige Abfallstoffe abgefackelt wurden, die man selbst bei hellstem Sonnenlicht markant sah. Mit dieser Energie könnte man wohl bei uns dutzende Häuser heizen. Endlich ging es vor Mazantas mal bergab.
Wir hatten erstmals nur Seitenwind und uns wurde die Größe der Landschaft bewusst. Bei der Hinreise nach Varadera fuhren wir nur die an der Küste gelegene Durchgangsstraße entlang, doch für einen Innenstadtbesuch reichte die Zeit nicht, hatten wir am angefangenen Nachmittag doch noch 40 Km bei straffen Gegenwind vor uns, schließlich ist es um 6:00pm dunkel und wir hatten noch kein Zimmer. Interessant hierbei, dass man hier auf der autobahnähnlichen Durchfahrtsstraße nach Varadero meist Verbotstafeln für Radler sah, wo man doch Überland auf Autobahnen fahren durfte. Mazantas ist keine Touristenstadt. Entsprechend ist kaum Gastronomie vorhanden. Um ein typisches Kaffee oder Restaurant an der Hauptstraße zu finden sucht man oft lang, überkam uns doch oft der Drang nach einem kühlen Bier oder Wasser. Aber wenn man schon ein paar hundert Kilometer in so einem Land geradelt ist, dann weiß man um der Dinge Bescheid. Wir fanden zwar so ein Haus an der Straße, doch das Bier schmeckte nur nach Kohlensäure uns sonst nach nichts und so fuhren wir weiter. Doch was uns dann noch blühte, war schon beachtlich. Ewig scheinende gerade, autobahnähnliche Streckenführung der Straße nach Varadero, vorbei am Flughafen von Mazantas, große Hitze und zackig überholende, stinkende Chevys machten die Fahrt nach Varadero noch ganz schön adrelaninhaltig. Wir waren platt und freuten uns endlich die Eingangspforte nach Varandero zu erblicken.
Es war geschafft und die letzten Kilometer, vorbei an einem kleinen Binnengewässer, der Avenida Kawama kamen endlich die Touristenburgen von Varadero zum Vorschein. Hier ist alles gleich, egal ob Du in der Algavre, ob in Florida oder weiß Gott auf der Welt in Tourigebieten bist. Aber zumindest gab es wieder mal ein ordentliches Hotel, wo reichhaltiges Essen und Getränke vorhanden sind. Ich entschloss mich nach dem Einchecken und Ausruhen Abends noch nach Cayo Buba, also ans Ende der Landspitze zu fahren und mit ordentlich Rückenwind, fast schon in finsterer Nacht, wieder zurück zum Hotel zu radeln. Dunkle graue Gewitterwolken bauten sich am Firmament auf und ich hatte Glück, nicht einen kräftigen Regenschauer zu erwischen. Hier an der Landspitze sind meist die Nobelressorts, große Hotelanlagen, Glofplätze und Jachthäfen zu finden. So ging wieder ein ereignisreicher Tag zu Ende und wir hatten noch unseren Sport im Bierholen an der Hotelbar.
6. Radtag, Montag, 4.11. Varandero
Heute war eine Art Ruhetag, zur Erholung gedacht und genutzt, im Schatten sich von den Strapazen der Tage zu erholen und mal den Traumstrand zu erforschen. Dies schaffte ich etwa eine Stunde, doch dann der Entschluss mit dem Rad nochmal die Landzunge genauer zu erforschen. So vergingen wieder knapp drei Stunden, bis die Nachmittagshitze zu einem Päuschen im Hotel nötigte. Spätnachmittags war Richard bei der fast gleichen Tour nochmal dabei. Es ging wieder hinauf zur Landspitze bis nach Estero Molas.
Richard brauchte noch neue Schuhe, da seine Sohlen keine Pedale vertrugen und sich langsam vom Schuh verabschiedeten. In einem schönen Restaurant an der Avienda Playa hörten wir noch kubanische Klänge mit einer Combo, die an den Tischen aufspielte. Es war schöne, rhythmische Musik, guter Gesang, welche wir mit zweimal 10CUC für ihre Spieleinlagen belohnten.
Doch sie suchten jede Gelegenheit, wenn auch in anderer Form mehr zu fordern. So solle man ihnen doch eine Runde zahlen, oder man wurde im WC angehauen. Man stelle sich vor, 20CUC ist die Monatsrente eines Kubaners. Zumindest wurde uns während des Urlaubs nichts gestohlen.
Noch ein paar Zeilen zum Sonnenschutz. Man ist ja auf dem Rad oft bis zu 10 Stunden der prallen Sonne ausgesetzt. Als einzig guter Schutz hat sich hier eine gute, wasserfeste Sonnencreme mit Faktor 50 erwiesen. Dies ist fast eine Art Decklack und man wird auch kaum mehr braun, aber das ist egal. Hauptsache man hat entsprechenden Schutz. Ach ja, selbstverständlich erwarben wir eine orginal Havanna, die wir unter Gelächter eines Taxifahrers, der uns Feuer gab, anzündeten und qualmten. Brennt ganz schön im Gaumen. Richards Gesichtsausdruck verrät seinen Zustand. Mein Lächeln ist künstlich.
7. Radtag, Dienstag, 5.11. Varandero- Playa el Faire- Santa Cruz del Norte
So, wir haben nun noch zwei Radtage vor uns und entschlossen, wieder zurück nach Mazantas- und dann über die Via Blanca noch bei Playa Veneciana ins Landesinnere über die 131 nach Havanna zu radeln. Nach Verlassen des Hotels war aber die Wetterlage noch die Gleiche wie vor zwei Tagen und bereits am Vormittag stellte sich eine angenehme Brise von hinten (0stwind) ein, die während des Vormittags kräftiger wurde. Mazantas war mit dieser Unterstützung schnell erreicht und so hatten wir Zeit auch diese Stadt noch von innen kennenzulernen. Im Hotel Louvre stärkten wir uns beim Chicken- Tagesangebot und uns lag nun ein längerer Anstieg mit Gegenwind bevor. In der Stadt war geschäftiges Treiben und viele Menschen zu sehen. Interessant was so ein Kubaner Geld verdient. Die konvertierbare Währung heißt CUC und ist genauso viel wert wie ein Dollar. Allerdings verdienen nur diejenigen CUC, die im Tourismus oder in einem anderen devisenträchtigen Gewerbe tätig sind. Die anderen, also zum Beispiel alle Staatsbedienstete, werden in kubanischen Pesos bezahlt. So kommt es, dass findige Kubaner viel mehr verdienen können als gut ausgebildete Ärzte oder auch Beamte in hohen Positionen. Der kubanische Staat ist im Eintreiben von Steuern nicht besonders geübt. Selbstständige Kleinunternehmer gibt es seit knapp 20 Jahren, aber erst im letzten Jahrzehnt ist die Zahl der Cuentapropistas – derjenigen, die auf eigene Rechnung arbeiten – rasant gestiegen. Taxifahrer die einen alten Cadillac oder Chevrolet besitzen und damit Touristen rumkutschen, Marktverkäufer oder die, die in der Touristenbranche ihre Nische gefunden haben. Sie verdienen an einem Tag bis zu 50 CUC, wofür ein Anderer ein ganzes Monat arbeiten muss. Doch trotz der schlechten Versorgungslage in dem kommunistischen Land stehen die Menschen gegenüber anderen Ländern Lateinamerikas noch gut da. Dort wären viele Menschen froh, wenn sie Lebensmittel für 14 Tage bekämen. Und auch an kostenlose medizinische Versorgung, die in Cuba selbstverständlich ist, ist im Vergleich zu Nachbarländern wie Jamaika, Dominikanische Republik oder Haiti nicht zu denken.
So, aber nun wieder zu uns Pedalleuren. Wir verließen die Via Blanca wieder, um auf dem Rückweg nach Habanna im Jibacoa Resort eine Unterkunft zu finden und vielleicht in dem guten Lokal nochmals die Shrimps kosten zu können. Doch wollte es mit einer Zimmerbuchung nicht so recht klappen, da hier wohl die besonders betuchten hausen und in der Casa wo wir waren, wollten wir nicht mehr, da der Gickerl wohl noch lebte. Man nannte uns in den umliegenden Ressorts Zimmerpreise jenseits von 100CUC und obwohl uns in einem anderen Haus berichtet wurde, dass viele freie Zimmer frei waren, war keins zu haben. Dann suchen wir eben weiter. Auch die großen Wohnanlagen mit Camping hatten für uns nichts. Hier hausen wohl die Parteigenossen der Kommunisten. Immer, selbst von Hotelangestellten bekamen wir Tipps für Casas und so auch diesmal. Nähe der Hauptstraße fanden wir eine Bleibe bei Playa del Fraile. Ein einfaches Haus, doch alles Nötige war vorhanden. Meist ist in solchen Casas die Wasserversorgung ein Problem. Er musste erst die Pumpe einschalten, damit das Wasser floss und die Armaturen des Bades waren vorsichtig anzufassen, sonst hatte man sie in der Hand. Ebenso ist es ratsam für die Klospülung immer einen Wassereimer parat zu haben. Für den Duschhahn wäre eine Klemtnerzange gut gewesen. Aber das sind wir ja nun in der ländlichen Gegend schon gewohnt. Teilweise war dies auch bei besseren Hotels der Fall. Dafür wurden unsere Radsachen gewaschen. Abends waren wir noch in einem Restaurant nahe der Casa direkt an der Hauptstraße. Ein Deutscher, der immer monateweise nach Kuba reist und gut spanisch kann, erklärte uns, was die Kubaner in Sachen Essens- und Weinkultur alles noch nicht wissen. Der Rotwein kommt aus dem Kühlschrank, dafür wird der Weißwein warm serviert. Auch über Speisefolge und Zubereitungsarten ist noch Lernbedarf.
8. Radtag, Mittwoch 6.11. Playa el Fraile- Havanna
Wieder mit Rückenwind starteten wir, erneut vorbei an einem gigantischen Kraftwerk, dessen Kamin die ganze Küste mit hellbraunen Rauch eindeckte und es entsprechend stank. Riesige Bohrtürme säumten den Weg, wo chinesische Firmen den begehrten Brennstoff aus der Erde fördern und es macht nachdenklich, in welchem Maß hier die Umwelt belastet wird und Tonnen von rußigem CO2 in maroden Kraftwerken in die Luft geblasen werden.
Doch mit den eigenen Ölquellen kann der Bedarf nicht gedeckt werden und so bekommt das Land zurzeit Lieferungen aus Venezuela vom Maduro Regime, die nun ebenfalls auf einer „schwarzen Liste“ gelandet sind und denen nun auch Sanktionen der US-Regierung auferlegt wurden. Verrückte Welt!! Fast gleichzeitig kam eine gute Neuigkeit aus Fernost: China kündigte an, die schwächelnde Konjunktur der Insel mit einer Spende in Höhe von 112 Millionen US-Dollar stützen zu wollen.
Die Stromversorgung in diesem Land ist sehr unzuverlässig. Wir erlebten auch Stromausfälle, wo meist am frühen Abend ganze Stadtteile betroffen waren. Doch für die Kubaner ist das Normalität. Ähnlich ging es mir mal in Südafrika, wo jedes öffentliche Gebäude oder Märkte in solchen Fällen ein Notstromaggregat zuschalten musste.
Es war nun schon langweilig und nervig auf der Autobahn zu fahren, weshalb wir landeinwärts auf eine Parallelstraße nach Havanna einbogen. Der Abschnitt über die 131 war ein Kontrast zur Küstenstraße und wir waren nun wieder richtig im ländlichen Kuba, in den kleinen Dörfern, wo es noch rustikal zugeht. Viele Einspanner, arme einfache Leute und Behausungen sind zu sehen. Am Wegesrand lag ein toter Gaul, dem es wohl zu viel geworden ist und er sich von der Welt verabschiedet hat. Ratlos umforschte ein Kubaner das Tier, vielleicht gibt es doch noch ein Lebenszeichen von sich. In der prallen Sonne offerierte ein Metzger in einem Dorf sein Fleischangebot und knatternde, stinkende Mopeds rauschten an uns vorbei. So kamen wir in die ersten Bezirke südwestlich von Havanna und sahen über die Bahia de la Habana schon von weitem aus dem Häusermeer herausstechend das El Capitolio. Östlich der Bucht befinden sich viele marode Industrieanlagen, rostende Gleise, Kraftwerksruinen, verrostete Wagoons, die hier wohl schon Jahre stehen, Gleise die nicht mehr befahrbar sind und ellentiefe Löcher in der Teerdecke, die äußerste Vorsicht beim Radfahren erfordern. In Santa Cruz del Norte kam ich mit dem Rad abends an einem Tankwagen, vor dem eine Menschenschlange mit Behältern anstand um Trinkwasser zu bekommen.
Hier wäre Investionsbedarf von zig`Milliarden Dollars, da die Infrastruktur seit über 60 Jahren dahinbröckelt, genauso wie der Putz der Prachtvillen in Havanna. Wieder in der Innenstadt angekommen, fand sich auch eine diesmal geräumige Casa, wo die Dusche funktionierte und wir auch unsere Koffer in unmittelbarer Nähe abholen konnten. Ach ja, da war doch noch die Radrückgabe. Pünktlich um 18:00 warteten zwei Männer von Profil Kuba Reisen und holten die Räder, die obwohl sie nicht mehr die Neusten waren, brav ihren Dienst getan hatten. Wir ließen uns den ordnungsgemäßen Zustand bestätigen und waren auf einmal ohne Rad in Kuba. Ganz schön ungewohnt.
Abends war in einer Zone Galiano ein Italienfest, wo sich viele Menschen tummelten. Wir wollten dort was zum Essen. Doch man muss ich anstellen, wie fast überall hier in Kuba. Uns war das alles zu viel, suchten abseits von dem Geschehen ein normales Restaurant, mit dem wir aber auch kein Glück hatten.
9. Tag Stadtrundfahrt Heimreise
Heute am Abflugstag wollten wir nochmal ausgiebig die Stadt erkunden, gingen zu Fuss wieder in`s Zentrum und wenn schon in Havanna, dann sollte man auch mit dem Hop on Hop Bus eine Stadtrundfahrt machen.
Es könnte ja sein, dass wir diese oder jene Sehenswürdigkeit noch nicht gesehen haben. Im 20min. Takt fuhr der oben offene Bus seinen Rundkurs, vorbei an öffentlichen Plätzen und weit hinaus in den westlichen Teil der Stadt, wo noch viele Hotels waren. Wir stiegen noch am Malecon aus und gingen zu Fuss einige Straßen entlang im Villenviertel Vedado. Doch diese Villen sind aus der Kolonialzeit um 1920, einer Ära, da wo es den Kubanern deutlich besser ging. Diese Prachtbauten sind nun größtenteils verfallen und kaum mehr bewohnt. Auch passierten wir den großen Platz der Revolution, wo die marxistischen Helden und Revolutionäre Che Guevara und Fidel Castro an Hauswänden dargestellt die Besucher beeindrucken.
Wenn man die ganze Woche mit dem Rad unterwegs ist, dann kommt einem das Gehen ganz schön anstrengend vor. Wir beschlossen nach ein paar Kilometer wieder in den Bus zu steigen um rechtzeitig in der Casa einzutreffen, die Koffer zu nehmen und mit dem Taxi zum Flughafen zu fahren.
War noch ein schöner Abschlußtag mit tollen Bildern und Impressionen unseres Kurztrips durch Kuba.
Am Flugplatz angekommen hat alles geklappt und nach 9 Stunden waren wir mit der Swissair in Zürich, wo uns 4 Grad und ergiebiger Regen begrüßten.
Wie schon bei den Berichten der Vorjahre, wird dieser Blog während der Reise alle paar Tage aktualisiert und erweitert. Zuhause wird dann noch der Feinschliff gemacht, Fehler ausgebessert und Links der gefahrenen Strecken, soweit noch nicht vorhanden, Höhenprofile und hochauflösende Fotos eingefügt.
EINLEITUNG:
Es ist Februar, in einem Monat beginnt die heimische Radsaison und ein paar Trainingskilometer zum Eingewöhnen denke ich, können nicht schaden. Da doch einige Wochen nicht gefahren, bereitete ich mich auf der Rolle im Wohnzimmer ein bisschen vor und strampelte mir vorm Fernseher einen ab. Man kann zwar gut schwitzen, ist aber langweilig.
Das launische Winterwetter der letzten Saison nervt. Kaum war es mal 8 Tage richtig kalt, überziehen Westlagen mit Reihentiefs und deutlichen Plusgraden Europa und schmelzen den spärlichen Schnee, kaum gefallen, gleich wieder weg.
Also die besten Voraussetzungen wieder mal eine Reise zu unternehmen und die Welt kennenzulernen. Bezüglich Wahl des Reisezieles wird es zunehmend schwieriger auf dieser Erdkugel sichere Domizile zu finden. Vor Jahren waren wir noch bei Radtouren in Marokko, Kosovo, Türkei unterwegs. Heute möcht ich dort nicht mehr als Tourenbiker unterwegs sein, da mir das Risiko als Radreisender einfach zu hoch wär.
VORBEREITUNGEN
Eigentlich ist für mich das Aufpacken des Rades und Planen der Reise schon eine Art Vorurlaub.
Bereits seit Wochen beobachte ich das Wetter da unten, schau mir Webcams an, auf Google Earth interessieren mich Fotos von Gelände und Straßen. Mein Steppenwolf Tourenrad steht schon zwei Wochen geputzt in der Diele und Tag für Tag füllten sich die Satteltaschen. Um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, spielt man alle Szenarien durch um doch alles Notwendige bei möglichst geringen Gewicht dabei zu haben. In den Sattel- und Lenkertasche verteilt sind Schlechtwettergepäck, Normal- und Radkleidung, Technik,(Netzteile, Akkus, Lampe, Kabel) Werkzeug und Sanitasche. Vorne am Lenker Wertsachen und Fotoausrüstung. Wie bei jedem Fahrzeug ist auch hier die Gewichtsverteilung wichtig und der Unterschied zwischen einem 7 Kg Rennrad (PKW) und einem Tourenrad, dass komplett bepackt doch 35 Kg wiegt (Sattelschlepper), ist enorm. Vor allem immer die ersten Kilometer sehr gewöhnungsbedürftig. Aber eben wie vieles im Leben reine Kopfsache.
Bezüglich Streckenvorbereitung gibt es ja heutzutage im Internet Portale und entsprechende Programme, die geplanten Routen virtuell schon auf dem PC zu planen, auf`s Radnavi zu laden und ohne viel Verfahrer kann man loslegen. Auf den kleinen elektronischen Otto, am Lenker ist Verlass, er zeigt wo`s langgeht. Durch ihm weiß ich, auch wenn die Gegend unbekannt ist, wie hoch der nächste Berg ist, wie weit die nächste Unterkunft entfernt ist, oder er macht auch mal spontan bei Änderung der Route Streckenvorschläge. Doch Wind, Wetter und Tagesform spürt man letztlich doch erst auf der Straße. Eben Live. Vorbei die Zeiten, wo man noch mit einer Kartenhalterung und Papierkarte auf dem Lenker fährt. Trotzdem ist so manches noch ausbaufähig. Man müsste eine „ Bier on the Road App“ entwickeln.
Bei meinen bisherigen Radtouren im Ausland nahm ich immer mein eigenes Rad mit, dessen Transport bei den Airlines aufgrund der standardisierten Gepäcksverordnungen kaum mehr was kostet. So sind 30 Kg Sportgepäck, sowie 7 Kg Handgepäck frei, und mit dem kann man auskommen. Bei Frauen ist dies sicherlich problematischer, da das Beauty Case und Schuhe da meist schon 30 Kg haben, wogegen mein Kamm, Seife, Zahnbürste und Nassrasierer gesamt 200 Gramm wiegen.
FLUG
Geographische Lage von Neuseeland mal anders beschrieben. Man setzt mit einem langen Bohrer am Deggendorfer Stadtplatz an, bohre durch den Erdmittelpunkt und am anderen Ende kommt man in Neuseeland am Flugplatz bei Christchurch wieder raus.
Die Flugroute des gebuchten Gabelfluges (Landung auf der Südinsel in Christchurch- und Abflug von Auckland auf der Nordinsel) geht über Dubai, Bangkok, Sydney, Christchurch, bei einer Nettoflugzeit von ungefähr 24h. Gesamt mit Umsteigen in Dubai und technischen Zwischenstopps werden es dann doch über 33h mit 12h Zeitversatz und zurückgelegten 18500 Km. Dabei braucht man nicht einmal die Uhr umstellen. Überlegen wird man Anfangs sicherlich oft müssen, ob die zuhause gebliebenen nun in`s Bett gehen oder aufstehen. Bin gespannt wie viele Tage mich der Jetlag beansprucht, nicht dass man auf dem Rad unkonzentriert ist und plötzlich auf der rechten Seite fährt (Linksverkehr).
Bereits in München beim Abflug musste ich zur Kenntniss nehmen, da mein Rad in keiner Schachtel verpackt war, ich keinen Versicherungsschutz genoss. Doch es fehlte nichts. Transportschutz entfernt und gleich ging es mit dem Zusammenbau und Aufrüsten los. Doch das war ja schon Routine und nach einer knappen Stunde rollte es mit mir im Linksverkehr. Eine SIM Karte mit 3gB und einige NZDollars war auch schon mein Eigentum. Ortszeit war 16:00 Uhr und es galt sich ein bisschen einzuradlen und ein Zimmer zu suchen.
Ein kurzer Trip durch Christchurch, mal die Radsaison 2016 eröffnen. Die Stadt bot keine besonderen Highlights und schnell an`s Meer hinausgefahren, schon waren nach gut zwei Stunden 50 Km auf dem Garmin und als Unterkunft bot sich ein Backpackers Hostel an, wo ich mit einer deutschen Studentin gute Informationen erhielt. Die Dame ist ja schon Monate hier und gedenkt erst heimzufliegen wenn die Kohle knapp wird. Wenn ich auch ziemlich müde war, versuchte ich gleich den Tagesrhytmus hier anzunehmen, war mir zuerst zu gelingen schien.
Freude darüber, endlich angekommen zu sein. Es war ein verdammt langer Flug und meine Freude, Rad, sowie auch die Satteltaschen komplett und unbeschädigt in Empfang nehmen zu können war groß. Den breitschultrigen Typen, der seit Bangkok neben mir saß, werde ich nie vergessen. Er reduzierte meinen Economyclass nochmal um ein Viertel, so dass man kaum mehr essen konnte.
26.2. 2. Radtag Christchurch – Timaru
Link Tagesstrecke anklicken Link zu Fotos des Tages:
Eigentlich sollte man doch meinen, der Jetlag müsste zu spüren sein, doch weit gefehlt. Ich fühlte mich topfit und schwang mich auf`s Rad um mal die erste Strecke nach Timaru zu Radeln. Bereits in Christchurch der Gedanke diesen relativ unattraktiven Abschnitt mit dem Bus zu fahren, doch schaut es irgendwie schlecht aus, wenn bereits der erste Tag mit dem Bus beginnt. So der Entschluß doch per Pedes den ersten Tag zu beginnen. Es waren 150 Km mit böigem Seitenwind und viel Verkehr. Dutzende Autos und LKW`s donnerten an mir, bei lauten Rollgeräuschen auf dem groben Teer an mir vorbei und es war eine monotone Angelegenheit. Rießige Besprühungsanlagen nässten die schier endlosen Felder ein, deren Gischt durch den starken Seitenwind auf die Straße getragen wurde. Phasenweise der Gedanke doch einen Bus zu nehmen, da Druck und Sogkräfte bei böigen Seitenwind der vorbeifahrenden LKW`s höchste Konzentration am Seitenstreifen abforderten und die Frage aufkommen ließ, ob diese Entscheidung richtig gewesen ist. Außerdem brannte die Sonne unerbärmlich vom Himmel und meine 50er Sonnencreme wurde dick aufgetragen. Nach 65 km, in Ashburton erlitt ich den ersten Kulturschock. Die Trinkvorräte gingen zur Neige und ausgenörgelt von der trockenen Luft kam der Gedanke, sich mit einem Bier zu stärken. Die Dame an der Theke eines Cafes meinte sie müsse von mit 8 NZDollar verlangen. Donnerwetter ist das teuer hier. Aber der Durst ist größer und so zahlte ich zähneknirschend für den edlen Saft.Eigentlich wollte ich es noch nach Timaru schaffen, doch der Körper wollte nich so wie der Kopf und alles kam zusammen. Jetlag, die Hitze es heutigen Tages machten mich derart platt, dass der Entschluß kam, in Temaru, 20 Km vor Timaru, bereits eine Bleibe zu suchen.Körperlich erschöpft nun auch noch die Feststellung, kaum ein Zimmer unter 90 NzD zu bekommen, verleitete mich ein Angebot um 45 NzD wahrzunehmen, was ich jedoch am nächsten Tag sehr bereute.
27.2. Temaku – Timaru 3. Radtag – Zwangsruhetag
25 Km
Eigentlich nicht vorstellbar, dass man ein Zimmer ohne Warmwasser, Licht im Gang, durchgelegener Matratze, blockierem Fenster, unhygienischen Zuständen, überhaupt vermieten kann. Man kann!! Es war eine katastrophale Nacht mit wenig Schlaf und nun müpfte sich doch der Körper auf und teilte mir mit, das es gestern wohl doch ein bisschen zu viel gewesen ist. Geschasst vom Schlafmangel fielen bereits die ersten Kilometer sehr schwer und es konnte kein guter Radtag werden. Es war mir eine Lehre und es folgte der Entschluß, heute nur noch Timaru zu rollen und sich dann auszuruhen. Gesagt- getan. Gegen Mittag fand ich auch ein gutes Motel für einen erschwinglichen Preis. Der Nachmittag gehörte der Wäsche und dem Bett.
Im Supermarkt noch eingekauft und erstmals in den Blog geschrieben.
Erfreulich die Feststellung gestern ein gutes Zimmer bekommen zu haben. Hab gut geschlafen , die Wäsche ist trocken, alles aufgerüstet und da der gestrige Tag mit viel Ruhe und nicht mit harten Kilometereinheiten bestand, kam ich früh aus dem Hotel und begann bei kühlen Temperaturen meinen Tagestrip.
Endlos weit diese Landschaften, gigantisch die Dimensionen. Zwei Stunden vergingen bereits, vorbei an Levels, Pleasant Point, Sutherland, die ich bei einer geschlossenen Wolkendecke fahren konnte. Erst so gegen 11:00 Uhr kam die Sonne langsam durch und stetig ging es leicht aufwärts, dem Lake Tepaku entgegen. Erst wenn man kurz stehenbleibt wird einem bewusst, wieviel man doch schwitzt, also gilt es genug zu trinken und sich ordentlich einzucremen, wo doch die rechte Wade schon schön angeröstet ist. Nach etwa 20 Km führte bei Pleasant Point entlang der Strecke eine historische Bahnstrecke, wo der Schaffner gerade seine Dampflock anheizte.
Weiters waren einige historisch hergerichtet Bahnhöfe zu sehen. Wahrscheinlich ist dies eine Touristenattraktion, da alles in Bereich der Strecke auf Nostalgie getrimmt war. Bei Fairlie machte ich die Bekanntschaft eines japanischen Tourenradlers, mit dem ich mich in Englisch austauschte.
Er erzählte, bei ihm zuhause sei es saukalt und es sei seine erste derartige Tour. Auf der Strecke begegneten wir uns erneut und wir kamen zu dem ersten kleinen Pass mit 709m. Meinem Freund ging es dabei ziemlich schlecht und sehr zu meiner Verwunderung ließ er am Berg Laute von sich die ich nicht deuten konnte. Es klang wie eine Mischung aus japanischen Kampfesrufen, oder war es Wehklagen.
Ich amüsimierte mich dabei und oben am Pass angekommen war er sichtlich stolz auf sich und freute sich wie ein kleines Kind. Als der Lake Tepako auftauchte verschlug es uns den Atem. Ein rießiger türkisfarbener See, der vom Mout Hook, oder dem Franz Josefs Gletscher gespeist wird und entgegen unserer Wasserspeicher noch relativ voll ist.
Schon verwunderlich, wenn man sieht, welche Unmengen Wasser die hier auf den Feldern versprühen. Ich entschloß mich am Lake ein Quartier zu suchen und nicht weiter zu fahren, da seit der Passhöhe ein entsetzlicher Gegenwind eingesetzt hat, der einiges an Energie kostete. Nach dem dritten Anlauf war ein Motel gefunden und der angebrochene Nachmittag mit Einkaufen und Waschen verbracht. Mein Freund hatte ein anderes Quartier gebucht, wo ich nicht mehr unterkam und so verabschiedeten wir uns und wünschten uns das Beste. Die Nacht war diesmal nicht so gut und Windböen die am Fenster rüttelten machten mir Gedanken wie der nächste Tag wohl verlaufen werde.
29.2. 5. Radtag Tekapo – Twitzel – Weiterfahrt mit Bus nach Wannaka
Der Tag begann mit eitel Sonnenschein und die Natur, die einem hier umgibt ist wirklich sehenswert. Nicht verwunderlich, dass auch jetzt in der Nebensaison es nur so wimmelt an Touristen und Jener, die sich dieser atemberaubenden Landschaft begeistern wollen. Die ersten Kilometer auf dem Rad fühlten sich sehr kühl an und schnell kam der Entschluß wärmere Keidung aus der Tasche zu holen. Wie gestern war es zuerst Rückenwind, doch bereits am späten Vormittag nach etwa 50 Km drehte er und war gar nicht mehr mein Freund. Es ist zermürbend auf diesen endlosen Weiten in die Pedale zu treten und es auf 11 bis 15 Km/h zu bringen. Einzige Entschädigung war die Traumkulisse des Lake Pukaki, der ebenfalls wie der Lake Tepako kontrastreich in einem grassen türkis sich aus der Landschaft emporhob und eine unvergessliche Kulisse bot. Bereits in Zwizel kam die Frage auf, ob es aufgrund des immer mehr böig auffrischenden Gegenwindes, mein eh schon hoch gesetztes Tagesziel, Wannaka zu schaffen. Schließlich liegt da auch nach Omarama der Lindis Pass, mit 1000 hm dazwischen und es schien aussichtslos diese 190 Km an einem Tag zu bewältigen. Wenn auch eine Ski&Bikers unwürdig, entschloß ich mich für den Rest der Strecke, da es sich anbot, den Bus zu nehmen. Dies würde meinen Zeitplan wieder zurechtrücken, denn es liegen noch viele Kilometer vor mir.Doch nun zu einem etwas unangenehmeren Thema. Bezüglich Preisniveau ist die Schweiz gegenüber hier ein Entwicklungsland. Abgesehen von den Backpackers Hostels, wo man für die Benutzung eines Bettes (6-8 Betten pro Zimmer und ein Rucksackchaos ohne Privatsphäre) incl. Dusche bereits ca 30 NZDollars berappt, kostet ein Einzelzimmer im Schnitt 80 – 150 Dollar jetzt auch noch in der Nachsaison. Das Schlimme ist, die sind ziemlich ausgebucht und ich hab das Gefühl, mein Euro ist nicht viel wert hier. Der absolute Hammer ist der Bierpreis. Im Restaurant liegt dieser bei ca. 10 Dollar. (1 Euro = 1,65 NZD) Im Supermarkt ist es kaum billiger. Nun gut, man will auf gewisse Begehrlichkeiten im Leben nicht verzichten und irgendwann stumpft man ab und es kostet nun mal so viel wie es kostet. Wird eben ein teurer Urlaub.
Eigentlich sollte man aus Protest ausreisen und einen Beschwerdebrief an die deutsche Botschaft hier schicken. Ab 16:00 Uhr ging der Bus, der zwei Stunden später in Wanaka ankam. Hier ist eine noble Gegend. Gepflegte Straßen, Bungalows, moderne Hotelanlagen und eine saubere Natur. Hatte Glück mit der Unterkunft. Ein gutes Backpackerhaus mit vielen netten Leuten, wo man gute Tipps bekommt und den morgigen Tag vorbereiten kann. Bekomm ich in Haast eine Übernachtungsmöglichkeit, dann geht es mit der Westküste weiter – und wenn nicht, dann kommt die Route nach Queenstown in Frage. Werd morgen früh in ein Tourist Info gehen und mal fragen, denn im Internet unter Booking com war alles ausgebucht. Die Nacht ist saukalt und ich hoffe, dass es morgen wieder wärmer wird.
Als ich aufwachte traute ich meinen Augen nicht. Alle vier Betten waren belegt und eine Menge Gepäck stand auf den spärlichen Quadratmetern vor mir. Es war 8:00 Uhr und Zeit den Tag vorzubereiten. Leise, da die andern noch schliefen, wurde das ganze Zeugs eingepackt und mit was noch von gestern im Rucksack war ordentlich gefrühstückt. Eine Tasse Kaffee bekam ich geschenkt. In eiskalter Luft ging`s runter zum Touristinfo und hurra, es war noch ein Platz im Backpackers in Haast frei. Gleich gebucht und als Draufgabe auch noch die übernächste Nacht am Foxgletscher, da die Dame nun schon mal am PC war. Ist einfach ein schönes Gefühl, ein sicheres Domizil zu wissen. Es ging wieder zurück und kaum man sich umschaut war es 10:00 Uhr. Es war echt stress, da meine Zimmerkumpanen, vier Israelis, auch ihre Rucksäcke ausgepackt hatten und es war das reinste Chaos im Zimmer. Hab schon Probleme mit meinen eigenen Sachen zurechtzukommen und dann auch noch dies. Bis auf mein Ladegerät war alles auf dem Rad, doch dies brachte mir noch einer kurz vor der Abfahrt. Glück gehabt! Endlich auf dem Rad. Die Gegend um mich war herrlich. Wenn es auch eiskalt war, so war die Luft im strahlblauen Himmel klar.
Mein Navi führte mich entlang des Lake Hawea, wo bereits so gegen Mittag sich über 600 Hm angesammelt hatten. Lauter kleine Stiche, die mit den Satteltaschen ganz schön in die Beine gingen. Im Großmarkt deckte ich mich mit Essen und Getränke ein, die natürlich auf`s Gewicht schlugen, denn es war ungewiss, ob auf der Strecke eine Versorgung da ist. Die Westküste bei Haast ist sehr dünn besiedelt.
Es war der Makaora Pass zu fahren, der jedoch nur 600m hoch war und kein Problem darstellte. Bergab Richtung Meer war er richtig steil und landschaftlich ein Traum. Zig Wasserfälle stürzten laut donnernd aus großen Höhen aus den steilen Urwaldhängen. Was die Schönheit der Landschaft anbelangt, so kann man sie kaum in Worte fassen. Von baumkarger Umgebung wurde es nun tropisch, die Luft wurde feuchter und irgendwann war ich im Regenwald.
Zwischen den Bergen ragten weiß schneebedeckte Bergriesen hervor und Verkehr sowie Wind hielten sich in Grenzen. Lediglich bei den letzten 30Km vor vor Haast pfiff der Wind von vorne, aber das war überschaubar. Haast ist ein kleines Kaff am Ende der Welt mit einem Supermarkt, ein paar Motels und das wars dann auch. War ein schöner Radtag.
Der Tag begann bei strahlblauen Himmel in diesem beschaulichen Nest, wo man wirklich meinen könnte, man wäre am Ende der Welt. Mein Zimmernachbar, ein rüstiger Engländer, denke er war an die 80 Jahre, rüstete schon wieder auf für die nächste Wandertour und beklagte die vielen Stiche der Sandflys, einer Mückenart, die hier wirklich zur Plage geworden ist. Deren Stiche schmerzen sehr und jucken lange. Hab mir gleich ein Mittel gekauft, da gestern an Straßen, wo stehende Gewässer sind, schon Schwärme aufgetreten sind und ich fluchtartig mit dem Rad das Weite suchte. Frühstück in der Bagpackersküche zu bereiten, vorher im Laden einkaufen, Satteltaschen aufrüsten, alles dauert immer eine gute Stunde und so ging`s kurz nach 9:00 Uhr los auf den neuen Tagestrip. Ein Schild an der Straße. ¨Nächste Tankstelle in 120 Km¨ So schön die Landschaft auch ist an der Pazifikküste, wo die Straße zwischen Strandbereichen und kurvigen, knackigen Steigungen teilweise in den Regenwald führt, so einsam ist es auch hier.
Nur Wohnmobile und Busse die einem begegnen. Im letzten Drittel der Strecke fielen mir bei wieder eintretenden Gegenwind und doch knapp 30 Grad die Steigungen ganz schön schwer vor. Richtig durchgeschwitzt oben angekommen, musste man bei der nächsten Abfahrt die mühsam erklommenen Höhenmeter wieder verbraten und das ganze Spiel wiederholte sich. Zermürbend! Aber, ist eben Neuseeland. Wurde ja auch schon gewarnt. Der Tag verlief, da keine Abwechslung auf der Straße, einförmig und ich war froh so gegen 16:30 Fox Glacier erreicht zu haben, ein Touristenausgangspunkt für Wanderer, Skifahrer, Heliflüge… Meine Trinkvorräte reichten aus. Das bereits gebuchte Bagpackers war schnell gefunden und zur Feier des Tages gönnte ich mir für 6 Dollar eine Komplettwäsche all meiner durchgeschwitzten Sachen.
War ein anstrengender Tag, der morgen früh gleich mit den Anstiegen und Serpentinen vorbei vom Franz Josefsgletscher beginnt. Das Wetter hielt sich bisher an dieser regenträchtigen Südwestroute, wenn sich auch am Nachmittag Staubewölkung an der Bergkette bildete, diese sich jedoch nicht ausregnete.
Ein ereignisreicher Tag ist vorüber, sitz vorm PC und schreib in den Blog. Der Morgen begann mit einem Schock im Supermarkt. Wollte Frühstück kaufen um mir in der Backackers Küche was herzurichten. 150 Gramm Käse, Milch, 3 Äpfel, Orangensaft und vier kleine Würstchen für 27 NZ Dollar. Im Schnitt ist hier alles doppelt so teuer wie bei uns. Aber was solls, man braucht was zum Essen. Jetzt ist mir auch bewusst geworden, warum die Zollbehörden keine Einfuhr von Lebensmitteln erlauben. Eben gewöhnungsbedürftig. Zumindest hatte ich wieder Wegzehrung im Gepäck und vor mir standen vom Ausgangspunkt Foxglacier bis zum geplanten Tagesziel 160 Km und drei knackige Pässe bevor. Ständig rauschten Hubschrauber über den Ort, welcher als Ausgangspunkt für Bergsteiger, Wanderer, Raftingtouren… gilt. Es ist ja auch eine atemberaubende Naturlandschaft, die hier ordentlich vermarktet wird. Als meine Satteltaschen wieder am Rad hingen, Zimmer gecheckt, war es bereits nach 9:00 Uhr, zuhause ist es Nacht und ich begann meine Tour. Angenehm frisch war es, aber die Steigung brachte mich schnell zum schwitzen und nach einer knappen Stunde war der erste Sattel von 400 Hm Geschichte und es ging wieder bergab zum nächsten Gletscherfluß. Das ganze Spiel wiederholte sich bis endlich die Ortschaft Franz Josefs Glacier kam. Ebenso wie der Fox Glacier ein Ausgangspunkt für Touren aller Art. Der Ort besteht eigentlich nur aus Tankstelle, Supermärkte, Hotels, Motels, Badpackers und Helikopterlandeplätze.
Wenn da mal die Touristen ausbleiben, dann steht alles. Ich konnt mir`s nicht verkneifen, auch so einen Helikopterrundflug zu buchen. Es ging alles relativ flott.
Kaum die Visakarte gezückt war ich eine halbe Stunde später im Hubschrauber und erlebte die NZ Alpen mal von oben. Mit Steigwerten von 8m/s verschlug es mir die Ohren und wir landeten nach einer guten halben Stunde auf einer Fläche, mitten im Gebiet des Franz Josef Gletschers. Wenn man schon mal da ist und das Wetterglück einem beschert ist, dann muss man das auch erlebt haben. Das ganze äußerst imposante Spektakel war nach 50min gegen 2pm vorbei und die Batterie meines Fotoapparates war bei der Landung leer. Doch nun hieß es, noch einige Tageskilometer zu sammeln. Hier nur einige Fotos des Fluges. Interessant sind hierbei die unter dem Link eingpflegten Hochauflösenden, die in voller Qualität runterladbar sind.
Auf den Straßen dieser landschaftlich attraktiven Westküste sind eigentlich auch nur Wohnmobile und meist Touris mit Leihwägen unterwegs. Schon imposant, alle paar Kilometer nisten sich breite, großzügigie Gletscherausläufe in die Landschaft und unterbrechen die saftigen Weiden, wo Schafe Rinder zu tausenden weiden. Mir kam der Gedanke, dass zuhause absolut noch kein Radwetter sei und genoss erst recht die Situation. Es war, abgesehen von den Lebenshaltungskosten, die richtige Entscheidung dieses Land zu besuchen. Hügelig ging`s weiter und nach vielen Stunden im Sattel, vielen Höhenmetern war gegen Abend eigentlich geplant, bei Ross ein Quartier zu suchen. Doch die Bürgersteige schienen hochgeklappt zu sein. Ein Motel schaute aus, als sei es schon seit Jahren geschlossen, und in einer Bierkneipe bot die Besitzerin Schlafkabinen an. Nach meiner Erfahrung vor ein paar Tagen in Temuka machte ich einen Kontrollblick. Es war dermaßen unhygienisch, weiters berichtete ein japanischer Tourenfahrer, in den Zimmern sind eine Menge Sandflys, die stechenden Biester. Hatte mir zwar eine Creme gekauft, aber mich dann entschlossen, die 25 Km nach Hokitika zu fahren. Da es bereits dunkel wurde, gab ich entsprechend Gas und kam mit gegen 8:30 Uhr an. Ganz schön anstrengend dieser Tag. Aber war stolz auf die 160 Km. Da die Buchung der Zimmer der letzten Tage über die Tourist Info in Wanaka relativ reibungslos verlief, war meine Vermutung, es könne hier an diesem abgelegenen Ort kein Problem sein selbst eins zu finden. Doch weit gefehlt. Alles ausgebucht und Glück im Unglück. Auf der Straße traf ich wieder einen deutschen Studenten, der meinte, er könne ja mal in seinem Haus nachfragen, bin mit ihm hin und es hat prompt geklappt. Ein schönes Zimmer, wenn auch nicht so billig, aber besser als auf der Straße zu schlafen. Hab mir schon überlegt ein Zelt zu kaufen. Was morgen kommt weiß ich noch nicht. Denke langsam dran, mal einen Ruhetag einzlegen. Schauma mal wie`s geht.
Hatte ja großes Glück, gesntern noch bei so einer netten Familie ein Zimmer bekommen zu haben. Beim Frühstück befand ich mich mittendrin. Die Kinder mussten zur Schule und auch die Schwiegermutter war schon fleißig beim Kuchenbacken. Mit meinem schlechten Englisch quälte ich mich durch viele Themen und man möchte kaum glauben, wie hier doch die Menschen doch auch von unserem Migrantenproblem in Deutschland anteil nehmen und wie bekannt doch unsere Mutti Merkel am anderen Ende der Welt ist. War eine nette Bekanntschaft und doch ging es nach Einkauf im Supermarkt wieder „on Tour“. Die Satteltaschen wurden durch Getränke wieder entsprechend schwerer aber lieber etwa mehr Gewicht, als auf der Strecke verhungert oder verdurstet. Eitel Sonnenscheìn und wohl ein besonderes Glück für mich, in dieser regenträchtigen Gegend eine so gute Wetterphase erwischt zu haben. Vorsorgehalber hab ich gleich am Morgen für den nächsten Zielort Westport noch in Hokihita ein Backpackers gebucht, um nicht wieder das Risiko kein Zimmer zu finden einzugehen. Der Wind scheint mir gut gesonnen und eine leichte Brise von hinten unterstützte meine Fahrt auf dem zuerst relativ ebenen Teil.
Schon interessant, wie sich doch der Körper auf die Belastung einstellt. Obwohl teilweise über 10 Stunden auf dem Rad haben sich Knie, Sitzfleisch, Arme, angepasst und selbst die sehr intensive Sonneneinstrahlung meistert meine 50er Creme bisher tadellos. Lediglich mein linker Handballen ist pelzig, aber das ist vertretbar. Durch den intensiven Stoffwechsel hallt es ständig aus der Magengrube und meine Essensvorräte in der Satteltasche schwinden bis zum Abend regelmäßig weg. Heut ist mir sogar das Wasser ausgegangen und musste am Straßenrand von einem freundlichen Kiwi, der seinen Garten pflegte, nachfüllen lassen. Aber nun zur Gegend. Die Entscheidung, nicht schon in Greymouth die Küste zu verlassen und bis Westport weiter zu radeln erwieß sich als richtig. Über dutzende Kilometer traumhafte, endlos weite, naturbelassene, schöne und unberührte Küstenstreifen, wie ich sie in meinem Leben noch nicht gesehen habe.
Der Fotoapparat war ständig im Einsatz und es war ein unvergessliches Erlebnis, dieses schönen Bereich der Welt so zu erleben. Wenn da nicht immer diese Anstiege gewesen wären. Die Strecke führte teilweise bis zu 200 Hm hoch, um dann wieder auf Meeresniveau zu kommen. Heiß war es zudem und die Höhenmeter summierten sich und ließen die Strecke lang erscheinen. Vor allem kam dann etwa 40 Km vor Westport noch einige gemeine Anstiege, es wurde sehr kupiert und ich sehnte mich bald den Zielort zu erreichen. Aber was soll`s, der Schmerz vergeht, die Erinnerung bleibt. Wie schon gestern war mein erster Akt in Westport Essen zu fassen und für die „Bürostunden“ am Abend vor dem Pad, sich noch um zwei Bierchen zu kümmern. Das Backpackers war wieder ein Volltreffer. Aber diesmal im positiven Sinn. Gutes Internet, tolle Anlage, viele nette Menschen und ein Chef an der Reception, der meinte die vielen Hills prägen den Charakter, womit er absolut recht hat.
Das Backpackers war vom Feinsten und ich war die Nacht sogar allein auf dem Zimmer. Es schien ein schöner Tag zu werden, eitel Sonnenschein, angenehme 18 Grad und gut geschlafen. Er begann zuerst mit dem Einkauf im Supermarkt, wo die Satteltaschen gefüllt- und anschließend dann die Strecke angegangen wurde. Leider fuxte mich das Navi, welches immer erst nach wiederholtem Einschalten seinen Dienst tun wollte. Der Wind kam leicht von vorne, war aber vertretbar. Zuerst ging es ständig leicht aufwärts den Bullet River entlang und die Strecke war entgegen gestern weniger attraktiv. Zwar ist man hier stets umringt von einer ¨Überdosis Natur¨, aber der gestrige Abschnitt entlang der Küste lässt sich nun mal nicht leicht toppen. Der Bulletriver wird von mehreren Nebenflüssen, wie dem Ohititi und dem Blackwater River gespeist und führt zurzeit relativ wenig Wasser. Gegen Mittag, nach 60 gefahrenen Kilometern summierten sich bereits 1000 Hm additiv, obwohl die tatsächliche Höhe nur 200m über den Ausgangspunkt in Meeresspiegelhöhe war. Aber diese Hügel und das ständiger berauf-bergab ist ja zwischenzeitlich Normalität. Nach der Mittagspause kamen dann doch noch einige beherzte Anstiege und das Tagesziel Murchison war gegen 15:00 Uhr bereits erreicht. Bei einer Rast machte ich Bekanntschaft mit dem Sandflys, die meine Beine in kürzester Zeit dermaßen hergenagelt hatten, dass man gerne das Weite suchte. Hatte mir heut vorgenommen, nicht so viele Km zu radeln und ein bisschen früher in das gestern gebuchte Backpackers einzukehren. Eigentlich schade, da zwischenzeitlich ein kräftiger Rückenwind mir das Weiterfahren leicht gemacht hätte. So geht ein relativ unspecktulärer Tag zu Ende und morgen, oder spätestens übermorgen, nach zwischenzeitlich knapp 1000 Km und mehr als 10000 Hm denke ich Pickton oder Nelson, also die Nordküste der Insel zu erreichen. Dann wäre der erste Teil des Radtrips, Neuseeland Süd beendet.
Es hat mit der Übernachtung wieder alles gepasst, bereits um 9:00 Uhr war ich auf der Straße, alles bereits routinemäßig aufgerüstet und wieder Traumradelwetter. Angenehme 18 Grad, leichter Rückenwind und es ging wieder an`s Höhenmetersammeln entlang des Bullet Rivers. So schön die Gegend auch sein mag, so einförmig wirkte sie. Nach etwa 50 Km kam die erste knackige Anhöhe, der Hope Saddle, etwa 300 Hm mit Rückenwindunterstützung. Dann wieder eine lange Talfahrt, wo bis Kohatu fast ohne Kraftanstrengung das Rad dahinrollte. Es stand eine weitere Steigung an und der Wind frischte noch kräftiger auf. Gottseidank wieder von hinten, böenartig und launisch, diesmal mit 80 -100 Km. Nun brauchte man bergauf nicht mehr treten und ganz ohne Kraftanstrengung ging„s wie im Fahrstuhl hoch. Ein schönes Gefühl wie ich es in der Intensität noch nie erlebt habe.
Die Straße war förmlich in den Berg gefräßt und es entstand wohl in dieser Rinne eine Düsenwirkung. Tolles Erlebins! Die Landschaft änderte sich nun, es wurde baumloser und, da ich mich nun bereits deutlich weiter nördlich befand, wurde es auch deutlich heißer. Probleme hatte ich mit meinem Ski&Bike Radtriko, genauer gesagt mit dessen Gelb grüner Farbe. Irgend eine fette, tiefbrummende Hummelart verwechselte mich wohl mit einer Riesenblüte und bei Anstiegen oder Pausen wollten die Kerle ständig an mich andocken und mich befruchten oder bestäuben.
Irgenwie unangenehm, es könnte ja auch mal eine stechen. Aber gut, das Steigungsprofil war mir heute deutlich angenehmer, lieber geht`s kräftig bergauf, als immer kurze Steigungen und dann die erstrampelten Höhenmeter wieder zum zigten male verbraten. 20 Km vor Nelson wurde der Wind so stark, dass es schier bei der Brotzeit das Rad umbließ und große Staubwirbel entstanden. Die Sonne knallte vom Himmel und und der Schweiß tropfte aus meinem Helm. Gut dass in Nelson bei entsprechenden Verkehrsaufkommen ein eigener Radweg angelegt war und dort angekommen war ein Traumstrand bei Ebbe mit vielen Menschen zu sehen.
Das gebuchte Bagpackers war drei Etagen hoch am Berg, wo das Fahrrad inclusive Satteltaschen hochgeschleppt werden musste. Der Rest ist zwischenzeitlich Routine.
Im 8 Mann Zimmer, bei vorwiegend deutschen Studenten oder Abiturienten wurden Informationen ausgetauscht und wieder für den nächsten Tag im Supermarkt eingekauft. Abends war noch Stress, bis die Fähre nach Wellington, sowie das Bagpackers in Picton gebucht war. Morgen liegt der letzte Tag auf der Südinsel bevor und aufgrund der Nachmittagshitze macht es Sinn frühzeitig loszutreten. Es war wieder ein erlebnisreicher Radtag.
Nach den üblichen täglichen Abläufen, auf die ich nicht mehr näher eingehen möchte, rollte das Rad bereits um 9:00 Uhr und es ging zuerst entlang der Küste, auswärts von Nelson wieder in die Berge und das Navi kündigte schon eine 400Hm Knaller an, worauf nochmal ein 200er folgen sollte.
Aufgrund der großen Hitze ist es empfehlenswert, diese Stiche wenn moeglich am Vormittag hinter sich zu bringen, deshalb auch der frühe Antritt. Nervig heute der LKW Verkehr und die Jungs fahren ja nicht gerade zaghaft. Bei den Brücken waren immer Engstellen und es war schwierig, wenn von hinten im Spiegel ein Brummer angrollt kam. Wenn nun diese Verkehrsfrequenz zu hoch wird. Dann macht es eben keinen Spass mehr und wird stressig. Durch den groben Teer sind die Rollgeräusche auch sehr laut und das geht auf`s Gemüt. Gut dass es oben am Berg nicht mehr so heiß ist wie in Nelson und eine kühlende Abfahrt tut ja auch gut. Am Pelorus River wurde der Wind stärker und so wie er mir gestern half, so ist er heute mein Gegner. Nervig diese Böen, trotz enormen Krafteinsatz 12- 15 Km/h. Die Büsche biegen sich und es ist kein schönes Radfahren. Doch jetzt, nach etwa 70 Km kommt ein neuer Routenabschnitt. Der normale Weg von Nelson nach Picton wäre etwa 140 Km gewesen. Die Tourirute nur 108 Km und keine LKW`s. Etwa alle 5 Km begenget einem ein Gleichgesinnter, meist Deutscher. Die Stecke ist wieder sehr kupiert und dieser entsetzliche, böige Gegenwind. Aber man muss es positiv sehen, zumindest schützte eine dünne Wolkendecke vor der Sonneneinstrahlung. Kaum war der Fotoapparat verräumt, kam schon wieder ein toller Ausblick und ich digitalisierte viele unvergessliche Momente auf die Speicherkarte.
Unterm Strich gesehen, verlängerte dieser Gegenwind die Tour heute um über 1,5 Stunden und war nicht so wie gedacht, eine Leichte. Aber das sind eben die Unwägbarkeiten bei solch einer Radtour. Man muss es nehmen wie es kommt. Sehr zu meiner Freude stand plötzlich nach einer Serpentine der Ort Picton und dessen Hafenanlage. Geschafft! Das Jugglers Rest Backpackers war auch schnell gefunden, Bathrooms, Kitchen, Sleepingrooms gezeigt, noch schnell eine Hafen- und Einkaufstour ohne die schweren Satteltaschen und das war`s mit der Südinsel. Morgen früh geht es um 10:45 nach Wellington und dann schauma mal, was es auf der Nordinsel so zu sehen gibt. Die Hälfte des Urlaubs ist vorbei und meist vergehen die Tage dann immer schneller. Noch`n paar Bemerkungen zu den Backpackers Unterkünften. War ich doch die erste Zeit etwas reserviert gegenüber diesen Unterkünften, so fühle ich mich jetzt ziemlich wohl darin. Es ist eine legere Gesellschaft von Reisenden aus allen Bevölkerungsschichten, die halt ein Bett, Dusche, Internet benötigen und sich etwas zubereiten wollen. Meist sind es junge Leute, die entweder mit dem Leihauto unterwegs sind, auch hab ich viele Tourenradfahrer getroffen, heut ein junger Zimmerer aus Tirol, der hier jobbt, gestern ein studierender Sportingieneur, ein Pizzabäcker, der seine Künste mit dem Teig in der Luft wie ein Tellerdreher vor staunenden Publikum vorführt. Es wird, wenn auch alleine unterwegs, nicht langweilig. Das Land sucht Arbeitskräfte und der Mindestlohn hier ist 14,75 NZDollar. Immer interessant solche Bekanntschaften zu machen und man bekommt auch gute Informationen.
8.3. 13. Tag Picton – Überfahrt mit Fähre nach Wellington, Nordinsel
Man glaubt es kaum, sind da am Himmel tatsächlich dunkle Wolken! Aber angenehm mild und das Treiben um die angedockte Fähre ist bemerkenswert. Dieses Ding verschluckt im Kellergeschoß ganze Züge. Im Erdgeschoß LKW`s und weiter oben Autos und Touristen. Pünktlich um 10:45 legt sie ab und wir schlängeln uns durch die Gewässer des Marlborough Sounds, bis es über Arpawa Island in die offene See hinausgeht und schon von weitem die Shiluette der Nordinsel erkennbar wird, dessen Berge immer markanter werden. Nach gut zwei Stunden ist die Nordinsel erreicht und es geht auf Wellington zu. Leider sind da auch graue Wolken und es fängt bei peitschendem Nordwind an zu regnen. Hab beschlossen, da auch der Wind gegen meine weiter geplante Route pfeifft, nach dem einbuchen im Waterloo Backpackers noch die Stadt zu Fuß zu besichtigen und heute, mit der Hoffnung auf besseres Wetter morgen, erst meinen nächsten Radtag zu machen. Interessant mal so eine größere Stadt zu inspizieren, deren Erscheinungsbild dem von London, wenn auch kleiner, ziemlich gleicht. Die Kolonialherren haben eben ganze Arbeit geleistet. Es blieb soweit trocken, jedoch der Wind zischte durch die Straßen und es wurde empflindlich kühl. Frontenwetter! Nach Meteoinfo bin ich mir nicht so sicher, ob es Sinn macht, morgen gen Norden, nach Palmerston aufzubrechen, da er 40er Nordwind ankündigte und wird dieser Ort kaum zu schaffen sein. Sollte alles dagegen stehen, so ergäbe sich die Variante mit dem Zug weiterzufahren um dann westlich nach New Plymouth den südlich gelegenen Egmont Nationalpark zu radeln. Morgen weiß ich mehr. Leider war ich für den Besuch des National Museums zu spät dran, denn dies soll sehr sehenswert sein. Auch berichteten mir auf der Fähre viele Touris von ihren Erlebnissen auf der Südinsel und man muss wohl nochmal runterfliegen, um alles Versaeumte noch nachzuholen. Vielleicht klappt`s nochmal.
So, nun am Abend geschrieben, der Tag , wie er verlaufen ist. Mein Navi, dieser kleine elektronische Otto, welches ich schon oft in den Himmel gelobt hab, reizt mich bis auf`s Blut. Jedesmal zig Bootvorgänge bis es seinen Dienst aufnimmt und nun empfängt es auch kein GPS Signal mehr. Ich bin also ohne Orientierung, denn Karten brauch ich ja schon seit langem nicht mehr. Verärgert bin ich einfach losgeradelt und hab mich über Heremaps am Handy orientiert. Not macht Erfinderisch! So ging es über Njaurariga, westlich von Wellington, in einem kernigen Anstieg auf einem Radstreifen neben der Autobahn ordentlich den Berg hinauf. Die Straße führte dann parallel zur Autobahn durch Vororte wie Johnsonville, Grenada, bei Temperaturen wo man den Pullover brauchte. Ständig einsetzender Nieselregen, nasse Straßen, verdorben mir neben meinen elektronischen Problemen zudem die Laune, bis irgendwann plötzlich das Navi wieder meine Position anzeigte und wieder funktionierte. Als dann auch noch die Sonne kurzzeitig herauskam und auch der Wind sich in Grenzen hielt, verbesserte sich meine Stimmung entsprechend und, da gestern ja auch ein Ruhetag war, nahm ich es mit einem Rennradler einige Kilometer auf. Ich dachte ¨ Kinnskopf¨ muss das sein! Egal, die Sonne schien zunehmend und die Befürchtung, das Regenzeugs erstmals verwenden zu müssen, erwieß sich als nicht notwendig. Die gesamte Wettervorhersage von Gestern schien einfach nicht zu stimmen. Bei Poirua erreichte ich wieder den Ozean und die Gegend war dicht besiedelt, alle paar Kilometer ein Ort und nicht mehr so wie auf der Südinsel, wo man über 50 Km nur Regenwald um sich hat. Dass heißt also, meine Satteltaschen sind nicht mehr so schwer, denn die 2 Kg Getränke und Essen müssen nicht mehr mitgeschleppt werden, da man sich hier überall was kaufen kann. Am Ende des Vormittags hatt ich gut 60 Km drauf und noch 90 lagen vor mir. Die Strecke entlang der Kaoiti Coastal Cycle Route heute war nicht besonders interessant. Sie erinnerte mich, da teilweise sehr viel Verkehr war, an den zweiten Radtag von Christchurch nach Timaru, wo ebenfalls sehr viele Laster unterwegs waren und landschaftlich nichts heraushob. Aber um eben zu den schönen Plätzen zu kommen, müssen auch diese Abschnitte gefahren werden. Erwähnenswert noch ein Erlebnis in Shannon, wo eine ältere Dame mich mit dem Auto mit offenen Fenster, ständig etwas zurufend, verfolgte. Genervt blieb ich stehen und wollte ihr Anliegen erfragen. Sie hielt mich für den Postman und wollte unbedingt noch einen Brief los werden. Gelbe Satteltaschen und das schon erwähnte Ski & Bike Triko lassen mich nun mal so aussehen. Das Missverständniss war schnell geklärt, fand es jedoch trotzdem amysant. In Palmerson angekommen war es 5:30pm und ein gebuchtes Backpackers Namens ¨Grandma`s Place¨ war soweit in Ordnung. Schlimm ist immer die Zeitnot am Abend. Die Sonne geht unter, man muss für das morgige Frühstück einkaufen, Hunger hat man auch noch, Blog gehört geschrieben, Tagesplanung, Wetterinfo und Wind für Morgen und der Track gehört auch noch erstellt. Hab mir vorgenommen, immer gegen Mitternacht in`s Bett zu kommen. Morgen geht es in`s Zentrum der Nordinsel, dem Lake Taupo zu. Das Wetter schein sich zu stabilisieren.
Oh Graus, zwar eitel Sonnenschein, jedoch beim Blick aus dem Fenster bogen sich die Bäume, eine steiffe Nordwestbrise und schnell ziehende Wolken über mir. Denke, es macht wenig Sinn, so wie geplant mit dem Rad nach Hawera weiter zu radeln. Es wären zwar nur knapp mit 100 Km, doch ist es wieder ein Highway mit viel Verkehr in relativ unattraktiver Landschaft. Davon hatte ich gestern schon genug. Also ab ins Info Center und mal die Lage checken. Im Zentrum von Palmerson auf den Grünanlagen waren wieder wie gestern Dudelsackklänge und Marschtrommeln zu hören. Ganze Gruppen übten hier und es war interessant ihnen zuzuschauen. Da mal mit den Musikollegen runter zu fliegen und ein Debüt zu geben, wär doch toll!. Abgesehen von dem Wind soll es bis Montag trocken bleiben und es liegt nahe, die Strecke mit dem Bus zu fahren. Dabei entschied ich mich fue die nächsten zwei Tage, ab New Plymouth den ¨Forgotten Highway¨, Neuseelands älterster Trail von New Plymouth, ueber Bell Block, Otaraoa Road, Whangamomona nach Taumarunui zu radeln. Eine landschaftlich sehr schöne Strecke, zwar ueber 2400Hm additiv, doch man muss sie gefahren haben. Wie es dann weitergeht weiss ich noch nicht, soll ja ab Montag regnen. So gestaltete sich der heutige Nachmittag im Bus und die Entscheidung mit selben zu fahren erwieß sich als richtig. Brise ist wohl zu gering ausgedrückt, es war ein böiger Nordwestwind mit gut 60km/h entlang der Strecke Hawera Stratford, Inglewood, New Plymouth. Mit dem Rad wäre das bestimmt nicht schön gewesen. Interessante Landschaft, wieder sehr kupiert und natürlich über alles dominieren der Mt. Taranaki, ein 2500m hoher Stratovulkan, der 1854 das letzte mal spuckte. Bei einsetzenden Nieselregen angekommen noch eine kleine Stadtrunde mit dem Rad. So, das wars schon wieder für heute.
So, die Entscheidung ist gefallen. Auf den Highways gehts zwar schnell voran, aber es ist laut und auf die Dauer monoton, wo doch so schöne Abschnitte in der Gegend sind. Also ab in die Natur, zu den Highlights der Insel. Gestern Abend legte ich den Plan der nächsten Tage fest. Heute bis Whangamomona, dann weiter bis Taumarunui, dann zum Lake Taupo, entweder nach Turangi, oder wenn’s gut läuft, direkt zur Ortschaft Taupo, also zum Kern der Nordinsel. Aber da sind noch viele Höhenmeter. Auch beschäftigt mich das angeblich schlechter werdende Wetter nach Sonntag. Aber wie sagte schon Beckenbauer „Schauma mal, dann sehmas schon.
Doch nun zum heutigen Tag.
Diese Nacht hat es ordentlich geregnet, doch jetzt am Morgen blauer Himmel und wieder schnell ziehende Wolken, jedoch aus südöstlicher Richtung. Deutet wieder auf einen windigen Tag hin. Doch wie verhext muss ich in diese Richtung. Heute beginnt die drei- viertägige Etappe wie beschrieben ab New Plymout, wo ich über Purangi zum Forgotten World Highway stossen sollte. Mein Problem von gestern war, nach über einer Stunde googeln bei Trivago oder Booking.com kein Zimmer in Whangagamomona gefunden zu haben. Das einzige Hotel war ausgebucht. Meine letzte Rettung war das Tourist Info, wo mir auch eine unbeschreiblich nette Dame prompt noch 12 Km hinterhalb, am Tahora Saddle ein Bett wusste. Also auf geht`s. Mein lieber Schwan, ist das ein heftiger Gegenwind. Mühsam fiel jeder Meter und mein Gedanke war, wenn es doch nur ca. 100 Km waren, es mag ein langer, anstrengender Tag werden. Die Landschaft wurde immer schöner und lässt sich wohl auf den Fotos nur erahnen. Intensive landwirtschaftliche Nutzung durch Schaf- und Rinderzucht, von denen mir tausende blöckend und muhend begegneten und immer eine dünner werdende Besiedelung. Gut, mich noch im Supermarkt mit Getränken und Essen für diesen Tag versorgt zu haben. Dabei spielt natürlich immer Gewicht und Volumen eine große Rolle. Die Landschaft wurde nun immer hügeliger und wenn auch nur keine Wadlbeisser mit 30-100Hm, so kamen ohne Unterbrechung diese 15-20% Knaller, die bei böigen Gegenwind und 40 Kg Rad eine Herausforderung darstellten. Zwar sammelten sich schnell additive Höhenmeter, doch kamen kaum Kilometer zustande und gegen Mittag war ich schon ziemlich platt. Es ist hier das Allgäu Neuseelands! Jedoch viel steiler und härter. Selten jemals an meiner Roloff die kleinsten Gänge gebraucht zu haben, doch heute war so ein Tag. Erschöpft und vom Wind geschützt die verdiente Mittagspause in einem kleinen Busshäuschen, aber 2/3 der Strecke lagen noch vor mir. Doch es kommt noch härter. Die Teerstraße endete und es kam etwa 20 Km grober Schotter, später tiefer Sand und Wellblechpiste. Es war heiß und erst am späten Nachmittag endlich die Einmündung zum Forgotten World Highway, eine malerisch in die Landschaft eingebettete Traumstraße. Den Herrschaften die mir in Palmerson den Tipp für diesen Routenabschnitt gegeben gaben, haben wohl die Strecke mit dem Auto abgefahren und konnten nicht im geringsten erahnen wie sich sowas auf dem Rad bei Gegenwind anfühlt. Am späten Nachmittag endete die Junktion Road und führte endlich zum Forgotten Wordld Highway, der wieder geteert war. Es wurde etwas leichter und auch der Wind ließ zumindest teilweise nach. Meine Vorräte gingen zur Neige und endlich in Whangamomona angekommen, natürlich war da vorher noch ein Pkleiner Zwischenpass mit etwa 300 Hm, bis endlich die Ortschaft auftauchte. Doch waren es nur ein paar verfallene Häuser und das Hotel. Dort war einiges los und es gab ja da, wie schon gewusst, kein Zimmer mehr. An der Theke standen Auto- und Motorradtouristen Schlange und ich kaufte mir für 9 Dollar ein 0,4er Bier, aber das war mir dann auch schon egal. Vor dem Hotel kam ein schwäbischer Tourenradler, der mir vom anderen Teil der Strecke berichtete und auch bestätigte, dass er am Tahorasaddle ein Motel gesehen hat, dass ich gebucht haben müsste. Diese 12 Km waren noch anstrengend und beim Eintreffen nach etwa 120 Km und 2400 Hm war meine erste Frage, ob denn ein Abendessen möglich wäre, denn meine Vorräte reichten nicht für heute und morgen. Doch der Herbergswirt erklärte sich, nachdem er meinen Zustand gesehen hatte, bereit noch ein Meal herzurichten. Gott sei Dank ein Bett und was zum Essen! Es war, abgesehen von dem Hotel, über 100 Km keine Möglichkeit was zu kaufen, es sei denn man hätte ein Schaf geschlachtet. Die Aussicht hier ist gigantisch und der Sonnenuntergang war ein Traum. Kein Telefon und Internet gab`s hier und ich war schon ein bisschen überrascht, dass man ohne Onlineanbindung mit meinem Pad so gut wie nichts ausführen konnte, weshalb dieser Bericht auch einen Tag später geschrieben wurde.
Landschaftlich leben die äußerst netten Herbergsleute Tom und Anni hier wie im Paradies. Beneidenswert alleine die Panoramaterasse beim Frühstück. Eine Aussicht, die einen vor Neid erblassen lässt. Im strahlblauen Himmel westlich schemenhaft in weiter Ferne der Mt Pouakai, im Osten das Inselzentrum, der Mt Ruapehu. Einfach gigantisch! Das Rad war bereits aufgerüstet und ich kam nicht weiter. Man möchte ja nicht unhöflich erscheinen, doch sie plauderten über ihre Probleme mit den Behörden, mit den strengen Gesetzesauflagen mit Müll und Recycling und selbst unsere Tante Merkel und die Migrantenproblematik in Deutschland, sowie der Schwarzwald war ihnen bekannt. Es strengt mich so eine Unterhaltung immer sehr an, da mein Englisch schon etwas verkümmert ist und wenn sie dann auch noch Slang reden, fällt es mir besonders schwer ihnen zu folgen. Hab mir fest vorgenommen, nun wieder Englisch zu lernen. Auch ein amerikanischer Tourenradkollege, der neben mir nächtigte, musste in die Gegenrichtung mit seinem schwer bepackten Rad aufbrechen. Es war kalt und am liebsten hätte ich lange Handschuhe angezogen, doch hoffte ich auf die wärmende Sonne. Nun war das Profil der Steigungen deutlich angenehmer zu fahren, die Temperatur nun knapp 18 Grad und gottlob kein Wind mehr. Also radlerisch ein Traumtag. Die Stunden vergingen schnell und bereits gegen 15:00 Uhr erreichte ich Taumarunui. Das Sitzfleisch war etwas beleidigt, aber sonst fühlte ich mich gut. Endlich nach 90 km wieder in der Zivilisation. Supermarkt, Hotel und Onlineanbindung. War heute, trotz 1700 Hm wie man in Deggendorfer Radfahrerkreisen zu sagen pflegt, gegen gestern eine „Hansbauertour“, wie aus dem Katalog. Für morgen nahm ich mir vor, die Strecke nach Taupo zu fahren und buchte bereits am Abend ein Backpackers. Entgegen den Vorhersagen von Vorgestern soll nun das Wetter doch bis Montag gut bleiben.
In Satteltaschenlogistik perfekt, war nun jeden Morgen innerhalb 15 Min alles komplett eingepackt und die nächste Tour konnte beginnen. Eitel Sonnenschein und knackige 6 Grad am Morgen. Heute wäre das Tagesziel Taupa gewesen. Was ich auch erreichte, aber wie, dazu später. Es stand zuerst mal ein 700m Pass bevor, wonach es dann nach Turangi runterging. Nach 56 Km sollte dieses Zwischenziel gegen Mittag erreicht sein. Im Gegensatz zur gestrigen Strecke, war es heute etwas monotoner. Wieder Highwaycharakter, noch mäßiger Sonntagsverkehr und die Berge um mich in tiefliegender Bewölkung gehüllt. Die Landschaft ist hier bei weitem nicht mehr so schön wie die letzten zwei Tage durch den Forgotten World Highway. Der Pass ging moderat mit 7-12% auf die 920m n.N. hoch und es dauerte bis Mittag, bis halbwegs passable Temperaturen herrschten. Das Aussichtsplateau war kurz vor Mittag erreicht und bot aufgrund der mäßigen Sicht jedoch nichts besonders, abgesehen von einen deutschen Touri, der mir seine Reiseerlebnisse erzählte. Heut früh dacht ich noch insgeheim, technisch gesehen, war bisher am Rad eigentlich alles in Ordnung. Kein Platter, kein sonstiger Defekt. Aber es sollte anders kommen. Bei der Abfahrt waren plötzlich aus dem Vorderrad laute Geräusche zu hören, die ich zuerst nicht definieren konnte, doch schnell war klar, dass irgendwas am Radlager gebrochen schien. Knack- und Krachlaute, die über den Rahmen bis ins letze Haar markerschütternd durchgingen. Es war ein Bruch des linken Lagers. Vorsichtig fuhr ich den Pass hinab und fühlte förmlich mit, wie sich metallische Teile des Lagers lautstark in Späne auflösten . Das Vorderrad taumelte schon leicht und die Überlegung kam auf zu trampen, oder einfach so weit es ging weiterzufahren. 20 Km ging es gut bis Turangi, und siehe da, ein Bikeshop mit Service. Doch oh Schreck, es ist Sonntag, Laden geschlossen und telefonisch keiner erreichbar. Vor dem Feuerwehrhaus zerlegte ich die Nabe, entfernte die Späne und baute, da der Nabendynamo in die eine Richtung teilweise blockierte, das Rad gegen die Laufrichtung ein. Es schien wieder zu funktionieren. Jedoch lief es nur noch auf dem noch guten Lager. Es war Rückenwind und die Hoffnung es möge taumelnd noch 50 Km bis Taupo halten. 30 Km ging es gut, bis auch in immer neuen Geräuschen auch dieses Lager seinen Geist aufgab, nun das ganze Vorderrad ohne Führung wackelte und ich endgültig stand. Als Tramper wartete ich genau 10 Sekunden, bis ein Wohnmobil hielt. Eine freundliche Neuseeländerin, Krankenschwester mit zwei Pudel, nahm mich freundlich auf, ich steichelte ihre Hündchen, sie verköstigte mich mit Pfirsiche und fuhr mich bis Taupo. Es war zwischenzeitlich 18:00 Uhr und ein Backpackers mit großem Radgeschäft nebenan war auch schnell gefunden. Montag früh gibt es entweder ein neues Vorderrad oder Lager. Tja, da macht man was mit. Große Sorge wegen des Wetterberichtes. Er wird bei jedem Ansehen immer schlechter. Jetzt kündigt er schon für die ganze nächste Woche Regen an. Aber Morgen wissen wir mehr. Bin nun mal kein Schlechtwetterfahrer.
14.3. 19. Tag, Ruhetag in Taupo, Weiterfahrt mit dem Bus nach Tauranga
Der Wetterbericht sollte recht behalten, am Morgen war der Himmel grau und es nieselte. War richtig, die letzten Tage das gute Wetter mit dem Rad genutzt zu haben, denn man weiß ja nicht, wie diese Woche weitergeht. Aber zu meinem Problem mit dem Vorderrad. In dem Glauben, es dürfte in so einer Stadt, einer Bikeregion mit zig Radgeschäften kein Problem sein, solche zwei kleine Lager aufzutreiben, der irrt sich. Etwa fünf Versuche schlugen fehl. Entweder sie müssen die Teile mit 2-5 Tagen Lieferzeit bestellen, oder die andere Alternative, sich ein neues Vorderrad zuzulegen. So auch getan. Für 80 Dollar erstand ich eins und meine Kiste rollte wieder. Eine kurze Phase trockenes Wetter stickte mich schon wieder aufzubrechen, doch es machte Sinn, den Körper ein bisschen Erholung zu gönnen, tat ja auch gut das Schlendern durch die Stadt. Ist man in Neuseeland mal gut hundert Km unterwegs, kommen zwangsweise immer 1500- 2000 Hm hinzu. Das juckt natürlich die Auto- oder Wohnmobilfahrer wenig, aber mich als Satteltaschenschlepper um so mehr. Um jedoch weiter zu kommen, buchte ich für Spätnachmittag den Bus nach Tauranga. Die Stadt hier lebt vom Tourismus. Erstaunlich, was diese Industrie sich alles für ihre Klientel einfallen lässt. Im Infocenter quirlte es nur so von Menschen, die Tagestrips zum Wandern, Kajaken, Fischen, Thermalbaden, Bootstouren, Fallschirmsprünge…. buchten. Der Lake Taupo ist mit 622qkm der größte See der Nordinsel und ist durch einen Vulkanausbruch vor 26500 Jahren entstanden. Auch viele Tourenradfahrer sind zu sehen und kaum man sich`s versah, war der Nachmittag vorbei. Einen Tourenbikekollegen aus Arizona hab ich im Backpackers kennengelernt, der hier die Zimmer putzt. Wenn er wieder genug Kohle hat erklärte er mir, dann radelt er wieder weiter. Ein Mannheimer Student prahlte, er habe ebenfalls als Putzkraft angefangen und es bereits zum Receptionsleiter gebracht. Ich schilderte ihm das berühmte Beispiel aus Amerika vom Tellerwäscher zum Millionär. Viele junge Leute jobben sich hier so über Monate durch und sind bei Firmen begehrt, da ausgesprochener Personalmangel herrscht. Hier reden wir aber von Aufenthaltszeiträumen von Monaten. Hier im Finlay Backpackers sind auch sehr viele Abiturientinnen, die vor dem Studium nochmal eine kleine Auszeit machen wollen. Wie verstört laufen sie jedoch, ständig vertieft in das Handy oder Pad vor sich, rum. Oft hatte ich Angst, sie übersehen Straßenpfosten oder Treppenstufen. Jetzt gilt nur zu hoffen, dass das Wetter die nächsten Tage halbwegs passt. Geplant ist nun, die Reise ab Tauranga auf der Ostseite der Insel, nördlich, Richtung Coromandel fortzusetzen. Den Blog heut hab ich auf den Bus wartend Nachmittag schon im Cafe angefangen und am Abend fertig geschrieben. Aufgrund des Wetters und der Busfahrt sind`s heute nur wenig Fotos. Schön war jedoch noch die Abendstimmung in Tauranga, wo wieder touristisch einiges los ist. Das Backpackers hier ist eine Katastrophe. WLan geht nur im Treppenhaus und das ganze Haus ist verschachtelt. Küche im zweiten Stock, lange Zimmergänge und kein gscheiter Radabstellplatz. Mein Rad ist ja nun, durch das neue Vorderrad deutlich mehr wert. Hoffe morgen nicht all zu viel Verkehr auf meinem Gspies Track zu haben.
Guten Morgen Deutschland, während mir die Augen zufallen, beginnt ihr den Tag. Zwischenzeitlich der 20. Tag und die Reise nähert sich langsam dem Ende zu. Schon komisch, eigentlich hätte ich Regen erwartet, doch es war blauer Himmel in Tauranga, also rauf auf`s Rad und los zum Tagesziel Taiura. Es ist viel los hier auf dem Highway 2. Autos, Autos, Autos. Der gestrig eingespeicherte Track leitete mich aus dem Ort hinaus und es war eine adrenalinhaltige Angelegenheit, da der Schwerverkehr wieder äußerste Konzentration abverlangte und es kam schon wieder der Gedanke, diese Tour abzubrechen und auf Bus umzusteigen, da man so nicht viel hat davon, und es auch gefährlich ist. Von den vielen Hills möchte ich gar nicht mehr reden, bereits am Vormittag waren über 1000 Hm auf dem Vario. Zudem auch die Schadstoffbelastung bei den vielen LKW`s. Klar, die Strecke führt nach Auckland, da wollen viele hin und die haben`s eilig. Immer wieder markant die lauten Rollgeräusche aufgrund des groben Teers. Doch ab der Abbiegung zum Highway 25, nach Waihi wurde die Sache entspannter, der Verkehr wurde erträglicher und es zückte mich wieder oft den Fotoapparat zu ziehen, da die Landschaft wieder schöner wurde. So auch der Küstenort Whangamata, traumhaft schön, ein Hafen, in dem Jachten im Millionenwert vor Anker lagen und immer wieder markant, wie großflächig diese Orte angelegt sind. Es liegen noch 35 Km vor mit und zwei Anstiege mit ca 150Hm. Die Gegend hier ist ziemlich bewaldet und immer mehr mischen sich zwischen Nadelbäumen auch Palmen. Es wird immer südlicher, desto mehr man nach Norden kommt. Trotz der heute vielen Höhenmeter geht`s mir subjektiv gut und kann körperlich nicht klagen. Das Training der letzten drei Wochen macht sich bemerkbar, der Körper hat sich angepasst und ich fühl mich gut. Auch hab ich immer viel getrunken, abends brav mein Magnesium genommen, und glaube dadurch Krämpfe verhindert zu haben. Meine 50er Sonnencreme schützte gut vor Sonnenbrand, wo hier doch die UV Strahlung ziemlich stark sein soll. Auch die Flüssigkeitszufuhr spielt eine große Rolle und so gehen täglich 6-7 Liter Säfte und Wasser, später ein Bierchen durch die Kehle. Heute Zwei!! Trotzdem fühl ich mich trotz der Belastung körperlich wohl. Hab verständlicherweise einen kernigen Appetit und einen guten Schlaf. Bereits mit vielen dunklen Wolken von Westen bedeckt vor mir die Kulisse des Strandortes Tairua, fast 3000 Hm auf dem Navi und sichtlich froh diesen anstrengenden Radtag geschafft zu haben. Ein Backpackers war bereits gebucht und wie schön, kein Mensch auf dem Zimmer. Also konnte ich mich so richtig ausbreiten und den Tag mit Supermarkt und Pizzeria beenden. Ein tägliches Naturschauspiel sind die Gezeitenströme. Dabei senkt sich gegen Abend der Meeresspiegel um diese Jahreszeit um circa einem Meter. Viele Strandbereiche sind ohne Wasser, geankerte kleine Schiffe liegen trostlos auf Grund und warten am nächsten Morgen auf die Flut. Bin gespannt, ob es morgen regnen wird. Hab mir den besten Wetterbericht ausgesucht und ihn für einzig richtig befunden. Geärgert haben mich vorm PC noch die unterschiedlichen Höhenangaben aus Gpies und dem Navi. Es differiert um bis zu 30% und ich weiß nicht was stimmt. Aber es gibt Wichtigeres.
Noch gegen Mitternacht fing es an zu regnen und artete aus in ergiebigem Schütten, welches lautstark auf die Dächer der für unsere Verhältnisse schwach gebauten Gebäude prasselte. Irgendwann als es nachließ schlief ich ein und dachte, der Wetterbericht hat recht behalten und morgen ist der Radtag gelaufen. Denkste, es war eine drückende Hitze, dunstig aber blauer Himmel¨Wenn d’Engerl reisen, ist`s Wetter schön.¨ Egal, man kann die Tour weiter fahren und so befand ich mich gegen 9:30 wieder auf dem Rad und gleich nach Tairua ging es mit einem 200m Anstieg kräftig zur Sache. Die Nordinsel ist noch viel bergiger und es gab bisher kaum mal ¨normale Etappen¨. Immer nur bergauf – bergab. Die einzelnen Strandorte wie Hot Water Beach, Hahei, Witihianga, waren immer nur über knackige Anstiege zu erreichen, die dann letztendlich wieder auf Meeresniveau hinunterführten. So auch zur Cooks Beach, wobei ich mir nicht sicher bin, ob Kapitän James Cook 1769 hier zur Vermessung der Inseln anlandete. Auch ist die Wasserstraße zwischen den beiden Inseln von Nord- und Südneuseeland auch nach ihm benannt. Sie gilt als eine der stürmigsten Passagen der Welt. Heute ist das eine noble Gegend. Golfplätze, Villen, ein Paradies für Reiche. In schwüler Hitze und gnadenloser Sonne war da noch ein 280 m Anstieg zwischen Kuaotunu, Te Rerenga und Coromandel, von dem mir schon von anderen Tourenbikerkollegen als hartes Stück berichtet wurde. Dem war dem auch so. Die Gegend ist auch bekannt für besonderes intensive Sonneneinstrahlung und vor dem Anstieg kaufte ich Wasser und cremte mich nochmal kräftig ein. Es war eine harte Stunde, jedoch oben auf dem Pass gab`s einen traumhaften Ausblick auf Coromandel und die vorgelagerten Inseln. Der Ort selbst, in dem ich kurz nach 15:00 eintraf ist überschaubar. Ein paar Geschäfte, Motels, eben alles für den Tourismus. Quartier bezogen, eingekauft und die Überlegung, wie`s morgen weitergeht. Es macht keinen Sinn, bis Thames weiterzufahren, um dann Richtung Norden nach Auckland zu radeln, da die Strecke ein Zubringer zur Hauptstadt ist und verkehrsmäßig einiges los sein dürfte. Also der Entschluß, morgen gegen 4pm dies mit der Fähre zu tun. Bin auch froh um einen weniger aktiven Tag, denn der von Gestern lag mir noch in den Knochen. Auch macht mir die schwüle Hitze sehr zu schaffen und mir ist lieber, eher bei kühleren Temperaturen zu fahren. Ab Auckland beginnt der letzte Abschnitt meiner Reise, nämlich der Nordteil der Insel. Doch morgen gehört zuerst mal für Auckland eine Unterkunft organisiert und die Fähre gebucht. So geht auch dieser Tag zu Ende und mir fallen die Augen vor dem PAD zu. Das Hochladen der Fotos und Erstellen des Blogs vor einem Kingfisher Extra Strom Premium Beer, kein Vergleich zu Augustiner, Tegernseer, nimmt immer ca zwei Stunden in Anspruch. Bin aber froh, eine Aufzeichnung dieser schönen Tage zu haben, denn wenn man es Jahre später liest, dann kann man sich an jeden Tag erinnern.
17.3 22. Tag, Coromandel und der Versuch weiter zu kommen.
Bisher hatte ich die letzten vier Wochen, wenn man die anderen Reisenden so berichten hört, unverschämtes Glück mit dem Wetter. Doch weiß ich jetzt wie man Regen definiert. Ein tropischer Zyklon lässt sich hier so richtig aus und es kübelt was runterfallen kann. Der Vormittag verstreicht mit Warten auf Besserung, doch das Regenradar macht wenig Mut zur Hoffnung. Erst Nachmittag fuhr ich zur Touristinfo, um die Fähre, die eigentlich um 3pm ab Coromandel nach Auckland fahren sollte, zu buchen. Doch die Dame meinte, sie sei schon ausgebucht. In der Hoffnung, direkt am Schiff auf einen freien Platz zu bekommen, machte ich mich bei strömenden Regen auf den 12 Km langen Weg zum Hafen in der Nähe von Coromandel. Der ultimative Test für meine Regensachen. Ein Lapsus passierte mir noch, als ich die Einfahrt der Anlegestelle übersah, und so einen 200 Hm Buckel umsonst fuhr. Einen Farmer meinte, ich müsse wieder zurück und bot mir an, mein Rad in seinen Kofferraum zu packen. Doch glaubte ich es auch so noch zu schaffen. Besorgt um mein Problem, wartete er oben am Berg, um nochmals seine Hilfe anzubieten. Einfach ein netter Menschenschlag! Durchgeschwitzt und auch gründlich von innen nass, erreichte ich das gerade einfahrende Schiff. Doch der Kapitän sah keine Chanche, mich noch aufzunehmen, da der Clipper versicherungsrechtlich nur für eine begrenzte Personenzahl zugelassen sei. Entäuscht gings dann wieder nach Coromandel zurück, wo letztendlich für morgen früh nur noch ein Bus über Hamilton nach Auckland gebucht werden konnte. Die Direktstrecke war auch schon ausgebucht. Da denkt man, man ist in der Nebensaison als Alleinreisender unterwegs, doch hier geht es ohne vorherige Buchung nur mit viel Glück weiter. Zum Trost gab`s Abends bei einer Geburtstagsfeier eines 17 jährigen Kiwis Gegrilltes.
Hab gegoogelt. Jeder zehnte Arbeitsplatz ist hier vom Tourismus abhängig. Der Tourist schätzt die Vielfalt der Landschaften – Küsten, Seen und Fjorde, Hochgebirge und Gletscher, Vulkane und heiße Quellen –, die ebenso üppige wie fremdartige Vegetation, die Nationalpaarks auf Nord- und Südinsel, in den Waldgebieten wie im Hochgebirge, die gut ausgebaute Infrastruktur und die aufgeschlossenen Bewohner Neuseelands. Dies kann ich nur bestätigen. Hab seltene so freundliche Leute erlebt. Das Land zählt mehr als drei Millionen Touristen pro Jahr. Bis vor einigen Jahren war der durchschnittliche Neuseeland-Urlauber Rucksacktourist. Obwohl der Abenteuertourismus immer noch eine extrem bedeutende Rolle einnimmt, bemüht sich die neuseeländische Reiseindustrie seit einiger Zeit auch verstärkt um Kurzurlauber mit hohem Budget. Es gibt eine klare Tendenz zu einem „luxuriösen Neuseeland“. Das ist auch in der Preisentwicklung der letzten Jahre feststellbar.
Erstmals in meiner Reise bin ich am Abend in der gleichen Unterkunft in Coromandel und gab meine Sachen zum Trocknen. Bei solchen Wetter denkt man an die Radlerkollegen mit Zelt, denn es bleibt bei der hohen Luftfeuchtigkeit nichts trocken. Beim Radfahren ist man bereits nach kurzer Zeit von innen durch und durch patschnass und so lange man sich bewegt auch warm. Doch wenn man eine kurze Zeit steht, kühlt man schnell aus und es friert einen, trotz 22-24 Grad. Trotzdem kamen heute nur bei so unnötigen Fahren 37 Km und fast 600 Hm zusammen. Zum Abend war dann die Buchung einer Unterkunft in Auckland noch ein Problem. Erst beim fünften Backpackers erhielt ich eine Zusage auf ein Bett für morgen. Wird sicherlich wieder ein interessanter Tag mit der Hoffnung auf besseres Wetter. 18.3. 23. Radtag Coromandel – Auckland
Das heute ist ein Mischtag. Vormittags im Bus bei Regen und Nachmittag bei Aufklarung auf dem Rad.
Pünktlich um 7:30am, bei Morgengrauen kam der Bus in Coromandel an, wo ein bereits angefeuchteter Ski&Biker sehnlichst auf ein Dach wartete. Alleine der knappe Kilometer von der Unterkunft zur Haltestelle war mit Spruehregen begleitet und man war schon mal vorgenaesst. Egal, die nassen Sachen in eine Tüte und was Trockenes drüber. Dann eine langweilige Busfahrt über Hamilton, die fast sechs Stunden dauerte. Immer wieder einsetzender Regen und eine nicht all zu attraktive Landschaft ließen die Entscheidung für dieses Transportmittel richtig erscheinen. Gegen 1:30 pm in Auckland angekommen wurde aufgesattelt und gleich der Hafen sowie die Innenstadt besichtigt. Krass, der Gegensatz dieser Metropole zu den anderen Städten des Landes. Ist eben eine richtige Grossstadt. Aber auch hügelig, wie alles in diesem Land. Der Tag war noch jung und so lag es nahe, mehr drauss zu machen und nach Einbuchen in der Unterkunft ging`s ohne Satteltaschen auf Erkundungstour. Super Beschleunigungswerte, ohne diese Gewichte hinten dran, bin es gar nicht mehr gewohnt ohne zu fahren. Erquickend, das pulsierende Leben, wie vielfältig und interessant, ein absolutes Highlight dieser Reise. Für derartige Erkundungen ist das Rad ein ideales Fortbewegungsmittel. Über Newton, Mount Eden, Royal Oak, Onehunga gings ueber den Mahungs Drive , Stadtteil Mangere Richtung Flughafen, um dort schon mal die Lage für den Abflug nächste Woche zu checken. Es kommt Ostern, da machen die Landsleute selber Urlaub und es ist ratsam, dort in der Nähe des Flughafens frühzeitig eine Bleibe zu buchen. Bin ja schon ein gebranntes Kind. Es war trocken und eine klare Sicht, leider wie üblich auch ein bisschen Ostwind, aber vertretbar. Die Stadttour genossen und erst zum Sonnenuntergang trudelte ich im Backpackers ein. Zwar zentral gelegen, aber eine laute Bude. Vorsorglich wurden mir bei der Schlüsselübergabe gleich Ohropax mit überreicht. Mag der Tag auch miese begonnen haben, so war er am Ende doch wieder ein Erlebnis.
19.-20.3 Auckland – Whangaparaoa – Auckland Link zu Bilder der Tage:
Es sind nun knapp vier Wochen vergangen, hab traumhafte Landschaften erlebt und wie schon bemerkt, war vor allem auf der Südinsel das Wetterglück beschieden. Rückwirkend betrachtet war es absolut richtig, jeden Tag mit ordentlichen Wetter zum Radfahren genutzt zu haben. Die kommende Woche wäre nun zum Abschluss der Reise, der Bereich nördlich Aucklands, die Whangerei, Ost- sowie Westcoast dran gewesen. Doch zeigte es sich nun meteologisch sehr launisch und es überwiegten, speziell am Nachmittag böiger Wind, tiefe Wolken und kurze Schauer. Auch der Wetterbericht machte keine Hoffnung und so wurde die Laune, schon durch die Erfahrung im Coromandel etwas getrübt.
Abwechslung zu meinen Radtagen brachte ein Besuch bei Konrad und Anna, von denen ich Zuhause von einen Musikerkollegen gehört hab. Schon vor Reiseantritt hab ich Kontakt aufgenommen und es kam ein Treffen zustande. Sie wohnen auf der Halbinsel Whangaparoa, etwa 50Km nördlich von Auckland, wo ich am Samstag Vormittag auf wiederum hügeligen 56 km hochradelte. Sie wanderten vor 23 Jahren nach Neuseeland aus und es war interessant ihre Geschichte zu hören. Es tat jedem gut, sich von Niederbayrisch zu Niederbayrisch zu unterhalten und ich möchte mich auch auf diesem Weg nochmal für die herzliche Gastfreundschaft bedanken. Es war ein interessanter Abend und wir vereinbarten wiederum eine Zusammenkunft, wenn sie wieder zu Besuch bei uns in Deutschland sind.
So geschehen ging’s dann am Sonntag, am späten Vormittag wieder zurück nach Auckland. Nach gründlicher Wetterauskunft war ich von der nun vor mir liegenden Route nach Norden nicht mehr so begeistert. Ich hatte den Verkehr hier etwas unterschätzt und alleine der Abschnitt nach Whangapaora war am Wochenende derart belebt, dass man nicht von stressfreiem Radeln sprechen kann. Fast alle fünf Sekunden zischte ein PKW vorbei und auch nötigten mich kurze, aber kräftige Regenschauer, Unterschlupf in Bushäuschen zu suchen. Die Gegend hier wird auch als Supercity von Aukland bezeichnet. Sämtliche Huegel sind zugebaut und die Siedlungsdichte ist enorm hoch. Entsprechend der Verkehr. Fuer mich gab es zwei Alternativen. Entweder für die nächsten Tage einen Leihwagen zu nehmen und in Regionen zu fahren, wo schönere Streckenabschnitte sind, oder diesen Abschnitt nicht mehr zu machen und die Option einer früheren Heimreise in Betracht zu ziehen. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist absolut nicht berauschend. Da war immer nur diese graue Wolke mit den drei dicken Tropfen drunter ersichtlich. Auch wurde mir berichtet, dass in dieser Region viele Holzlaster unterwegs sind und kein ordentlicher Sicherheitsstreifen vorhanden ist. Ein Anruf bei Emirates machte die Entscheidung relativ leicht. Es war eine Umbuchung für geringe Gebühr möglich und so werde ich nun bereits Morgen, Montag, statt Freitag wieder in heimische Gefilde fliegen. In Devenport am frühen Nachmittag angekommen ging’s nochmal mit der Fähre nach Auckland und ein Besuch am höchsten Punkt, dem Fernsehturm war angesagt. Leider vermiesten Wolken den erhofft schönen Sonnenuntergang, doch war es ein würdiger Abschluss des Tages. Morgen geht’s an’s Packen, Radwaschen und Vorbereitung auf den Heimflug.
Zum Thema Heimflug bekam ich von Emirates das Angebot ohne Mehrpreis von Aukland direkt nach Dubai mit einer Longrangeversion der Boeing Tripleseven zu fliegen. Das heißt 14000 Kilometer und gesamt 19 Stunden im Flieger. Ich nahm diese Offerte an und erlebte meinen längsten Flug im Leben. Leider war es in der Economy wieder mal ziemlich eng und meine Sitznachbarin, eine von oben bis unten tätowierte und gepiercte Frau bat mich, ihren Platz in der Mittelreihe einzunehmen, da sie angeblich oft auf`s Klo müsse. Als ich die Sitzlehne um die bescheidenen paar Grade zurücklehnen wollte, wusste ich den tatsächlichen Grund. Dieser Mittelsitz hatte nämlich hinter der Lehne einen kleinen Feuerlöscher, weshalb er sich so gut wie gar nicht verstellen ließ. Auch das Entertainment System bot nur englische Filme und die Temperatur war teilweise so kalt, dass es einem trotz Decke fror.
Aber auch diese Stunden gingen vorüber und im Anschlußflug von Dubai nach München ging es etwas komfortabler zu.
So ging eine erlebnisreiche Reise zu ende, wo ich 2400 Km mit dem Rad zurücklegte und freute mich wieder auf heimische Gefilde.
Waehrend der Reise wird dieser Blog täglich aktualisiert und erweitert. Wenn wieder zuhause werden noch zu den Tagen die Lings der gefahrenen Strecken, Hoehenprofile und der hochaufloesenden Gesamtfotos eingefuegt.
EINLEITUNG:
Wie auch die letzten Jahre, so bietet es sich an, in der Zeit Ende November – Anfang Dezember für 2-3 Wochen eine Radreise zu unternehmen. In der Arbeit wird es saisonbedingt ruhiger und die heimische Radsaison neigt sich dem Ende zu. De facto hab ich die letzten 8 Wochen kaum mehr Sport getrieben und bin sozusagen unter Entzugserscheinungen. Nach langer Überlegung wohin, entschied ich mich diesmal für Südafrika. Zwar sitzt man da lang im Flieger, (etwa 13 Std. reine Flugzeit) doch dafür hat man so gut wie keinen Jetlag, denn die Zeitverschiebung ist nur eine Stunde. Schon vor Jahren hab ich mal mit Freunden mit diesem Gedanken gespielt, doch leider ist nichts draus geworden. Also packma`s selber. In ein islamisches Land wollt ich nicht fahren, denn was sich weltpolitisch da so abspielt passt mir sicherheitsmäßig nicht so recht. Im Internet hab ich zur Vorbereitung viel Zeit verbracht. Da gibt es Rad-Tourenfahrer, die von Frankfurt bis Südafrika per Pedes diese enorme Strecke durch teils gefährliche Länder zurücklegen. Jedoch haben die nicht 14 Tage wie ich, sondern teilweise ein Jahr Zeit.
Aber nun zu meiner Reise.
Anreise und 1. Radtag, Sonntag, 23. Oktober –
München über Johannesburg nach Kapstadt Airport – Hotel in Kapstadt .
Erste Radtour vom Flughafen zum Hotel und anschließende Erkundungsfahrt des Hafens mit Stadtrunde 52 km
Zuerst mal zum Flug. Ich entschied mich mit Southafrican Airlines zu fliegen, mit 2 h Wartezeit in Johannesburg. Sehr zum Ärger der restlichen etwa 250 Fluggäste passte so einem Unsymphaten vor dem Abflug in München irgend was nicht und er diskutierte innig mit den Stuardessen. Bevor die Sache eskalierte wurde die Polizei gerufen und die Sache abgeklärt. Letztendlich flog der Clipper wegen diesem Trottel erst mit einer halben Stunde Verspätung los und die weiteren etwa 250 Passagiere mussten warten.
Gut hierbei, dass es so um 20:30 Uhr in die Nacht hineinging und man seinen normalen Schlafrhytmus beibehalten kann. Eben wegen diesem Typen wurde in Folge die Zeit zum Umsteigen in Johannesburg knapp, da das Rad erst hier nochmal verzollt werden musste. Einladend war ja dieses Johannesburg nicht gerade. Strömender Regen und magere 16 Grad. Gar nicht wie Afrika. Den geschundenen Radkarton betrachtet, dacht ich mir, eine weitere Zwischenlandung und Umladung hätte er wohl nicht ausgehalten, ebenso waren auch am Rahmen etliche Kratzer feststellbar. Um zumindest die erste Nacht in Cape Town ein gebuchtes Hotel zu haben, buchte ich über das Internetportal Wimdu ein Zimmer im Belladonna, einer, wie sich herausstellte ziemlich abgewohnte Bude. Der Wirt hieß Eliav und er zeigte mir stolz ein Foto, wo er selbst am Cape Argus Rennen teilgenommen hatte. Es ist das wohl größte Radrennen der Welt mit über 40000 Teilnehmern, hier in Südafrika. Die Hotels hier sind sehr teuer und ich musste für die Bude 50 Euro (statt 31) hinblättern. Und das ohne Frühstück!! Der Wirt akzeptierte den Internetpreis über das Portal nicht. Ich hatte auch eine Mail mit dem Storno bekommen. Nunja, bin eben von Asien verwöhnt, da kostete ein gutes Hotel 10- 20 Euro. Nach dem Einchecken schaute ich mir noch den Hafen und die City of Kapstadt an.
Ich hatte so gut geschlafen, dass ich die starken Windböen, die lautstark an mein Fenster peitschten, gar nicht hörte und so wachte ich frisch und ausgeruht so gegen 6:00 Uhr auf und begann meine Sachen zu packen. Strahlblauer Himmel und mit freudiger Erwartung auf den kommenden Tag gings`s, relativ früh auf dem Rad, zuerst mit vielen Ampelstopps durch das Stadtgebiet. Radfahrerfreundlich ist das hier nicht, wurde jedoch auch im Internet so beschrieben! Alle paar Meter wieder Absteigen, Rad über die Kante hinunterheben- und weiterfahren. Das regt auf die Dauer auf und man entscheidet sich lieber auf der Straße im Verkehr mitzumischen. Da wünscht man sich, man wäre in Holland. Wenigstens gibt`s mit dem Linksverkehr keine Probleme. Nichts desto Trotz muss man hochkonzentriert bei jeder Situation sein, denn es ist nunmal hier anders. Die Autofahrer sind Radler noch kaum gewöhnt.
Noch nie in meinem Leben hab ich so viel Parkzettelschreiber gesehen. Es waren meist Neger, die fast schon gierig auf Falschparker warteten, um ihnen ein Ticket zu verpassen. Etwa alle 50m stand so Einer oder Eine. Eregte und hitzige Diskussionen mit den Verknackten waren zu beobachten. Einen fragte ich, was den so ein Strafzettel denn so im Schnitt koste. Er meinte umgerechnet so ca. 30 Euro. Wenn man bedenkt, dass er selbst wohl kaum einen anständigen Lohn bekommt, so ist dies für die Stadtverwaltung eine gute Einnahme.
Meine Laune verbesserte sich nach einem Frühstück gewaltig und nachdem außerhalb der Stadt der Verkehr ruhiger wurde ging`s an der Westseite vorbei an Noordhoek, Wilsandbay in malerischer Landschaft. Rechts von mir der azurblaue Ozean und links die Klippen der senkrecht herabragenden Tablemountains des Nationalparks. Erhebende Momente auf dem Rad, in einer der wohl schönsten Plätze auf dieser Welt bei idealen Temperaturen.
Interessant die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen Arm und Reich, zwischen Weiß und Schwarz! Man sah ausschließlich Neger die niedere Arbeiten verrichteten und neben Glashochhäusern in Müllhalden lebten. Halb Cape Town ist mit Townships und Slums nur so vollgestopft, was sozialen Sprengstoff fördert. Die am unteren Rand der Gesellschaft Lebenden sind jedoch sehr viele und die Kriminalitätsrate entsprechend hoch.
Die Häuser der Wohlhabenden sind extrem bewacht und teilweise mit Hochspannungsdrähten gesichert. Markant eine Beobachtung, wo ein sommersprossiger Weißer mit seinem Porsche knapp an einem am Straßenrand liegenden Neger vorbei düste und ihn beinah überfahren hätte. So, aber nun zur eigenen Sicherheit. Grundregeln sind: Fahre nie bei Nacht, meide gewisse Stadtteile in Kapstadt, trage nie Wertgegenstände nach außen hin sichtbar. Der Gastwirt empfahl mit, die Strecke bei Michels Plan zu meiden und auf dem Highway M5 und der Autobahn N2 zu fahren, was ich auch getan habe. Nach seinen Ausführungen war die Gegend der R62 sicher und nur in Kapstadt geht es eben ein bisschen krimineller zu. War sehr beruhigend für mich, da ich mich die meisste Zeit der Reise auf dieser Strecke befinde.. Auf der Autobhahn darf man in diesem Land mit dme Rad fahren und die ist auch sicher, da ein breiter Standstreifen für Radler gut befahrbar ist. Leider ist sie halt laut und monoton. Immer wieder treff ich auf geführte Radtourenveranstalter, die im Bus rumgekarrt werden, im Hänger eine Menge Räder drauf haben und eben an exponierten Plätze die Touris hinbringen. Dort brechen sie dann scharenweise geführt von Gides aus und erkunden in Trips von 20 bis 40 Km die Gegend. Wär nichts für mich. Ich genoss meine Freiheit zu tun und lassen was ich wollte und radelte meines Weges.
Nachdem ich die herrliche Gegend um am Kap der guten Hoffnung genoss und es an der südlichen Halbinselspitze von der Gegend her trostloser wurde, entschied ich mit nun doch nicht mehr ganz zum Cape Point runterzufahren und bereits bei Simonstown östlich wieder gen Norden zu fahren. Schließlich wollte ich heute noch Stellenbosch erreichen. Wie vom Wirt empfohlen nahm ich die M5 und mied die wenn auch schönere Beachstraße um das gefährliche Mitchells Plain zu umfahren. Die Fahrt dann auf der N2 war stressing aber sicher. So kam ich bei Dämmerung in die Weingegend bei Stellenbosch und musste feststellen, dass es sehr nobel zuging. Elegante Cafe`s und Restaurants, durchaus vergleichbar mit Deutschland und ausgesprochen teuer. Zu meinem Leid wimmelte es hier nur von betuchten Touristen und die Hotels waren alle ausgebucht. Erleichterung in mir, als ein freies Bett in einem Bagpacker Hostel gefunden wurde. Nach einer Dusche ging’s wieder an den Blog, in dem ich auf einen abgewetzten Barhocker vor dem Receptionscomputer einklopfte. Am nächsten Tag wollte ich es bis Robertson schaffen.
An sich war ich gut drauf und machte mich mit etwas Verspätung so gegen 9:30 auf den Weg. Am Rad musste noch am Vorderreifen ein Höhenschlag repariert werden und die ersten Kilometer waren bereits sehr heiß. Gegenwind machte das Treten schwer und in kupierten Gelände zwischen Weinbergen ging es zäh voran. Viele dieser privaten ´, bestgepflegten Anbaugebiete sind mit teilweise hohen Stacheldrahtzaun geschützt und die Namen der Weingüter klingen viele deutsch. Die Sonne knallte unbarmherzig vom strahlblauen Himmel und bereits am Vormittag war es ganz schön heiß. Gestern Abends entschied ich mich, über die nördliche Route nochmal auf der Autobahn N1 zum Du Toitskloof Pass zu fahren Das sind, wenn auch der Streckenabschnitt nicht so schön ist wie auf der Strecke über Frenaschhoek, schließlich 400 Hm weniger.
Doch am Pass angekommen ging es bei massiven Gegenwind so richtig zur Sache. Es sind zwar nur etwa 700 Hm, doch mit meinen 120 Kg (82+38) war es bei der Hitze ganz schön anstrengend. Durch die hochstehende Sonne gab es kaum Schatten und ich verlor sehr viel Flüssigkeit. An der Steigung machten ein paar Autofahrer Brotzeit und boten mir KFC Chickenstücke und übersüßes Limo an, was ich dankend annahm. Endlich nach gut 2 Stunden am Pass angekommen ging es wieder hinab auf 400 m und in einem engen Tal musste ich, obwohl es bergab ging stark treten um gegen den Wind anzukämpfen. Die Sonne und Hitze zehrte mich aus und auf den endlosen Geraden vor Worchester wurde der Gegendwind noch stärker. Jedesmal wenn ein LKW auf der gegenüberliegenden Seite vorbeifuhr, gab es einen Windstoß, der mich förmlich zum Stehen brachte.
Meine Kräfte waren am Ende, deshalb der Entschluß, an diesem Tag nicht mehr die weiteren 50 Km nach Robertson zu radeln. Worchester ist eine trostlose Stadt. Ich freu mich schon auf den Beginn der R 62, die ja landschaftlich zu eine der schönsten Radstrecken gehören sollte, doch dazu mehr morgen.
4.Radtag. Mittwoch, 26.11. Worchester – Montagu – Barrydale -über Pass bei Buffeljagsrivier – Suurbraak nach Swellenbush. 190 Km 1600 Hm
Zuerst mal kam in mir der Entschuß, aufgrund der gestrig großen Hitze, diesmal früh loszuradeln und lieber während der heissen Mittagsstunden eine ausgiebige Siesta einzulegen. Bereits um 6:00 Uhr wackelte der Vorhang an der Balkontür und deutete an, es wird wieder ein windiger Tag. Wenn ich nun wieder den ganzen Tag diesen Gegenwind habe, dann vermießt es einem das Radfahren. Doch er hatte gedreht. Auf dem Rad stellte ich fest, er kommt genau von hinten und ich freute mich entsprechend.
Lockeren Trittes zeigte der Tacho 50 Sachen und es ging was vorwärts. Möge es den ganzen Tag so bleiben. Gestern erwarb ich noch eine Sonnenecreme Faktor 50, um meine bereits angebrannten Arme und Beine besser zu schützen. Es befanden sich auf der Straße eine Menge Glasscherben von Flaschen, doch aber nun zur Streckenführung. Nach Worchester kam die nächte Stadt Robertson, dann Montagnu, wo bereits am Vormittag 80 Km auf dem Tacho waren. Der Rückenwind macht`s möglich. So, nun gings in die R 62, auch Weinstraße genannt.
Endlos weite, gerade, leicht kupierte breite Straßen soweit das Auge reicht. Links und rechts Bergketten, vergleichbar mit großen Alpentälern, nur viel gigantischer. Worte und Bilder können diese Landschaft nur schwer ausdrücken, einfach atemberaubend! Nach Auffüllen der Wasserbehälter war der nächste ort Barrydale zu erreichen. Doch dazwischen war ein langgezogener kleiner Pass, der ganz schön in die Beine ging. Gottseidank bildeten sich über mir teilweise Wolken, die ein bisschen Schatten spendeten, denn die Nachmittagshitze war wirklich grenzlastig. Zwischen den Helmöffungen holte ich mir einen kräftigen Sonnenbrand auf dem Hirn und sah aus wie ein Zebra. Am späten Nachmittag war Barrydale erreicht und in einem Restaurant stärkte ich mich um nach Ladysmith weiter zu radeln. Noch weitere 70 Km. Toll, das wird ein Zweihundertertag! Doch so schön die Strecke bisher auch war, so einförmig war sie. Spontan kam in mir der Entschluß, das Tal bei Barrydale Richtung Süden zu queren und nach der bisher gefahrenen Weinroute nun auf die Gardenroute oder die R 324 ab Surbank zu wechseln. Gesagt, getan. Ein imposantes Quertal , wo sich das Wildwasser tiefe Schluchten spülte. Parralel dazu führte die Straße, wobei sie jedoch das Gefälle des Wildwasserlaufes bis zu 200Hm verließ und immer wiede entsprechende Steigungen (Wadlbeisser) zu fahren waren. Aber das ist alles eine Kopfsache. Richtiges Ritzel rein und los geht’s. Der Hammer am Spätnachmittag war die Entscheidung doch nicht mehr nach Witsand, sondern nach Swellenbush zu radeln, da Witsand doch für diese Zeit etwas weit erschien. Die Wahl war zwar richtig, doch nach gefahrenen 170 Km nun 10 Km westwärts gegen einen böigen 50er Wind ankämpfen zu müssen, werde ich wohl so schnell nicht vergessen. Bratfertig ist ein gelinder Ausdruck.
Man hat ja auf dem Rad viel Zeit sich Gedanken über Dieses und Jenes zu machen. So auch ¨warum tue ich mir diese Schinderei an??¨ Doch ist ein oft schwerer Teile der Strecke ueberstanden, so sind die Anstrengungen schnell vergessen, doch die Erinnerungen, die charakteristischen Bilder der Landschaften bleiben im Kopf. Kommt da nach 10 Radstunden noch ein kerniger Appetit auf und die Feststellung. ¨ Es war schön¨ Ganz zu schweigen auf die Vorfreude auf den Nächsten. Abends fand ich in Swellendam noch ein Bag&Packers, wo ich die Nacht verbrachte.
5. Radtag, Donnerstag, 27.11. Swellenbush – Heidelberg über Witsand. 111 km
Der Tag begann mit interessanten und doch nachdenklichen Informationen, die ich von einem deutschen Cafebetreiber erhielt, der vor 30 Jahren hier eingewandert ist. Er erzählte, wenn man sich auch nicht mehr in Kapstadt befinden, trotzdem einen reservierten Kontakt mit der armen Schicht der Bevölkerung zu pflegen. Wenn viele auch freundlich erscheinen, so sind diese Charaktere mit absoluter Vorsicht zu betrachten. Sie haben meist nichts zu verlieren und ein Menschenleben ist hier nichts wert. In Deutschland haben wir auf 40 Mio Menschen jährlich 350 Morde, hier bie 80 Mio Menschen 18000!! Großgrundbesitzer und Weinfarmer bezahlten die Negermaenner und Frauen fuer ihre Arbeit mit Alkohol, um sie dumm, primitiv und geistig auf niedrigen Niveau zu halten. Als hatten sie neben Arbeit und Alkohol noch Sex. Das reichte ihnen fuer ihr Leben und es ging ueber Generationen so. Die Kinder dieser Schicht fielen durch grosse Ohren und Pinoccio Nase auf, was auch heute oft in dieser Bevölkerungsschicht beobachtet werden kann. Das heisst aber auch Drogen, Kriminalität und Gewalttätigkeit. Dieses Gespräch veränderte mein Bewusstsein erheblich. Aber nun zu meiner Route. Bisher ging`s gut voran und ich hab schon einige hundert Kilometer hinter mir. Deshalb der Entschluß, die ersehnte Garden Route auch total auszukosten. Zwar wäre ein kürzerer Weg direkt nach Heidelberg möglich gewesen, doch wollte ich auch Wilsand noch besuchen. Bereits bei der Abfahrt von der N2 kam Schotterpiste. Lange blieb ich stehn und überlegte, ob das wohl sein soll. Doch dann trat ich los in eine Agrargegend, die meines Erachtens nichts mit Gardenroute zu tun hat. Auf ewigen Weiten Schafe, Rinder Straussen, und ab und zu Pferde. Der Gäuboden ist da im Vergleich ein Kleingärtnergrundstück.
Die Straße wurde zunehmend schlechter und ständiger Wind von rechst vorne machte mir schwer zu schaffen. Teils waschbrettartige Straße und kupierte Gegend mit vielen Steigungen zehrten mich auf 50 Km ganz schön aus. Nach geschlagenen drei Stunden kam ich endlich in Witsand an und mich erwartete ein trostloses, windiges Dorf. Es kam es mir vor wie am Arsch der Welt und es schien, die Buergersteige seien hochgeklappt. Eingezaeunte Hauser, kaum Menschen, eine steiffe Meeresbrise und sowas wie ein Restaurant kannten die da auch nicht. Ein Typ sagte mir, 3 Km weiter unten gaebe es etwas zum Essen. Da musste ich jedoch gegen den Wind zurück und so entschloss ich mich, in einer Art Supermarkt, da gab es von Traktorersatzteilen bis Süßigkeiten so ziemlich alles, einen Hamburger zu essen und meine Wasservorräte aufzufüllen. Hier zu bleiben- nicht daran zu denken. Nun war der Rückweg ueber die R 322 angesagt. Doch diesmal bitteschön mit Rückenwind und auf Teer. Es begann kurz zu regnen, hörte aber gleich wieder auf. Das mit dem Beginn der Garden Route ist so als wenn man in Deggendorf einen frägt, wo der Bayerische Wald beginnt. Jetzt sagte wieder Einer, sie beginnt eigentlich bei Mossel Bay. In Heidelberg am späten Nachmittag angekommen logierte ich bei einer freundlichen Holländerin, die ein Pension betreibt. Im Innenhof ihres Anwesens brauchte mein Rad einen kleinen Kundendienst. Der Gepäckträger und ein Schutzblech hatte sich gelockert und ein Internetcafe kam auch noch zum Vorschein. Was meine Person anbelangt, so schau ich aus wie ein Indianer mit Kriegsbemalung. Der Kopf ist rot, die Nase dunkelrot und am Hirn sind weiße Streifen vom Helm. Beim Kämmen tun mir die Haare weh vom Sonnenbrand. Aber das ist egal. körperlich gehts mir gut und nach anfänglichen Problemen mit den Kniern und dem Sitzfleisch ist nun alles gut eingefahren.
So, wieder ein neuer Radtag und es ist schon Routine eingekehrt. Abends Radschachen waschen, Essen, das Bepacken der Radtaschen geht flott und routiniert. Alles hat seinen Platz, ein kontrollierender Blick durch’s Zimmer, ob nichts vergessen. Der Rueckenwind ist heut etwas schwaecher und, wie angenehm, teilweise ist man durch Wolken vor der Sonne geschuetzt. Die N2 wirkt monoton und die endlosen Weiten kann kein Foto wiedergeben. Sie ist jedoch in diesem Routenabschnitt die einzige Moeglichkeit nach Osten weiterzukommen. Es bot sich auf dem Navi zwar eine Parallelstrasse Richtung Kueste an, doch nach der gestrigen Erfahrung mit der Schotterstrasse R 324 schien es ratsam, doch auf der N2 zu bleiben. So kam nach subjektiv langen erschwerlichen Kilometern, und einsetzenden Gegenwind, endlich Riversdale zum Vorschein. Ein kleiner Ort in einer Senke, wo nach einer kleinen Pause eine gewaltige Anhoehe zu bewaeltigen war. Die Hoehenmeter addiert waren es an diesem Tag wieder weit ueber 1200. Aber nun wurde es langsam triest.
Das Sitzfleisch schien beleidigt und die Geraden schienen nicht zu enden. Links der Strasse befand sich ein riessiger Petro-Industriebetrieb und waehrend die Bergkette, die ich noch vor zwei Tagen nach Barrydale fuhr, immer in weitere Ferne rueckte, war die Luft schon etwas salziger. Endlich in Mosselbay angekommen waren zuerstmal links der Strasse ueber 3 Km eingezaeunte Negerviertel, bis schliesslich Mosselbay sich in der March Street bis zum Strand von der wirklich schoeneren Seite zeigte. Doch nun wieder die Frage, wo beginnt denn die Garden Route? Sie hat eigentlich schon begonnen, jedoch der schoenste Teile liege nun oestlich von Mossel Bay. Ach ja, es ist bereits eine Woche vorbei, also Halbzeit! Verdammt schnell vergangen, wenn man bedenkt, dass der zweite Teil dann meist noch schneller vergeht.
7. Tag, Samstag, 29.11. Mosselbay – George 55 Km 600 Hm
Das Backpacker Hotel war akustisch eine Katastrophe. Von Trittschalldaemmung haben die wohl nie was gehoert. Um so intensiver jedes Geraeusch im Umfeld. Vor allem vom Zimmer ueber mir. Die Dame hatte wohl Stoeckelschuhe an. Gestern am Morgen fuehlte ich mich eigentlich gut, jedoch auf dem Rad waren die letzten Tage mit ueber 500 Km in den Beinen dann doch zu spueren und deshalb der Entschluss heut mal einen Ruhetag einzulegen, oder nur einen halben Tag zu fahren. Es galt nun die naechste Woche zu planen und auf dem schoensten Teil der Strecke nach Port Elisabeth auch ein paar Sehenswuerdigkeiten mitzunehmen. Zeit bleibt ja bis zum naechsten Freitag noch genug, denn es sind ungefaehr nur noch 350 Km bis Port Elisabeth. Der Vormittag in Mosselbay verging relativ schnell und der Entschluss stand fest, heut zumindest noch bis George zu fahren. Das Wetter war diesig und es sollte evtl. sogar Regen kommen. Auf der kurzen Strecke nach George zukommend, wurde die Landschaft abwechslungsreicher, es wurde Gruener und Kiefernbaeume waren am Wegesrand. Bei untergehender Sonne gab es auch noch schoene Lichtspiele. Schon mehr Gardenroute als bisher. Auch die Luft klarte wieder auf. Nach einigen Talsenken boten sich knackige Steigungen und steter Gegenwind kosteten viel Kraft. Enorm was hier Grossgrundbesitzer alles anbauen. Aber immer wieder feststellbar die gut gesicherten Privatgebaeude und hohen Zaeune. Platznot haben die hier in dem grossen Land nicht. Auch George ist eine grosszuegig angelegte Stadt die wohl keine Hochhaeuser benoetigt. Oestlich sind wieder markante Berge zu sehen, die bis kurz vor’s Meer reichen.
8. Radtag, Sonntag, 30.11 George – über Kimberlane – Plettenburgbay 100 Km 950 Hm
Wieder ein neuer Radtag. Strahlblauer Himmel, eitel Sonnenschein. Kein Wölkchen am Himmel und eine klare Sicht. Die schlechte Wettervorhersage des Typen von Gestern war wohl mehr eine Vermutung. Stromausfall im Hotel, ja in der ganzen Stadt. Derartige Ausfälle sind hier wohl normal, denn als ich George verließ liefen Notstromaggregate bei Supermärkten auf Hochtouren. Das Geschäft muss ja weitergehen. George lieg etwa auf 200 Hm und nach etwa 10 Km kam bereits nach Wildernesses doch sehr zur Verwunderung lag der ganze Strand im Nebel.
Hierbei wird wohl beim Auftreffen der Luftmassen an Land der Taupunkt erreicht und es kommt zu dieser Wettererscheinung. Es boten sich Parallelstraßen nördlich der N2 an, die durch Parks und Naturschutzreservate führen. Landschaftlich kann man nun wirklich schon von einer Garden Route sprechen. Leider wurde die Straße zunehmend steiniger und teilweise versank man im Sand, was ein Fortkommen immer schwerer machte. Nach einigen Kilometern war dann doch die N2 wieder die bessere Wahl. Immer wieder studierte ich die Karte um für Radfahrer die wohl beste Route zu fahren, doch es ist wie verhext. Die N2 ist autobahnartig und zu laut. Die parallelen Nebenwege sind staubig, mit viel Schotter und Waschhbrettpiste, wo man teilweise in den Sand hineinsackt. Viele Abzweigungen sind im Prinzip Stichstraßen, die am Strand in einen kleinen Ort enden. Ich vermisse hier eine an sich schöne Küstenstraße so wie im Mittelmeer oft vorfindbar.
Übrigens, während der Fahrt ist mir so durch den Kopf gegangen, dass die vorwiegend christliche Bevölkerung in den großen Ferien Weihnachten haben. Sie beginnen am 6. Dez. Bin eben am anderen Ende der Welt. Täglich beobachte ich den Wetterbericht, wie`s denn Zuhause ausschaut. Aber anscheinend immer noch kein Winter in Sicht. Tja, nun sitz ich hier in Knysna bei drückender Nachmittagshitze und hab den Fehler gemacht einen Rose zu trinken. Es begann wieder der Kampf um`s aufstehen, auf`s Rad zu sitzen und einige Kilometer zu fahren. Kommt da auch noch so ein gemeiner Berg, der das letzte von mir fordert. Aber wenigstens die Sicht ist kristallklar und als sich gegen Spätnachmittag die Sonne hinter mir senkt, zückt es mich bei traumhaften Lichtspielen und Landschaften ständig zu fotografieren. Nach nie endenden Geraden ist Plettenbay erreicht. Ein Touristenort, wo am Sonntag Nachmittag viel los ist. Viele Einheimische genießen das schöne Wetter und die Restaurants und Bars sind voll. Immer wenn man in so einen Strandort fährt, geht es meist steil nach unten zum Meer. Schließlich will man ja die Küste sehen. Ein Zimmer war schnell gefunden und es begann wieder das übliche Prozedere. Meist ist es so, dass die Zeit immer fast zu kurz ist. Denn Duschen, Zeugs waschen, Essen, Blog schreiben, schon ist der Tag vorbei. Ach ja, es sind nur noch 239 Km nach Port Elisabeth, dem Zielort der Radtourenreise. Ich bin eigentlich zwei Tage zur früh dran.
9. Radtag, Montag, 1.12.. Plettenburgbay – ueber R 102 Tsitsikamma Nationalpark – nach Stormsrivier 95 Km 1000 Hm angezeigte Werte bei Ling nicht richtig!!
So, es ist wieder so weit, auf in den neuen Tag. Unerbärmlich knallte wieder die Sonne vom strahlblauen Himmel und es ging weiter Richtung Osten. Zum Thema Sonne sollte es nicht zynisch klingen, mir ist die Wettersituation zuhause durchaus bekannt.
Nun haben wir erst Montag und es sind nur noch 280 Km bis nach Port Elisabeth. Doch heut ist erst mal der Tsitsikamma Nationalpark dran. Aufgrund der starken Sonneneinstrahlung loesten sich nun, obwohl immer mit 50er Sonnencreme behandelt, bereits einige Hautstellen auf der Nase und ich sah aus wie ein groestetes Huhn. Ueberraschend war heut wieder Rueckenwind zu vernehmen und es stand schon wieder einer dieser Anstiege vor mir an, der von Plettenburg aus hinauf auf die etwa 200 Hm hoeher liegende Kuestenstrasse fuehrte. Aufgrund der grossen Hitze ist man schnell durchgeschwitzt, jedoch oben angekommen ging’s dann wieder. Doch nun kommt wie ich so schoen gelesen habe „Der Garden der Garden Route“, also der schoenste Teil dieser Gegend hier. Er fuehrt jaeh nach den erklommenen Hoehenmetern nun wieder auf der R 102 hinab zu Natures Valley. Wieder so ein Aussteigerort, wo man die Buddle Rotwein in den Sand stecken- und die Welt einem den Buckel runter rutschen kann. Meer, Sand, vereinzelt ein paar verlaufene Touris und Sonne, Sonne, Sonne.
Nachdem ich mir diesen vertraeumten Ort durchgezogen habe ging’s jedoch schon wieder 200 Hm bergauf und ueber mir verdichtete sich landeinwaerts die Bewoelkung. Markant zu die Feststellung, dass hier gewaltige geologische Kraefte am Werk sind und die tiefen Taleinschnitte nicht von Wasserlaeufen, sondern von Erdverschiebungen kommen. Hierbei wird der afrikanische Kontinent nach Norden gedrueckt. Ja, in einigen hundert Millionen Jahren soll es kein Mittelmeer mehr geben. Es empfiehlt sich also, den nachkommenden Generationen den Tipp zu geben, am Mittelmeer Urlaub zu machen, schiesslich haben wir es nicht mehr lange.
Es war abgeschattet, regnete aber nicht. Tat fuer meine geroesteten Hautflecken ganz gut. Von der R 102 aus waren auf der N2 zwei markante Bruecken zu sehen, deshalb fuhr ich nochmal zurueck und schaute mir die imposanten Schluchten darunter an. So, dass war nun der erste Teil des Tsitsikamma Parks und nun am Bloukranspass angekommen, die Ueberlegung den noerdlichen Teil des Nationalparks auch noch zu besichtigen. Wenn schon mal da, dann natuerlich! Jedoch erklaerte eine Dame an der Einfahrt zum Park, die Strasse sei gesperrt, jedoch fuer Fahrraeder ginge es. Also trat ich drauf los. Wieder hinab, es wurde enger und der Urwald schien foermlich den Weg einzunehmen. Kein Auto, da gesperrt und lediglich Urwaldvoegel zerrissen die Stille mit ihren Schreien.
Steil fuehrte der Weg immer tiefer der Talsohle entgegen. Ploetzlich ein Pavian am Strassenrand, nach einer Kehre mehrere aufgeschreckte Artgenossen und nach einer weiteren Kurve ganze Horden von fluechtenden, aufgeschaeuchten und schreienden Artgenossen. Mit Gaensehaut fuhr ich durch und hoffte nur, es moege keiner dieser stattlichen Tiere mir wutentbrannt nachstellen. Nach diesem Adrelaninestoss kurz ein paar Fotos vom tiefsten Punkt und dem herrlichen Bergbach und dann ging’s wieder bergauf. Die Strasse wurde immer schlechter und Felsabbrueche waren der Grund fuer die Sperrung. Schweissueberstroemt und fast schon fluechtend war nach etwa 5 Km wieder einzelne Haeuser zu sehen. Zivilisation um mich und Erleichterung in mir, aus diesem ungewollten Ereignis heil raus gekommen zu sein. Ein Gedankenszenario!! In der deutschen Presse ein Artikel. „Radtourenfahrer im Dschungel von Loewen gefressen. Neben Knochenresten ein zerfetztes Ski & Bike Trikot“.
Doch nun wieder zurueck auf der Hauptstrasse. Seit vielen hundert Kilometern beobachte ich perfekte, gepflegte Strassenraender. Kurz geschnittener Rasen und kein Muell. Das war in Asien anders. Da waren diese teilweise Muellhalden. Die Firma Stihl ist hier gut vertreten. Denn all die Arbeiter haben diese Rasentrimmer in Aktion und man sieht ganze Strassenkolonnen, die fleissig arbeiten.
So, der Tag neigt sich dem Ende zu. Nach knapp 100 Km und einem erlebnissreichen Tag die Suche nach einer Bleibe. Mein Navi zeigt in Fahrtrichtung die naechste Unterkunft in Stormsrivier. Der kleine Ort beherbergt viele Touristen, die sich in diesem Nationalpark tummeln und ein 5 Sterne Hotel ist auch gleich gefunden. Je ein Stern fuer Akkuladung, Dusche, Essen, Bier, Bett.
10. Radtag, Dienstag, 2.12. Stormsrivier ueber R 402 Kagiso Hights auf R 62 nach Humansdrop – Jeffreys Bay 115 Km 950 Hm
Nochmal kurz zum Hotel. Es war ein Volltreffer. Eine freundliche Chefin zeigte mir gestern ein uebergrosses Zimmer im Erdgeschoss, das Rad durfte mit und der Haushund, eine uebergrosse, verspielte Dogge war gleich mein Freund. Am Weinschrank konnte ich mich nach Herzenslust bedienen und ihr PC im Buero stand fuer mich bereit.
Doch nun zur Tour. Zuerst schien es ja ein weiterer, ganz normaler Radtag zu werden. Der Himmel war bedeckt, die Temperaturen angenehm und auch der Wind schien zu passen. Mein Vorhaben war, heute von der R 102 nochmal auf die R 62 bis zu ihrem Ende zu fahren, um dann an die Kueste nach Jeffreys Bay an’s Tagesziel zu kommen.
Auf der N2 immer imposant die Blicke in die tiefen Schluchten, die markant die Landschaft spalteten und darin ganz tief unten tiefbraune, aber klare Bachlaeufe, gefaerbt vom eisenhaltigen Wasser. Soweit ging alles gut und ein kleiner Pass auf der R 402 zog sich ueber 5 Km hinauf auf etwa 400 Hm. Bereits mehrfach nieselte es und war dann auch wieder trocken. In Kagiso Heights angekommen machte ich an einem Obstgeschaeft eine kleine Pause und sah mit Missmut auf den einsetzenden Nieselregen, der in Schauer ausartete. Doch was sollte ich tun? In diesem Kaff bleiben kam nicht in Frage, also eben Regenzeugs heraus und auf geht’s in die naechsten 50 Km. Doch es kam noch schlimmer. Einsetzende Windboen peitschten mir den Regen in’s Gesicht und zu aller Schande hatte diese Strasse mit regem Verkehr keinen Seitenstreifen. Hochkonzentriert im Spiegel den ueberholenden Verkehr im Blick war das alles eine stressige Angelegenheit. Da es endlose Geraden waren, neigten die Autofahrer dazu, entsprechend schnell zu fahren und manche rasten ziemlich knapp mit hohen Tempo an mir vorbei. In bayrisch wuerde man sagen „des is a Reiberstreck“ Fast drei Stunden dauerte dieser Abschnitt, der zu den bisher wiedrigsten dieser Tour gehoert. Wie schon im Internet beschrieben, koennen die hier noch nichts mit Radfahrern anfangen und solange es, wie meist ueblich, den breiten Seitenstreifen gibt, ist auch alles in Ordnung. Aber wehe wenn dieser nicht da ist. Klitschnass und ausgelaugt vom Gegenwind wurde es zumindest an der R 102 wieder trocken, jedoch der Wind wurde noch staerker. Dazu kamen immer wieder Senken, worauf es wieder entsprechend hoch ging. Nun galt es noch ueber Hurmansdrop nach Jeffreys Bay gegen den Wind anzukaempfen und dann war’s fuer heute geschafft. War heut nicht der Brueller, aber man weiss es eben nicht vorher.
Tja, nun ist die ganze Tour fast abgefahren. Die Tage vergehen immer schneller, jedoch war jeder Streckenabschnitt landschaftlich und charakteristisch schoen und man kann sagen, per Pedes das Land wirklich kennengelernt zu haben.
Waehrend ich hier am PC meine Tageserlebnisse niederschreibe, stuermt und gewittert es draussen und Regen klatscht auf das Blechdach ueber mir. Das Bag&Backers Hotel wo ich heute gelandet bin, gleicht einem Hochsicherheitstrakt. Die Wirtin machte eine gruendliche Einweisung, wie das Gelaende betreten wird und uebergab mir die elektronischen Schluessel. Jeder Raum ist alarmgesichert und ein Hochspannungszaun umgibt das Gebaeude. Draussen ein Schild „For Sale“. Die ca. 80 Jahre alte Herbergsmutter wird wohl in Rente gehn. Auf meine Frage was das Objekt den kosten wuerde antwortete sie 7.000000 Rand. Entspricht ca 500000 Euro.
3.12. Mittwoch, Regentag, Ruhetag
im Hotel bei stuermischen Regen und Wetter, bei dem man nicht einmal einen Hund vor die Tuere lassen wuerde.
Nunja, ist auch mal ganz schoen. Vor’m Pc endlich Zeit den Blog zu aktualisieren und draussen dem Wettertreiben zuzuschauen. Morgen sollte es wieder besser werden und dann werd ich wohl die letzte Etappe noch fahren. Ein Betrieber eines Bikshops in Port Elisabeth sicherte mir eine Radschachtel zu, wo mein treues Steppenwolfbike auf dem Heimflug verpackt wird und Vorfreude in mir auf den tief verschneiten Bayerischen Wald.
War nur Spass, ich weiss dass alle auf den Schnee warten.
4.12. Donnerstag letzter Radtag, Jeffreysbay – Port Elisabeth 102 Km 700Hm
Zuerst zum Abschied in Bag&Packers in Jeffreysbay. Fast schon muetterlich umarmte mich die Herbergswirtin von ihrem Sicherheitstrakt und gab mir einige Tipps mit auf den Weg.
Die Entscheidung die Schlechtwetterfront in Jeffreysbay auszusitzen war richtig. Das Wetter ist wieder gut, nur ist es schwuelwarm und man schwitzt sehr leicht. Besonders ereignissreich waren die 80 Km zum Zielort ja nicht mehr. Wieder mal ein paar Steigungen und das erste mal so ganz ohne Wind. An der Strecke ein Kontrastprogramm zwischen Arm und Reich. Mit Hochspannungszaeunen gesicherte Golfplaetze, etwas weiter wieder Blechbarraken und herumlummernde Neger, alle fuenf Minuten sieht man hier im Schnitt einen Polizeiwagen, ein Pickup mit einer Minizelle hinten drauf. Mir lief die ganze Reise wie im Film ab und im Fokus war nun die Beschaffung der Radschachtel, Klebeband, eben alles Noetige auf die Heimreise morgen Nachmittag.
Per Mail bestaetigte mir der Fahrradhaendler den Erhalt einer Radschachtel die auch bereitstand.
Auch Tape war schnell beschafft und so stand am spaeten Nachmittag alles packbereit im Zimmer. Wieder mal hatte ich Glueck mit der Wahl des Guesthouses. Der Vater ein Bauunternehmer, die Tochter Englischlehrerin fuer Piloten, die weiteren Gaeste vorwiegend Flugschueler aus den arabischen Laendern, die am naheliegenden Flugplatz ihre Lizenzen machen. Eine Einladung zum Abendessen konnte ich nicht abschlagen.
Doch da war es noch eine gute Stunde hell, der Hunderter heut war auf dem Garmin noch nicht erreicht und es war ein herrlicher Sonnenuntergang. Also Satteltaschen runter und rauf auf’s Rad. Ein ganz neues Gefuehl ohne diese Zusatzkilos, so zu fahren bin ich gar nicht mehr gewohnt. Wahrscheinlich sind dies die letzten Kilometer in diesem Jahr. So muss eine Radsaison enden!!
Es gab Lammfleisch am Grill und der Unternehmer klagte ueber Alkoholismus und Korruption bei den schwarzen Arbeitern, er habe 65 davon und drei weisse Vorarbeiter. Uebrigens, die gefahrene Tour war eine Premiere. Trotz vieler ausgewichener Glasscherben kein einziger Platten waehrend der ganzen 1100 Km. So was war noch nie da. Vor Tagen zerberstete eine vom Muellwagen herunterfallende Flasche vor meinem Rad und ich dachte, jetzt muss ein neuer Mantel drauf. Doch nichts dergleichen. Glueck muss man haben.
5. 12. Freitag, Heimreise.
Die Taschen sind gepackt und es war schon ein bisschen Stress, das Rad in die zu kleine Schachtel zu packen. Doch schliesslich hat’s noch geklappt. Es verbleiben zwei Stunden bis das Shuttle mich zum Flughafen abholt und Gelegenheit ein paar Gedanken und Eindruecke fest zu halten. Also ein kleines Fazit der Reise.
Meines Erachtes sind diese Menschen hier um das schoene Land zu beneiden. Voll von wunderschoenen Kuesten, traumhaften Nationalparks, gruenes Weideland und Berglandschaften. Das Land ist gross und weit und das Klima ist in diesen Breitengraden ertraeglich.
Doch nun zur Schattenseite.
Es herrschen seit Abschaffung der Apartheid 1994 immer noch viele gesellschaftlich-soziologische Probleme, die die politisch gewollte Rassentrennung ueber Jahrzehnte hervorgerufen hat. Dies hab ich in diesen 14 Tagen selbst erfahren und in Gespraechen mit Menschen und Beobachtungen mir ein Urteil darueber bilden koennen, wie komplex und verwurzelt die Probleme sind. Es wird noch Generationen dauern, bis sich diese Situation hoffentlich verbessern wird. Zumindest sind durch die Abschaffung der Apartheid die gesetzlichen Grundlagen fuer gleiche Rechte für Schwarz und Weiß gegeben. Es liegt nun an den Menschen, was sie draus machen. Aber wo man auch auf der Welt hinschaut, vor allem auf dem afrikanischen Kontinent, in Indien, sind Klassengesellschaften, Diskrimination und Feindlichkeiten an der Tagesordnung. Ich denke hier noch an meine Zypernreise vor Jahren, wo ein Tankstellenbetreiber die im türkischen Nordteil der Insel lebenden Menschen verächtlich als „Porkypeople“ herabwürdigte.
Da bin ich wieder froh in der alten Welt zu leben.
Nun zur Ernährung.
Fast- oder Streetfood hat auch in diesem Teil der Welt schon erobert und Foodtempel wie KFC, Mac Donald, Wimpy, …. dominieren das Angebot. Man sieht’s an der Bevoelkerung. Meist uebergewichtige Menschen praegen das Bild und stopfen das mit Geschmacksverstaerkern, kuenstlichen Industriefett und Zucker versehene Zeugs in sich rein. Naja, sie sind satt, die Lebensmittelindustrie hat ihren Profit und spaeter auch noch die Aerzteschaft.
Letztes noch die Energieverschwendung.
Einesteils ist hier taeglich Stromausfall, doch andererseits wird Energie in Massen vergaeudet. In jedem Supermarkt laufen ganze Arsenale an Kuehlanlagen, die Strassenbeleuchtung brennt bei Tag und wenn man sieht, was hier Autos fahren, dann kann man nur mit dem Kopf schuetteln. Ich bin mir sicher, wenn wirklich gewollt, dann liesse sich locker 30-40% Energie einsparen. Doch anscheinend ist kein Wille dazu da.
So, nun ist Zeit zum Flughafen zu kommen und ich schliesse diesen Blog ab. Waren wieder tolle Erlebnisse und Erfahrungen, im südlichen Teil der Welt.
Wieder mal Zeit eine Radwoche zu unternehmen. Diesmal geht`s in einer Gruppe von sieben Personen von Genf nach Nizza, durch landschaftlich herrliche Bereiche der Alpen, entlang vieler geschichtsträchtiger Bergetappen der Tour de France.
Vor Monaten kam die Idee, mal eine Urlaubs- Radwoche entlang der Königsetappen der Tour de France durchzuziehen.
Uwe Steininger und Renate Rankl, Alfred Kellermann, die Pisingers mit Peter, Inge, Melanie Ziegler und als Verfasser dieser Zeilen, Werner Pongratz, allesamt Mitglieder des Laufvereins und Ski & Bike Deggendorf, brauchten nicht viele Worte um sich von einem derartigen radlerischen Highlight überreden zu lassen.
Krankheitsbedingt musste Melanie absagen, wofür Julia mitreiste.
Geplant war hierbei, daß immer ein Teilnehmer oder Teilnehmerin mit dem Auto begleitet und die Leute auf dem Rad somit immer mit Service versorgt sind.
Bei der richtigen Tour de France, die dieses Jahr am ab 6. Juli, unmittelbar nach der Fußball WM stattfindet, geht`s über 21 Etappen von England aus los. Die Profis der Szene strampeln dann wieder in schier unmenschlichen Schinderetappen mit viel Medienspektakel und pharmazeutischer Unterstützung durch Frankreich und kommen auch in die Region der Königsetappen, wo wir als Vorhut, wenn auch nicht ganz so schnell, die Strecken erkundeten.
Bei Doppelklick auf die Fotos zwischen den Blogzeilen erscheinen diese vergrößert.
Nur schade, dass sie die Schönheit dieser Landschaft nur zum Teil ausdrücken können.
Im Vorfeld hatte jeder der Teilnehmer die Aufgabe sich um die Buchung eines an der Etappe liegenden Hotels für die Übernachtung, Frühstück etc. zu kümmern.
Dies klappte auch soweit ganz gut. Es war immer ein angenehmes Gefühl zu wissen, dass nicht immer am Abend die Suche nach einer Bleibe beginnen musste, außerdem ist es nicht leicht, hierbei für eine Gruppe mit sieben Leuten Zimmer zu bekommen.
Was die Streckenführung anbelangt, so haben wir Tracks aus dem Gpsies Portal übernommen und leicht abgeändert, was sich an sich bewährt hat.
Diese Tracks sind als Ling so wie auch die kompletten Fotos bei den jeweiligen Tagen eingefügt.
Eigentlich wollte ich zeitnah, also jeden Abend mit Fotos und Text über das Erlebte berichten, dies war jedoch nicht möglich, da einfach keine Zeit war. Die Tage bestanden vorwiegend aus Radfahren. Früh ging`s los, Abends angekommen, Duschen, Essen, Vorbereitung auf den nächsten Tag, ein bisschen Ratsch und müde ab in die Falle.
So eben ein Bericht kurz nach dem Ende der Tour.
Die Lings der gesamten Bilder zu den jeweiligen Tagen folgen noch in Kürze, wenn sie auf Picasa eingestellt sind.
1. Tag Anfahrt mit dem Auto nach Martigny, weiter ab 11:00 Uhr mit dem Rad
Martigny – Charmonix (Mont Blanc) St. Gervais les Bains -Megeve- 2100 Hm, 83 Km
So kam es, dass wir so gegen 3:00 Uhr morgens am Samstag den 14.Juni, von Rettenbach aus, einen Sprinter vollbeladen mit Rädern, nötiger Utensilien und sieben motivierten Radfahrern Richtung Schweiz aufbrachen, um noch am selben Tag die erste Tour zu bestreiten. Mit dem Verkehr klappte soweit alles und wir hatten keinen Stau.
Gegen10:30 waren wir bereits in Martigny, als wir südlich vom Genfer See nach 700 zurückgelegten Autokilometern die Räder ausgepackt- und uns zur großen Tour vorbereiteten.
Bei drückender Hitze ging`s unmittelbar nach dem ersten Kreisverkehr gleich los in den Berg und man konnte sich schon mal darauf einstellen, was da die nächsten Tage auf uns zukommt. Die Gruppe kämpfte sich zwischen anderen Rennradlern, Motorrädern und Autos die ersten Höhenmetern auf belebter Straße hoch. Radsport ist hier wohl sehr begehrt. Serviceteams und Betreuerwagen am Wegesrand und oben am ersten Pass quirliges Leben in Gaststätten und Cafes . Auf dem ersten Anstieg fand wahrscheinlich irgendein Rennen statt, da zig Wohnmobile an markanten Stellen die Straße säumten und wohl auf das Tagesereigniss, der Vorbeifahrt der Profis wartete.
Hier am Col de la Forclaz waren nun die ersten tausend Höhenmeter zurückgelegt als die Sonne hinter den Wolken verschwand und es Richtung Charmonix zuging.
Südöstlich dieses Ortes war dominant der untere Teil des Mont Blanc zu sehen. Leider war er etwas in Wolken gehüllt, man sah nur die unteren Schneefelder und eine imposante Gletscherzunge die fast bis zum Ort herunterreichte.
Entlang dieser Strecke lebt in Jahreszeiten, wo die Ausübung des Radsportes möglich ist, eine ganze Industrie im Hotel und Gastronomiegewerbe von den Radfahrern, die an diesen geschichtsträchtigen Strecken diese wunderbare Landschaft und die tollen Pässe genießen wollen.
Da ich noch eine Erkältung in mir hatte, entschloß ich mich, an diesem ersten Tag den Job als Fahrer zu machen. Zu allem Übel war in einem Waldstück mit engen Serpentinen plötzlich aufgrund einer Baustelle die Straße so eng geworden, dass mit dem Sprinter kein Durchkommen mehr möglich war. Lediglich für Radler war eine Trasse vorhanden. So rangierte ich mit dem großen Sprinterkübel in etlichen Manövern in die Gegenrichtung und befürchtete schon am Bankett abzurutschen. Doch es ging gut, wenn auch viele Kilometer Umweg auf einer anderen Straße gesucht werden mussten. So gegen 16:00 Uhr, nach einer erneuten Steigung bei Nassy, fand ich unser erstes Hotel, wo eine gute Stunde später auch die Radler eintrafen.
Eine freundliche Receptionsdame begrüßte uns und wir luden das Gepäck auf unsere Zimmer. Der Einfachheit halber dachten wir, wir essen gleich im Hotelrestaurant. Nobel ging es zu. Als wir die Speisekarte sahen verging uns jedoch der Appetit. Kurz hochgerechnet inclusive Getränke würden sich pro Person incl. Getränke 50 bis 60 Euro summieren. Da wir Radler sind und Kohlehydrate brauchen, versuchten wir die Bedienung zu überreden den Koch um Spagetti zu fragen. Sie kam aus der Küche und meinte pro Portion müssten wir etwa 22 Euro berappen, jedoch würde sie uns neben der Hauptspeise noch eine Vorspeise empfehlen, da sie nicht mehr für so viele Personen Nudeln hätten. Nun hatten wir genug und verließen trotz etwas Missstimmung gegenüber dem Personal das Restaurant und suchten eine Pizzeria auf. Doch abgesehen von aufgelackten Obern war das Essen dort zwar etwas günstiger, doch zufrieden konnte man nicht sein. Tja die Franzosen. Wie werden wohl die nächsten Tage.
Den Tourteilnehmern ging es jedenfalls gut und die Höhenmeter des ersten Tages hatten alle gut weggesteckt.
2. Tag,15.6.2014 Megeve – Bour St- Maurice– Val dÌsere 115 Km 3300 Hm
Ein neuer Radtag lag vor uns und eitel Sonnenschein. Das Frühstück im Hotel war nach den schlechten Erfahrungen des Abendessens in Ordnung und gestärkt stiegen wir auf die Räder um heute das Tagesziel Val dÌsere zu erreichen.
Es ging zuerst einige Km leicht bergab, bis bei Notre Dame de Bellecombe die Straße steiler wurde und wir nach weiteren 20 Km Anstieg an einen großen Stausee, den Lac de Roselend kamen.
Wir fuhren eine Zeit entlang des Ufers, bis die Straße wieder anstieg und die Serpentinen in der heute tiefliegenden Wolkenschicht verschwanden. Bis zum Cormet de Roselend lagen noch einige Höhenmeter vor uns, die wir nach einer Stunde hinter uns hatten und am Pass angelangt waren.
So, nun ging`s wieder an die Abfahrt. Nassgeschwitztes Zeugs runter, trockene und warme Sachen anziehen und ab in die wärmeren Luftschichten.
In Bourg Saint Maurice angekommen hatten wir nun den Val dÌsere vor uns und es ging wieder zäh los. Immer schlimm, bis die Muskulatur wieder warm ist und man seinen Rhytmus wieder gefunden hat.
Zu erwähnen ist hierbei, dass die Höhenmeterangaben auf dem Diagramm der Gspies Lings nicht immer stimmen. Man kann ca 10 – 20 % abziehen, dann müsste es passen.Die unter dem Tag beschriebenen Höhenmeterangaben sind richtig.
So, nun wieder der nächste Pass. Zäh schlängelte sich die Straße hoch und es standen wieder mal etwa 1000 Hm Steigung an. Es war relativ kühl und von von unten sichtbar kündigte sich vor dem Skitouristenort eine Staumauer an. Durch die vielen Tunnels entlang der Straße pfiff ein kalter Bergwind entgegen, der mit zunehmender Höhe fast schon fröstelnd wirkte. Nun waren wir in Val dÌsere.
Ein, wie viele Orte dieses Charakters, nach Kriterien des Tourismus gebauter Geldumschlagplatz. Hotelburgen, Restaurants und Skilifte, wo nun mal in dieser Zeit nicht viel los ist.
Eigentlich dachten wir, es sei geschafft. Doch nach dem Track lag unser Hotel noch etwa 3 Km hinter der Ortschaft, die sich eh schon lang dahinzog. Es ging immer leicht bergauf und zu allem Übel kam uns ein böiger Fallwind entgegen, der das Treten schwer machte und jeder Meter Fortbewegung erschien mühselig. Man bekam Böen von vorne die einen fast umwarfen. Da stieg auch noch die Straße in einer langen Gerade kräftig an. Ein zermürbender Kilometer lag noch vor uns, bevor wir endlich in die Ortschaft, wo das Hotel war, einbogen. Die Hauswand des zauberhaften Hotels bot Schutz vor dem Wind und die Sonne heizte unsere ausgekühlten Körper wieder auf. Keiner hatte noch mit so einem Finale gerechnet.
In diesem äußerlich eher bieder wirkenden Hotel war innen alles neu eingerichtet und wir hatten eine schöne Bleibe für diese Nacht. Die Receptionsdame bot uns an, wir könnten uns selbst eine Brotzeit zubereiten und wir ließen es uns gut gehen. War ein toller Tag.
Am gestrigen Abend berichtete der Wetterbericht von Sturm und Schnee am Col dÌserant. Wir rechneten schon eventuell mit dem Auto fahren zu müssen. Doch nach dem Frühstück war es zwar kalt, aber trocken. So machten wir bei 2000 Hm weiter um zum höchsten Punkt der Tour, dem Col dÌserant zu radeln. Es waren dahin noch etwa 800 Hm. Es gibt da einen Spruch. “ Wenn die Engerl reisen, dann wird`s Wetter schön. So auch bei uns. Desto näher wir dem Pass kamen, desto klarer- ja auch wärmer wurde es. Schneewände am Wegesrand und eine atemberaubende Berglandschaft. Bereits gegen Mittag waren wir bei 2770 Metern angekommen. Da gab es Gipfelbier. Leider waren auch viele Motorräder unterwegs und es war wie auf jedem Pass immer viel los. Ja sogar Langlauf und Ski Alpin war in der Nähe des Passes möglich.
So, nun geht es aber lange bergab. 2200 Höhenmeter, mit kleinen Anstiegen zersetzt, bis zum Zielort, La Chambre der auf 500 M liegt. stets mit leichtem Gefälle fuhren wir viele Kilometer in traumhafter Gegend, deren Landschaftscharakter immer wieder für Staunen sorgte. An einem unscheinbaren Anstieg bei etwa 1700 Höhenmetern war plötzlich ein Schild “ Col de Madeleine“ Das ist doch der berühmte Pass der Tour de France. Ein doch so unscheinbarer kleiner Anstieg auf der D 902. Doch weit gefehlt. Es gibt zwei Col de Madeleine. Der wo wir waren, ist nicht der Pass der Tour de France, sondern nur eine namensgleiche Kuppe. Nun gut, es geht weiter. Mittags machten wir immer Brotzeit bei geöffneter Hecktür mit französischem Käse und stärkten uns mit einem Bierchen auf die noch vor uns liegenden Kilometer.
Wir kamen an einer tiefen Schlucht vorbei, wo eine riesige Sperranlage auf einem Felsen wohl im Mittelalter die Handelswege sicherte. Hab gegoogelt.
Die Barrière schützte den Zugang zum Mont Cenis und machte das Herzogtum Savoyen zu einer Pufferzone gegenüber Frankreich. Man kann jeden nur empfehlen sich diese Gegend mal anzuschauen. Desto südlicher man in die Seealpen, in die Provence kommt, desto kontrastreicher und markanter wird die Landschaft. Wenn man das noch bei kristallklarem Wetter und angenehmen Temperaturen genießen kann, so gibt es nicht leicht Gegenden, die schöner sein können. Der letzte Teil der Strecke bis La Chambre entwickelte sich noch zu einem Windschattenrennen, bis wir zur nächsten Bleibe, dem Ibis Hotel kamen. Ein Zweckgebäude, eine Bleibe für Geschäftsreisende und Arbeiter. Doch es hat alles gepasst. Lediglich die Suche nach einem Essenslokal erwieß sich Abends noch als schwierig. Schließlich fanden wir etwas außerhalb des Ortes ein Restaurant, wo wir unsere hungrigen Mägen sättigten, einen lustigen Wirt hatten und zwei nette deutsche Motorradfahrer kennenlernten.
Wie könnt es anders sein, wieder Schönwetter, eine Sicht von Pol zu Pol und die Vorfreude auf den nächsten Radtag. Alle rüsteten auf, Radflaschen gefüllt, Kette geschmiert, Rucksack komplett,…. Gleich nach etwa einem Kilometer wies der Bordstein den Weg zum 19 Km entfernten Pass, entlang einer Straße, wie man sie typisch aus den Übertragungen der Tour de France kennt. Ich freu mich heuer schon beim Fernsehschauen, wenn ich diesen oder jenen Abschnitt wiedererkenne und sagen kann, dort biste auch schon gefahren.
Zwischen 7 bis 10% schlängelte sich die Straße, mal mehr, mal weniger verschlungen den Berg hinauf, diesmal teilweise neue Teerdecken und relativ wenig Verkehr, bis schließlich die Haarnadelkurven das Passende des Col du Glandon mit 1924m sichtbar war. Schon immer beeindruckend, wenn man die Steilwände vor sich sieht, wo eine Straße mit Serpentinen sich so hochschlängelt und was da einem an Höhenmetern noch bevorsteht. Aber wenn man sein Tempo und Rhythmus findet, so ist das kein Problem.
Oben angekommen eine überschaubare Menge an Leuten die fleißig, so wie wir fotografierten um diese Erlebnisse zu verewigen. Doch es wurde schnell kalt, der Passwind pfiff schneidig und kühlte unsere geforderten Körper aus. Schnell kleideten wir uns mit trockenen Sachen ein und machten eine imposante Abfahrt zwischen steilen Schluchten in traumhafter Landschaft auf der anderen Seite, Richtung Le Bourg dÒisans hinunter um schließlich so gegen 13:00 Uhr nach gut 40 Kilometern im Hotel Oberland, einen alten, jedoch scheinbar gepflegten Hotel einzuchecken. Ein Haus, das so wie es schien, vorwiegend von Radtouristen lebt. In Fluren und Gängen zahlreiche Fotos vergangener Tour de France Etappen mit bekannten Stars, verwitterte Trikots und Mützen der Profis, schrill lakierte Räder schmückten die Fassade und der Chef bestätigte bei Ankunft unsere Buchung.
Doch da wär heut noch was zu fahren. Nach der zurückgelegten Strecke war das noch ein Pass als Tagesoption oder Draufgabe. Doch Renate, Alfred, Uwe, Ich und auch Julia ließen es sich nicht nehmen, diesen geschichtsträchtigen Klassiker der Tour de France, Alpe d`Huez, wenn schon mal da, auf mit dem Rad zu bestreiten. So rüsteten wir nach einer kleinen Pause nochmal auf und in einer breiten, großzügigen Straße traten wir in die Pedale, um auf das schon markant von unten ersichtliche Alpe d` Huez zu fahren. Der Ort ist ähnlich wie Val dÌsere ein Skiort, doch in dieser Zeit war auch hier nicht all zu viel los. Wird sich wohl bei der Bergankunft der Elite bei der Tour de France ändern.
Doch wie`s der Teufel haben will kam bereits nach etwa 500 Hm ein kräftiges Gewitter und dunkle Wolken deckten die umliegenden Berge von Osten her zu. Erste Schauer arteten zu ergiebigen Regengüssen aus, die mit zunehmender Höhe auch entsprechend kälter wurden. Zuerst hoffte ich das Gegrolle verziehe sich in ein anderes Tal. Doch weit gefehlt. Es schütte aus Kübeln und Blitze zuckten mit lautem Knall vom Himmel. Es wurde saukalt. Jetzt hieß es nur kräftig hineinzutreten um die Körpermaschine auf Touren zu halten und warm zu bleiben. Die Straße verwandelte sich kurzzeitig zu Rinnsalen und oben angekommen war es nur kein kurzes Intermezzo. Umziehen, Foto und schnell wieder runter. Während der Abfahrt wurde man noch vom Spritzwasser des Rades von unten her richtig durchgespült und der Hoseneinsatz füllte sich schnell mit kaltem Wasser. Bibbernd dachte ich „Nur schnell runter“. Die Bremsen wirkten kaum und es war immer ein Kraftackt, vor jeder Serpentine die Geschwindigkeit auf das nötige Maß zu reduzieren. Wir waren froh alle heil unten im Hotel Oberland angekommen zu sein und suchten bei strömenden Regen schnell unsere Unterkunft und die ersehnte heiße Dusche auf.
Beim anschließenden Abendessen, diesmal war Halbpension bestellt, bediente uns zwar ein junger Ober mehr als zuvorkommend, jedoch war das Menü geschmacklich sowie mengenmäßig eher bescheiden. Das Gebäude war abgewohnt, die Sanitären Anlagen sowie die Elektrik veraltet, der Teppichboden unhygienisch. Die Zimmer wirkten wie abgenutzte Studentenbuden.
5. Tag Burg de Oissian – Bg de Chambon – La Grave – Briancon – Guellestre 135 Km Hm 3300
So, nun kamen zwei schwere Tage, viele Höhen- und Kilometer!
Als wir vom Hotel los fuhren war der Himmel tiefgrau, kalt und in der Straße noch viele Wasserpfützen vom gestrigen Gewitter. Es ging zuerst ein paar Kilometer gerade aus und bei Le Clapier dÀuris bogen wir links ab zum Col du Lautaret, wo uns ein langer Anstieg erwartete. Nach etwa 400 Hm passierten wir den Lac du Chambon, einen riesigen, nur halb gefüllten Speichersee, vor dessen Staumauer wir uns an den Serpentinen Höhenmeter für Höhenmeter hocharbeiteten. Landschaftlich immer imposant, wenn dann der meist nur halb gefüllte See zum Vorschein kommt und wir auf die rießigen Stauanlagen blickten. Wir hatten bereits gut 400 Hm und es ging noch weitere 1100 Hm hinauf auf2058m, oder wer den Col du Galibier noch fahren will, bis 2662Hm
Es regnete und wir kleideten uns entsprechend ein. Der Anstieg zog sich insgesamt über 30 Kilometer hoch, jedoch waren einige flachere Bereiche mit 3-5% dabei. Um uns schneebedeckte Alpengipfel und eine gigantische Landschaft. Riesen Geröllfelder, wilde, durch Erdrutsche zerklüftete Hänge und dahinter schneeweiße Hochgebirgsgipfel.
Oben am Col du Lautaret angekommen ließen es sich Peter, Renate, Uwe und Alfred, bei einsetzenden Regen und einstelligen Temperaturen nicht nehmen, noch zum durch die Tour de France geschichtsträchtigen Col du Galibier hochzuradeln. Der Pass war jedoch von einer tiefgrauen Wolke umschlungen, worin auch die Serpentinenstraße nach wenigen Höhenmetern verschwand. Bei der Ankunft nach gut einer Stunde berichteten die Akteure bibbernd von einer atemberaubenden Fernsicht von 50m und einer Temperatur von 3 Grad. Aber gut, des Menschen Wille ist sein Himmelreich. Auch ließen sie es sich nicht nehmen, die nun wieder mal sehr lange Abfahrt über 1300 Hm bei diesem Traumwetter zu bestreiten, die größtenteils in Regenschauern verlief. Erst unten angekommen wurde es teilweise trockener und nach einer kleinen Brotzeit ging es an die Steigungen zum Col dÌzuard, der noch mit 2312 m Höhe und einem Anstieg von etwa 1200 Höhenmetern aufwartet. Desto mehr wir nun in den Bereich der Seealpen kamen, desto schroffer und wilder wurde die Landschaft, tiefe zerkrustete Schluchten , Geröllfelder aus denen zackig große Steinspitzen wie Zuckerhüte herausstachen, neben oft schmalen Wegen steile Abgründe, unten wilde Bergbäche, deren Rauschen laut vernehmbar war. Entlang des Weges viele in den Stein gehauene Tunnels, die wie Maulwurfslöcher anmuten und Stauanlagen, wo kleine Kraftwerke Energie erzeugen.
Das Wetter wurde wieder besser und in ausgewaschener, klarer Luft tat boten sich traumhafte Kulissen.
Als wir nach einer herrlichen Abfahrt in Guillestre ankamen, nahmen wir im Hotel den uns angebotenen Waschservice dankend an.
Die Restaurantsuche im Ort mit knurrenden Magen war wie üblich bis es jedem halbwegs passte mit ein paar Umwegen verbunden, wenn es auch auf dem Vorplatz im Freien ziemlich kalt war. Zumindest die Pizza war heiß. War wieder ein toller Tag.
So, nun kommt noch ein weiterer Tag, wo viele Höhenmeter und drei kräftige Anstiege vor uns liegen. Meist saßen wir so gegen 9:00 Uhr auf dem Rad und heute waren wir kaum aus Guellestre hinausgefahren, ging es auch schon zügig auf einer ruhigen, verkehrsarmen Straße, nun etwa 20 Kilometer und 1000 Hm den Berg hoch zum Col de Vars. Schön, wie abwechslungsreich wieder mal diese Etappe ist. Man kann nur immer wieder von dieser Gegend schwärmen. Wenn man auch noch gutes Wetter hat, so ist ist das Radlerglück vollkommen in dieser Traumlandschaft der Seealpen. Durch de Vars, wieder mal einem Skiort führte die Straße hinauf zum gleichnamigen Pass, der noch etwa 500 Hm weiter oben lag.
Es waren atemberaubende Lichtspiele im Licht und Schatten. Oben angekommen machten wir Mittag und bereiteten uns gut gestärkt auf die Abfahrt vor. Der Col de Cayolle stand nun als nächstes an. Ein relativ flacher Anstieg, jedoch 28 Kilometer auf der D 902, durch das Herz der Provence, wo links und rechts die 3000er weiß herunter leuchteten. Oben am Pass ein unscheinbarer Felsstein, wo wieder mit Fotos die Anwesenheit dokumentiert wurde und wir uns in 2300m Höhe mit Getränken und trockenen Sachen auf die Abfahrt vorbereiteten. Eine schmale Bergstraße, zersetzt mit vielen kleinen in den Stein geschlagenen Tunnels führte uns wieder in unübersichtliche, man glaubt die endende verschlungene Täler.
Ein Bergwetter, wie es schöner nicht sein konnte.
Interessant hierbei ist, dass doch jeder gefahrene Pass seinen eigenen landschaftlichen Charakter hatte. So auch die Steigungsprofile, oft gings gleich beim Einstieg kräftig zur Sache und es wurde im oberen Bereich etwas flacher, oft hatte man unmittelbar vor der Passüberquerung eine Wand vor sich, wo die Serpentinen und Haarnadelkurven sichtbar vor einem standen. Doch mit dem richtigen Tempo schlängelte man sich Höhenmeter für Höhenmeter bergauf, wo es entsprechend kühler und windiger wurde.
Verschwitzt und ausgezehrt und doch stolz, wieder einen Pass abhacken zu können, machten wir Gipfelfotos und zogen uns rasch um, um nicht zu sehr auszukühlen.
Doch schnell kann sich die Welt ändern. Zuerst sahen wir weit hinten am Himmel ein bisschen Bewölkung, eine etwas dunklere Stelle im Blau. Doch wir machten bergab schnell Kilometer und der Fleck wurde immer größer. Direkt vor uns stand unausweichlich im Tal eine Gewitterzelle, und dicke Tropfen nässten uns und die Straße. Als es kräftig zu regnen begann, entschlossen wir uns in einem Häuschen an der Straße uns unterzustellen, bis das Schlimmste vorbei war. Nach etwa einer viertel Stunde ging es weiter und es schien ausgestanden zu sein. Doch vor Guillaumes begann es nochmal kräftig zu schütten und in der Tourist Info suchten wir wieder Schutz umgeben von hellen Blitzen und gewaltigen Donner. So, nun die Frage sollen wir den letzten Pass des Tages, dem Valberg, nochmal 1000 Hm per Pedes oder mit dem Auto hochfahren. Wir dachten, oben am Valberg ist das Hotel und sollte es wirklich schlimm werden, so fahren wir ja bergauf, also bleiben wir auch warm. Gesagt, getan. Uns bot sich die ersten Höhenmeter ein gigantisches Lichtspiel, wo die Sonne teilweise wie ein Punktspot durch die Wolken knallte, während in kurzen Abständen gewaltige Blitze herunterfuhren. Im Osten tiefschwarz, vom Westen her wärmte uns bereits wieder die Sonne den Rücken. Gigantisch!!
So traten wir mit hohem Tempo den Valberg hinauf und neben ein paar Spritzern vom Asphalt bekamen wir keinen einzigen Tropfen von oben auf die Haut. Im gebuchten Hotel, ein Riesengebäude, vorwiegend für Skitouris, parkten wir unsere Räder und freuten uns auf das Erlebte sowie das Abendessen, deren Portionen wieder mal ziemlich zu wünschen übrig ließen.
Wir starteten auf 1700m Höhe bei strahlenden Sonnenschein am Valberg, einem Skiort, wo hier in der Sommerzeit ein Großteil der Restaurants und Hotels geschlossen haben und kaum was los ist.
Ausgewaschen und kristallklar war die Luft vom gestrigen Gewitter und es verhieß, obwohl zumindest bei mir die Beine etwas schwer waren, ein toller Radtag zu werden. Tja, schon der letzte dieser Tour. Rückwirkend betrachtet vergingen die Tage wie im Flug. Frühstück – Aufrüsten – richtige Kleidung im Rucksack – Getränke aufgefüllt – Koffer im Auto und auf in die nächste Etappe. Wir hatten bisher ein straffes Programm an Pässen und Höhenmetern absolviert, die kaum Raum ließen, sich mal was ausgiebiger anzuschauen. Da es zur Küste zuging, waren die Passhöhen bereits etwas niedriger und man spürte auch an den Temperaturen das südliche Klima schon deutlich. Unser Kücken die Julia legte sich an diesem Tag besonders ins Zeug und entwickelte sich förmlich zu einer Bergziege. Jeden Pass bezwang sie tapfer und war stolz darauf, die Mutter auf Abstand gehalten zu haben. Nachdem wir den Col de la Couillole ging es zur letzten längeren Talfahrt. Uns fiel auf, dass wahrscheinlich aufgrund des gestrigen Gewitters bei der Abfahrt sehr viele kantige kleine Steine vom Wegesrand herausgespült wurden, die auf der Straße lagen und besondere Vorsicht erforderte. Ich fuhr prompt einen Platten.
Heute wieder eine kristallklare Sicht, malerisch in die Landschaft integriere kleine Bergdörfchen, wo man am liebsten an jeder Serpentine stehengeblieben wäre um alles in sich hineinzuziehen. In den Stein gemeißelte Tunnels, unmittelbar am Wegesrand schroffe, tiefe Schluchten, kristallklare wilde Bergbäche, reißende Wasserfälle, die ihren Weg im Gestein ausspülten. Eine Natur atemberaubend schön.
Nach einem Verfahrer nach Saint Juan la Riviere, etwa 40 Km vor dem Meer kam der Entschluß auf der M 6202 nach Nizza einzufahren, wo wir schließlich in Nizza vorbei am Flughafen auf einem schönen Radweg am Meer unseren Zielpunkt ansteuerten.
Alfred holte uns dort mit dem Auto ab und wir fuhren zum etwa 20 Km entfernten Hotel nach Carros, wo wir ein sehr gutes Haus vorfanden. Zimmer mit Einbauküche waren vorhanden. Da wir während der Tour aufgrund der französichen Portionen immer Hunger leiden mussten, entschlossen sich die Frauen einzukaufen und selbst zu kochen. Es wurde am Balkon aufgedeckt und unsere leeren Radlermägen wurden mit Spaghetti in mehreren Variationen endlich mal richtig gefüllt.
Die Tour war beendet. Alle heil angekommen und glücklich über das Erlebte.
Eigentlich spielten wir mit dem Gedanken am nächsten Tag nach Hause zu fahren, doch da Hotel und Wetter gut waren hängten wir einen Tag, wenn schon mal an der Cote de Azur, dran und machten am Samstag noch Sightseeing und Baden in Nizza wo wie die mehr oder weniger schönen Strandnixen sowie die kulturellen Stätten, siehe das 6. Foto besichtigten. Ein Eis gab`s auch.
Urlaub mal anders, einfach so wie die meisten Touris hier. Nach vielen Radtagen doch auch ganz nett anzuschauen. Alle paar Minuten landete oder startete entlang der Strandmeile ein Touriclipper und brachte wieder ein paar hundert Sonnenhungrige in eine der Metropolen der Cote da Azur. Eine Urlauberin berichtete, sie sei gestern von einem Moped angefahren und verletzt worden. Die Handtasche wurde ihr weggerissen und der Typ flüchtete mit dem Motorrad. Wir sahen auf offener Straße wie gedealt wurde. Da wo die Touris sind ist eben auch der Abschaum der Gesellschaft und treibt die Kriminalitätsrate in die Höhe. Nichts desto trotz hatten wir einen schönen Tag und nach kurzer Besichtigung der Innenstadt und des Hafens gings mit dem Bus zurück zum selbst gemachten Abendessen. Berge von Spaghetti und große Schüsseln Salat wurden aufgetischt und es schmeckte hervorragend. Das Fußballspiel Deutschland gegen Ghana bildete den krönenden Abschluß, wenn die Deutschen auch unentschieden spielten.
Die Heimfahrt am Sonntag dauerte 13h, davon 1,5h Stau
Ein kleiner Rückblick auf die letzten 20 Jahre Medien und Historyerfassung.
Handschriftlich hielt ich in den 90er Jahren noch das Erlebte fest. In meinen Radtaschen befanden sich ein Dutzend 24x36cm Filme, eine schwere Spiegelreflexkamera, mit der ich die Highlights festhielt und mich nach dem Entwickeln ärgerte, wenn das eine oder andere Foto nicht so richtig scharf war.
Es hat sich derweil jedoch einiges getan.
Einige der letzten Reisen sind bereits auf der Homepage von Ski&Bike unter Reiseberichte. Diese hab ich immer nachgereicht und unser Webseitenspezialist Christian hat sie dann aufbereitet und auf unsere Homepage gestellt.
Noch zu Christian.
Es ergeht auf diesem Wege von mir ein ganz herzlicher Dank an ihn. Er bastelte trotz seiner ständigen Zeitnot auf die Schnelle noch diesen Blog, auf den ich fast in Realtime Texte und Bilder einstellen kann, zurecht und ich glaube ich kann ihm im Namen aller Mitglieder in Sachen Webseitengestaltung für unsere Homepage allerhöchstes Lob aussprechen.
Selbstverständlich sollten auch weitere Aktivitäten von Mitgliedern in diesem Medium präsentiert werden. Ich mach schon mal die Premiere.
P.S. Während der Reise arbeite ich, soweit Internet zur Verfügung steht, Abends an Textergänzungen und fuege weitere Fotos in den Blog ein. Durch Anklicken der Fotos werden diese mit größer dargestellt und unter dem Dropbox Link stehen alle Aufnahmen zur Ansicht und zum Download zur Verfügung
Hab einen guten Spruch gelesen.
„Die Welt ist wie ein schönes Buch. Wer nie reist kennt du nur eine Seite davon“.
Warum Asien??
Nun, ich hatte im November am ehesten Zeit, die Temperaturen sind in der ausgewählten Region soweit passabel, meinen Kumpel, den Weltenbummler Ludwig, kann ich treffen, das Land soll relativ sicher sein und ich hatte schon vor Jahren mal vor, diese Gegend zu besuchen.
Als Nächstes die Überlegung, was man da in drei Wochen so auf die Reihe bringen kann.
Ich nahm mir fest vor, nicht zu Tageskilometer zu bolzen, sondern auch was anzuschauen. Die Kultur sollte nicht zu kurz kommen.
Zur Alternative stehen zwei Kurse.
Entweder Hanoi, Hue, Saigon, Ghnom Phen, Bangkok,
oder Hanoi, Hue, Savannakhet, Siem Reap, Bangkok.
Bei der ersten Variante, müsste ich jedoch ein Stück mit dem Zug fahren, da 3500km in dieser Zeit nicht realisierbar sind.
Die zweite Variante wären etwa 2400 km. Das wäre, wenn das Wetter mitspielt, machbar. Doch wie sagte schon Beckenbauer.“Schauma mal, dann seh`mas schon“.
Flug/Anreise 15./16. November
Airport München – Doba – Bangkok – Hanoi (insgesamt 18 Stunden)
Im neuesten Dreamliner 787 von Boeing, das ist doch die Type, bei der die Batterien immer brennen. Ganz aus Carbon, super Entertainmentangebot an Bord. Das Essen wär auch ganz gut, wenn man es nicht immer verschlafen würde.
Zwar fühlt man sich als Economyreisender immer noch wie in der Sardinenklasse, jedoch hat sich in den letzten Jahren in der Entwicklung doch einiges getan. So soll so ein Clipper nur noch 3l auf 100 km pro Passagier verbrauchen.
Etwas Stress kam erst in Hanoi auf, wo wir nach der Gepäckaufgabe Ludwig begrüßen konnten.
Kurz zu Ludwig. Er ist bereits seit März diesen Jahres unterwegs und ist ein alter Radlerkumpel aus Arbing/Osterhofen. Ihm war wohl der Flug zu teuer, deshlab entschloss er sich ab Osterhofen mit dem Rad runter zu fahren. Wir timten es so, dass wir uns in Hanoi trafen. Im Gepäck hatte ich seine Freundin Monika, die ihn die nächste Zeit begleitet.
Auch er hat einen Blog über seine, etwas längere Radreise geschrieben. Unter https://blog.ludwig-jakob.de/ berichtet er von seinen Erlebnissen und Wegstationen.
Etwas stressig verlief es beim Einchecken in Hanoi, wo Monika plötzlich wie vom Erdboden verschwunden war. Ein Zollbeamter fand ihr Visum nicht in Ordnung und stellte ihr ein Neues aus. Das dauerte. Als sie dann noch an der falschen Gepäckannahme wartete, fand ich sie mit etwas entnervtem Gesichtsausdruck.
Wir amüsierten uns noch darüber, da es kein Touri-, sondern ein Arbeitsvisum geworden ist und beschlossen, sie im Straßenverkauf Geld verdienen zu lassen.
17.11. Erster Radtag. Hanoi – Halong 145km
Alle hochauflösenden Fotos zu diesem Radtag unter:
Doch noch kurz zum gestrigen Abend. Bereits als wir mit dem Taxi vom Flughafen zum Hotel gefahren sind, beobachtete ich das Verkehrstreiben so aus dem Fahrzeug. Dabei war mir in Gedanken gar nicht so wohl, mich ab morgen und die nächsten drei Wochen ebenfalls in diesem Gemenge bewegen zu sollen. Wir vereinbarten uns zum Essen zu treffen. Unsere Hotels lagen nur etwa einen Kilometer auseinander und ich machte mich auf den Weg dorthin im Zentrum Hanios, was schon ein Abenteuer für sich war. Man konnte man kaum einen Tritt vor den anderen setzen, alles am Bürgersteig ist zugebaut bis zum Rand. Quirliges Leben, voll mit Rollern, Tuctucs, Essensständen, geschäftiges Treiben im Lärm der Strasse, Händler führten intensive Gespräche, andere liegen einfach auf dem Boden und schlafen, dazwischen streunen Hunde, alle paar Meter andere Geschmackseindrücke, Gehupe, Rauch, Abgase, Grillstände, daneben Schmutz und Abfall, darüber eine nicht gerade vertrauenserweckende Stromverteilung, wo an jedem Masten ein schier unübersichtliches Kabelgewirr herrscht. Schon ein Kontrast zu unserer Welt!
Doch nun zum ersten Radtag. Er begann mit einem Schrecken.
Wohl lag es am Jetlag, denn ich wollte früh aufstehen und mein Rad zusammenbauen, welches sich immer noch in der Schachtel im Zimmer befand. Das Telefon leutete und bereits gegen 10:00 Uhr war die Stimme der Receptionsdame zu hören. Das Englisch durch`s Telefon konnt ich noch nicht vernehmen. Sie wird wohl gemeint haben „Steh endlich auf du alter Sack, unten warten schon Gäste auf dich. “ Im Foye befanden sich bereits Monika und Ludwig. Im Restaurant tauschten wir bei gutem Essen unsere Erlebnisse aus und besprachen, wie der Ablauf der nächsten Tage und Wochen werden soll.
Um mein Vorhaben zu realisieren, in drei Wochen einige Länder per Pedes zu durchfahren, war ein an sich enger Zeitplan gesetzt. Deshalb der Entschluss, wenn auch etwas verspätet, heute Richtung Ha Long aufzubrechen. Ludwig musste noch zuerst für Monika ein Rad kaufen und wollte am Dienstag aufbrechen. Nachdem wir uns verabschiedeten ging es, bepackt mit Satteltaschen, hinein in das Straßengewimmel.
Zum Verkehr.
Hab ja in verschiedenen Ländern schon einiges erlebt, aber das was hier abgeht ist schon was Besonderes.
Es ist jedoch ein Chaos, das irgendwie funktioniert.
Um es in kurze Worte zu fassen:
Hupe ersetzt Blinker. (Ich hatte jedoch keine Hupe)
Bewege dich niemals ruckartig, fließe mit dem Strom, Augen und Ohren auf.
Gott sei Dank ist Rechtsverkehr. Doch nicht am Seitenstreifen, wo die Roller und auch ich fahre. Dort fährt man links.
Wenn Gegenverkehr kommt, dann lässt du ihn rechts vorbei. Überholen im Seitenstreifen tut man jedoch rechts.
Man sollte in solchen Situationen nicht zu viel denken, sondern drauf los fahren und das tun, was alle machen.
Und siehe da, es funktioniert!!
Ein deutscher Verkehrspolizist oder ein Beamter des Ordnungsamtes sollten hier mal einen Kurs machen. Kann mir nicht vorstellen, dass dieses Verkehrsaufkommen nach unseren Verkehrsregeln funktionieren würde. Da wär wahrscheinlich die meiste Zeit Stau.
Wie wird’s mir da wohl zuhause gehen, wenn ich mich im Verkehr nach diesen Regeln verhalte??
Als sich nach etwa zwei Kilometern die Anspannung etwas löste, fiel mir auf, ich bin wohl in den Augen der vietnamesischen Verkehrsteilnehmer ein Kuriosum. Neben tausenden Motorrollern, tretend mit Satteltaschen, geschmückt mit dem Ski&Bike Trikot, stach ich deutlich aus der Masse der sich fortbewegenden Zweiräder hervor. Fast jeder schenkte mir ein Lächeln, ein Victoryzeichen und war um so erstaunter, als ich zurückgrüßte.
Besonders nett waren die Kinder, auf den teilweise mit vier Personen besetzten, stinkenden Rollern oder Mopeds. Manche Fahrer trugen Nadelstreifenanzug, andere hatten eine ganze Hühnerfarm hinten drauf, Einer am Sozius schlief während der Fahrt, angelehnt am Rücken des Fahrers. Angesichts dieser enormen Luftverschmutzung kam die ernüchternde Schlussfolgerung, dass wir in Europa durch strengere Umweltregeln nie diese Menge an CO2 wettmachen können, was in diesen Ländern, ich denke hierbei vor allem an China, an Dreck rausgepustet wird. Mobilität ist eben nicht nur des Deutschen höchstes Gut. Die Strecke nach Ha Long hatte es in sich. Nun ausserhalb Hanoi, Richtung Osten fahrend, kam in mir der Entschluss die ganze Etappe heute noch zu schaffen und so wurde es dunkel. Beleuchtung auf den Helm geklettet, Rücklicht eingeschaltet und weiter ging`s noch etwa zwei Stunden im Schein des LED Spots. Baustellen und hektischer Lastverkehr machten das Ganze zwar zu einem besonderen Abenteuer, jedoch zu keinem Vergnügen. Erst vor Ha Long Bay auf der beleuchteten Touristenautobahn wurde der Verkehr geringer und es stachen beleuchtete vielstöckige Hotels aus der Nacht.
Die Wahl eines Mittelklasseschuppens erwies sich letztendlich am nächsten Morgen als Fehler. Beim Betreten des Zimmers erschlug es mich förmlich von einem starken Mottenkugelgeschmack, dachte mir jedoch, dass es sich bestimmt bessert, wenn gelüftet wird, oder die Klimaanlage läuft. Außerdem war es mir dem Wirt gegenüber peinlich, denn der lud mich zum Essen ein. Vergeblich suchte ich nach dem Auspacken meiner Utensilien nach einem Fenstergriff, doch hinter den Vorhängen war nur Festverglasung. Der Versuch halbwegs einzuschlafen in dieser Luft misslang. Glaube, bin keine Stunde richtig eingenickt.
18.11. 2013, Montag, Zweiter Radtag – Ha Long, Hai Pong Schifftour auf Ha Long Inseln 45km
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Der Tag begann erdenklich schlecht. Neben der miserablen Luft im Zimmer war auch das Bett steif wie ein Brett und das Abendessen wohl auch zu üppig.
Der Schädel tat noch weh von diesem Mief im Zimmer. Der Gestank war auch Tage danach noch in den Kleidern feststellbar. Gerädert von dieser Nacht, pünktlich morgens um 7:30 wartend vor dem Hotel, um an der gestern noch gebuchten Tagesschiffstour zu den Inseln der Ha Long Bucht teilzunehmen. Das Erste, was der Fahrer tat, war die vereinbarte Kohle zu fordern. Im Mitsubishi Bus, unter einer Hand voll überfreundlich grinsender und ständig fotografierender Japsen, gings schließlich zur etwa 5 Km entfernten Anlegestelle, wo die ganzen Boote vor Anker lagen und auf Touris warteten. Dutzende alte, heruntergekommene Kutter, mit durchgetretenen und verfaulten Bohlen tockelten nun fast zeitgleich auf’s Meer hinaus und schemenhaft konnte man die steil aus dem Meer ragenden Inseln vernehmen.
Nach etwa einer knappen Stunde legten wir an und als erstes war eine Grottenbesichtigung auf dem Plan. Zuerst ging’s im Gänseschritt auf der engen Treppe, zwischen mit Pad`s und Smartphone bewaffneter Japsen und Chinesen zum Eingang der an sich imposanten Tropfsteinhöhle. Ein schöne Höhle! Jedoch zu Kitsch verartet störte mich die farbige, discomäßige Beleuchtung mit künstlich angebrachten Springbrunnen und wie das ganze Spektakel vermarktet wurde.
Wir wurden noch zu einem Wassermarkt mit sagenhaften drei Ständen, wo`s verfaulte Bananen gab. Angelegt wurde noch bei einer Fischfarm mit etwa 50 Fischen, weiters die Möglichkeit an einer Kanutour teilzunehmen (natürlich gegen extra Money). Beim Mittagessen an Bord wurde der Gruppe dargelegt, dass die Tour nicht sechs, sondern nur vier Stunden dauern wird. Ein Franzose wurde dann über diesen Touristennepp ziemlich sauer und die Stimmung in der kleinen Gruppe erreichte ihren Tiefststand als wir feststellen mussten, dass einige Teilnehmer deutlich überhöhte Preise zahlten.
Bereits gegen Mittag legten wir wieder an und in mir war der feste Entschluss, erstens nicht mehr in dem stinkenden, streng nach Mottenkugeln riechenden Zimmer zu bleiben- und zweitens dieses Tourigebiet schnellstens zu verlassen. Erfreulich war noch, dass der Veranstalter nach Reklamation der Gruppe zumindest einen Teil des Geldes wieder zurück erstattete.
Erst auf dem Rad, angewiedert vom Massentourismus, stieg meine Stimmung wieder. Ein kurzer Schlenkerer um die Ortschaft Ha Long und wieder zurück Richtung Osten, wo die dreckige, sehr belebte Straße sich südlich, Richtung Haipong gabelte, dessen Kurs ich einschlug. Nach dem Hafengebiet von Ha Long wurde es wieder so richtig schön. In einer Fähre unter dutzenden Motorrollern, Schrott-Lkw’s und Fischern auf Hai Pong über den braunen Fluss und die etwa 25 km lange Anfahrt erwies sich als besonderes Erlebnis. Es war wie elektrisierend für mich, in dem ganzen Verkehrsfluss mitzutreiben. Sekündlich neue Eindrücke und Menschen, Menschen, Menschen.
Es wurde dunkel und es gab in der City von Hai Pong einen Rollermegastau. Bei der Hotelsuche wurde nun immer zuerst das Zimmer begutachtet, die Atemluft sowie das Bett getestet. Es gab wieder in einem Restaurant Spagetti mit Seafood und Hanoi Büchsenbier. Etwas unwohl war mir, als in den Speisekartenfotos auf der Karte Piranhas und Schlangen abgebildet waren. Ein Problem ist auch, dass in dieser Gegend wirklich keiner Englisch spricht.
19.11. 2013, Dienstag, Dritter Radtag, Haipong – Path Diem 130 km
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Diesmal war das Hotel in Ordnung und ich hatte gut geschlafen. So gegen 9 Uhr stürzte ich mich wieder in’s Verkehrsgeschehen und es war im Zentrum Von Hai Pong nicht anders als in Hanoi.
An jeder Ampel warteten immer dutzende Motorroller. Immer wenn die dann lostuckern hinterlassen sie eine gehörige Abgaswolke. Dieses Spiel wiederholt sich an jedem Tag millionenfach auf dieser Welt. Fragt sich nur, wie lange der Planet das aushält. Hab schon überlegt, mir auch so einen Mundschutz zuzulegen, den man hier bei sehr vielen Menschen sieht.
Vielleicht war auch deshalb der Himmel wieder genau so grau wie gestern. Abends wenn ich immer Wäsche mache, sieht man dann den Staub der Straße im Waschwasser. Aber Hauptsache es regnet nicht.
Ich bin jetzt südlich von Hai Pong so richtig in der Provinz und Konversation wird zum Problem. Die Vietnamis sprechen kaum Englisch und egal ob Speisekarte lesen oder sonstige Kommunikation ist ein Problem. Ich geh in ein Restaurant, schau den Leuten auf den Teller und bestell das Gleiche, wenn es mir zusagt. Tja, man muss sich nur zu helfen wissen.
Ich würd ja gern jeden Tag ein bisschen weiter radeln, wenn es nicht so früh finster werden würde. Bereits ab 17:00Uhr muss man eine Bleibe suchen. Werd wohl morgens früher wegradeln.
Schön sind immer die Begegnungen mit den sehr freundlichen Vietnamesen. Wenn man sich auch nicht mit Worten versteht, so bekommt man immer ein Lächeln und ich hatte bisher nur freundliche Kontakte.
Aufpassen muss ich auf mein Sitzfleisch. Präventiv wird es immer mit Bepanthen gepflegt, denn ich hab in den Kanaren schon mal größere Probleme gehabt. Sowas kann einen Radurlaub gründlich verstimmen.
So hab ich heute schon ein kleines Teilstück des ersten Abschnittes bis zur Kaiserstadt Hue zurückgelegt und werde morgen versuchen nach Vinh zu kommen.
20.11. 2013, Mittwoch, Vierter Radtag Path Diem – Vinh 190 km
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Ich hab gut geschlafen.
Der Tag begann mit einem Frühstück und einem Kaffee, in dem der Löffel stand.
Aus den Dorflautsprechern klang kitschige Musik, die wahrscheinlich das arbeitende Volk zur Arbeit aufmuntern sollte. Immer noch besser als den Imam johlend beim Morgengebet zu hören.
Danach auf dem Zimmer die prüfenden Blicke, ob alle Utensilien wieder in die Radtaschen eingepackt sind und nichts auf dem Zimmer liegen geblieben ist. Vor allem die Tasche mit dem Reisepass und der Kohle.
Etwas Bedenken hatte ich im Hinblick auf die Statik dieses Hotels, als ich feststellte, dass die Außenwand im vierten Stock nur 12 cm dick war.
Das Wetter war wieder grau in grau, doch es regnete nicht. Erst nach etwa 10 Km spürte ich kurz ein paar Tropfen, bei denen es auch blieb. Das Sitzfleich fühlte sich gut an und die nächsten 40 Kilometer bis Than Hoa sollten die schönsten der bisherigen Tour werden. Das Navi geladen mit einem Track, den ich von einem Tourenfahrer aus dem GPSies Portal herunterlud. Gegen 9:00 Uhr kamen mir Pulks von radfahrenden Schülern in Einheitskleidung entgegen die alle mit Hi, Hello grüßten.
Die Erwiderung dieses Grußes erstaunte sie so sehr, dass der ganze Haufen immer laut zu kreischen und lachen begann. Ich weiß bisher zwar nicht, was an mir so lustig ist und machte mir einen Spaß daraus. So ging das 40 Kilometer lang. Ich kam mir vor wie ein Popstar und hab so was noch nie erlebt. In Than Hoa erwartete ich wieder das übliche Gewimmel, doch weit gefehlt. Teilweise fünfspurige, leere, beleuchtete Autobahnen führten um den Ortskern.
Wohl eine Stadt, die von den kommunistischen Großköpfen so richtig fehlgeplant wurde. Ab da wurde es wieder so richtig ungemütlich. Schwerverkehr gesellte sich dazu und es wurde teilweise stressig.
Die enorme Staubbelastung bewog mich, mir auch so einen Atem-Mundschutz zuzulegen. Nun die Luft war etwas besser, jedoch lief mir die Brille immer an und ich bekam zu wenig Luft.
Die Strecke heute brachte viele Überaschungen. So sah ich plötzlich neben weiteren Vögeln stattliche Fasane in Volieren ausgestellt. Schweine wurden am Straßenrand geschlachtet.
Nun ein etwas frustierendes Erlebnis.
Gestern sowie heute traf ich jeweils einen Tourenfahrer. Natürlich Deutsche.
Der Eine erzählte mir, er mache ein Sabbatjahr, fährt all die Länder ab und der heute angetroffene Westfale drehte eine Zigarette und berichtete von seiner Weltreise und dass es sich lohnt bis Birma zu radeln und dies besonders zu empfehlen sei. Er will im März in Bangkok sein. Da es bereits so gegen 14:00 Uhr sei, werde er ein Hotel suchen und die heutige Tour beenden.
Mir fehlten die Worte.
Noch zu den Preisen.
Ich hab bei der Ankunft am Flughafen 200 Euro gewechselt. Schlagartig war ich Millionär. Doch leider nur Dongmillionär!!
5.600.000 Dong erhielt ich dafür. Bin nun bereits vier Tage unterwegs und hab diese Dongs immer noch nicht verbraucht, im Geldbeutel sind noch immer einige Hunderttausende.
Gute Hotels kosten so ca. 8- 12 Euro, Essen 3- 5 Euro. Wär auch für uns ein ganz gutes Niveau.
Da das doch ein kilometerreicher Tag war und ich noch Vinh erreichen wollte, wurde es Nacht. Ich holte die Beleuchtung heraus und es war wieder mal eine adrenalinhaltige Angelegenheit. Man kann sich das gar nicht vorstellen.
Ab Thanh Hoa war es vorbei mit dem schöneren Teil der Strecke. Staub, Baustellen, viel Güterverkehr, LKWs fahren aggressiv, Busfahrer noch rücksichtsloser, doch Jugendliche bewegen sich mit unbeleuchteten Mofas in der Dunkelheit. Plötzlich schneidet einer gegen den Verkehr die Fahrbahn, lautes Hupen, doch wen juckts. Komischerweise hab ich bis jetzt keinen einzigen Unfall gesehen.
Ich muss ehrlich gestehen, die Huperei geht nach etwa 500 Km auf diesen Straßen doch ein bisschen auf die Nerven.
Diese sehr aggressiven Hörner haben einen Schalldruck von etwa 130 Dezibel und das ist absolute Schmerzgrenze. Kopfspalterlautstärke, die ins Mark geht.
Sie hupen oft unnötig und ich kann nicht verstehen, wie da Menschen an dieser Straße leben können.
Interessant war noch das Abendessen. Mit Handzeichen deutete ich, habe Hunger. Der Portier verwies mich auf das daneben anliegende Restaurant. Da war gerade eine Geburtstagsfeier. Hier im Land steht ja Karaoke hoch im Kurs und ich gesellte mich zu den laut und falsch singenden Vietnamesen, die beherzt ins Micro brüllten. War nach dem Verkehrslärm noch eine nette Zugabe. Im ohrenbetäubenden Lärm der mannshohen Lautsprecher bestellte ich wieder mal etwas, das ich gar nicht wollte. Nämlich acht Tintenfische und Frühlingsrollen. Naja, da ist wenigstens viel Eiweiß drin.
Gut, dass sie wenigstens Bier verstehen. Nach etwa einer Stunde wurde mir die Gaudi zu laut und ich zog mich in die Hotellobby zurück, wo ich diesen Tagesbericht schrieb. Doch ein paar Jugendliche machten in der Lobby eine Geburtstagfeier, zu der sie mich einluden. Fette Sahnetorte und als Nachspeise eingewickelte Würste mit Pfeffersauce.
Dazu Hanoi Bier.
Erfreulich, dass ich mich nach dieser langen Tour von heute relativ gut fühle und auch das Sitzfleisch nicht mehr weh tut. War ein super Tag
6. Radtag, 22.11 Tanh Binh – Thi Xa Dong Ha 153 Km
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Die Nacht war etwas laut neben der Hauptstraße und nach dem ersten Blick aus dem Fenster eine Entäuschung. Klitschnasse Straße und die Pfützen spiegelten sich im Grau des Morgenlichts. Nicht gerade animierend, nun auf das Fahrrad zu steigen. Nach Bezahlung von 8 Euro ( 250000 Dong) für mein Zimmer, jedoch ohne Frühstück gings wie üblich die ersten Kilometer etwas zäh los. Am Wegesrand roch plötzlich Frischgebackenes und der Blick ging an eine kleine Bäckerei mit frischen Brötchen in der Auslage. Prompt saß ich auf dem abgenutzen Kinder-Plastikstuhl zwischen Pfützen und Hühnern und orderte mit dem Finger zeigend durch die verschmutzte Glasscheibe der Theke. Sogar ein Instant Coffee wurde auf Wunsch gekocht und die Verkäuferin staunte, was ein Bayer so alles vertilgen kann. Sichtlich verlegen wurde sie auf die Bitte für ein Foto zu posieren. Erst nach ausgiebigen Styling (typisch Frau) erlaubte sie einen Schnappschuss. Lächelnd, fast mütterlich, schenkte sie mir als Wegzehrung noch einen Krapfen. Doch nun wieder unterwegs in Phasen, wo es so richtig schüttete. Mal waren die Straßen wieder trocken, mal wurde ich von vorbeifahrenden Autos aus großen Pfützen ordentlich vollgespritzt . Da der Regen sehr warm ist, ist es einem irgendwann egal und es macht gar nichts mehr aus. Nass ist man eh schon. Schließlich war mir vor Beginn der Reise bewusst, dass um diese Jahreszeit eine Regenwahrscheinlichkeit um 30% herrscht.
Gegen Mittag beflügelte mich einsetzender Rückenwind und ich war bereits um 13:00 Uhr 100 Km gefahren. Reisfelder soweit das Auge reicht, emsig arbeitende Menschen am Wegesrand. Auffällig ist hierbei der hohe Anteil von Kindern und Jugendlichen in der Bevölkerung. Deren Statussymbole sind Mobilität und Kommunikation. Also Handy und Roller. Die Generation vorher fährt Rad. Mitten in den ewig weiten Flächen dominieren teilweise große christliche Kathedralen, doch vorwiegend buddhistische Tempel den Wegesrand. Vielleicht haben Tebartz van Elsts Vorfahren auch ganze Arbeit geleistet. Der Magen knurrte schon wieder und es wurde Zeit wieder ein Restaurant zu finden. Doch diesmal wollte es nicht klappen. Einmal waren mir die mich misstrauisch anknurrenden Köder unsympathisch, beim zweiten Mal schaute es in der Küche nicht gerade vertrauenserweckend aus.
Doch đann doch noch eine Überraschung: In Dong Ha bei Dämmerung angekommen, sah ich einen riesigen Gebäudekomplex und stellte fest, dass es ein Hotel war. Ein 5 Sterne Luxusschuppen. Bisher hab ich für normale Mittelklassehotels 7-Euro bezahlt. Der Preis hier 1000500 Dong. Also 35 Euro. Die noble Dame an der Reception sagte “ Oh Sir, we have a big Price“ Doch 35 Euro hab ich im Schwarzwald für eine Privatpension mit Glaskolben TV bezahlt. Der Schuppen hier würde in Deutschland wohl über 200 Euro kosten. An der Rezeption lernte ich noch Journalisten des Südwestdeutschen Fernsehens kennen, die eine Reportage über den Ho Ji Minh Pfad machen. Der Portier trug meine dreckigen Radtaschen hoch und ich nutzte die Gelegenheit, in dem riesigen Zimmer mal ordentlich große Wäsche zu machen. Der Tag neigte sich dem Ende zu und morgen möchte ich mein erstes Etappenziel, die Kaiserstadt Hue erreichen.
23 .11. 7. Radtag Txi Xa Dong Ha – Hue 100 km Besichtigung Kaiserpalast.
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Diesmal kam ich bereits nach einer Nacht in diesem Nobelschuppen um 8:00 auf’s Rad. Alles war gut getrocknet und sauber.
Jedoch begann es aus der Wolkensuppe wieder zu regnen und nach einer Stunde Kurs Süden auf der 1A war ich wieder genau so nass und dreckig wie ich gestern im Hotel eincheckte. Ich entschloss mich, die Hauptstraße zu verlassen und fuhr an einer deutlich ruhigeren und schöneren Parallelstraße direkt an der Küste entlang.
Leider war die Sicht zum Meer durch eine langgezogene hohe Düne verdeckt, doch waren an meiner Rechten schöne kleine Dörfer, gepflegte, gut erhaltene buddhistische Tempel und ewig scheinende Reisfelder schön anzusehen. Auch vom Verkehrslärm der Hauptstraße war nichts zu vernehmen. Unterwegs zwang mich eine arg knirschende Kette zum kleinen Service am Rad, da sie vom sandigen Nass dringend Öl brauchte. Gegen Mittag kam nach 20 Km gewolltem Umweg vor einer großen Brücke die Stadt Hue zum Vorschein und nach dessen Querung belebte sich die Strassenszenerie wieder mit regem Treiben und Geschäftigkeit. Eine schöne Stadt! Wieder quirliges Leben und belebte Straßen. Aus der Magengrube die bekannten Symtome. Schon wieder Hunger. In der Auslage einer Strassenküche suchte ich ein Essen aus, speiste- und wohl erweckte mein Outfit die Neugier der anderen Gäste. Doch es waren alle Vietis die kein Wort Englisch sprachen. Es war zwar eine nette Unterhaltung, jeder wusste was gemeint war, doch es erwieß sich als etwas kompliziert. Die Konversation beschränkte sich auf Gesten und Deuten, um etwas ausdrücken zu wollen. Aber auch das kann sehr lustig sein. Die Köchin wollte unbedingt noch ein paar Meter mit meinem Rad fahren, erreichte jedoch im Gelächter Aller die Treter nicht. Schließlich kam ein Typ dazu, der ein bisschen Englisch sprach und der dolmetschte dann. Die Wirtin und die Köchin seien (übriggebliebene)Schwestern und suchten dringend einen Mann. Als schließlich die Oma auch noch eintraf machte ich mich aus dem Staub. Es könnte schließlich sein, dass man verkuppelt wird und redete mich aus, zu der Besichtigung des Kaiserpalastes jetzt aufbrechen zu müssen. Zweimal ging`s zur Orientierung mit dem Rad um den riesigen Gebäudekomplex, der streng bewacht war, und nur zu Fuß betreten werden durfte. So kam es, dass ich so gegen 15:00 Uhr ein Hotel in unmittelbarer Nähe nahm, mich frisch machte und das Rad abstellen konnte. Was den Kaiserpalast anbelangt, so ist das eine überschaubare Angelegenheit.
Am Eingang sind einige verfallene und verrostete Flugzeuge und Panzer aus dem Vietnamkrieg ausgestellt. Das Wesentliche ist das reich geschmückte Hauptgebäude mit dem Kaiserstuhl. Ein paar hübsche, geschminkte Mädchen, die in Kaiserstracht für Fotografen posieren, stehen rum und lassen sich ablichten.
Wieder Pulks mit Reiseführern von Portugiesen, Engländern, Chinesen und natürlich dürfen die Holländer nicht fehlen. Nach einer guten Stunde war es mir genug und ich zog mich auf mein Zimmer zurück, muss ja noch für morgen, den Beginn meiner zweiten Etappe von Hue nach Siem Reap, einiges vorbereiten. Morgen dürften`s nur noch etwa 80 Km Vietnam sein dann müsste die Laotische Grenze kommen.
24.11.2013, Sonntag, 8. Radtag Hue – Lao Bao/ Grenzstadt zu Laos. 148 km 900 Hm add.
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Der Tag begann mit Hochleistungssport beim Nachfassen des Frühstücks. Hab selten ein derart schön mit exotischen Früchten gedecktes Frühstücksbuffet erlebt. Meine Speicher waren wieder voll, ist auch nötig, denn heut war Gegenwind angesagt. Vorher mussten wieder die Satteltaschen gepackt werden, doch die Trikots waren am Morgen aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit von 90% nie trocken. So mussten diese immer feucht eingepackt werden um sie erst einen Tag später einzusetzen, denn nichts ist wichtiger als ein trockener Hoseneinsatz. Die Stadt Hue hinterließ einen schönen Eindruck und das pulsierdende Leben beim verlassen der Stadt war wieder beeindruckend.
Der Portier vom Hotel gab mir vorher noch den Tipp, die Hauptstraße 1A hoch zu fahren, um diese dann nach 70 Km vor Dong Ha Richtung Laos zu verlassen. Es war eitel Sonnenschein, jedoch auch ziemlich warm. Bei Quang Tri gings auf der QL9 landeinwärts und das Gelände wurde kupierter. Die Straße war zwar weniger belebt, jedoch stanken die alten Dieselmotoren der vorbeifahrenden LKWs gewaltig. Immer schön die Eindrücke an der Straße. Mörtel wird noch von Frauen mit Schaufel und Kelle auf dem Boden per Hand angemacht und an Baustellen quirlt es nur so von Menschen. Klar, wenn die Arbeitskraft kaum was kostet. Kurios war wieder mal das Mittagessen. Ich folgte dem Winken eines Wirtes und Aufregung in der ganzen Familie brach aus, als ich mein Rad dort abstellte. Ein Blick in einen Topf machte keinen besonderen Eindruck. Schweineschwanzerl und Innereien! Das daneben sah aus wie Leberwürste. Die bestellte ich. Geröstete Erdnüsse gab`s als Vorspeise und Grünzeugs, das nach Minze/Limonenmischung schmeckte.
Ein Mädchen zeigte mir dann, dass man diese Wurst dann in Blätter einwickelt, in eine unwahrscheinlich scharfe Sauce taucht und dann so isst. Man hätte all das noch mit den immer bereitgestellten Peperoni toppen können, doch darauf kann man gut verzichten. Gut, dass wenigstens das Bier international ist. Endlos scheinender Tropenwald und tropische Temperaturen umgaben mich. Da in mir Ungewissheit über die Infrastruktur in Laos herrschte, deckte ich mich mit genügend Wasser ein. Das war auch gut so, denn ein Pass mit 450 Hm kündigte sich auf dem Höhenprofil meines Navis an. So ein Schapperl ist zuhause auf dem Rennrad gar nichts, doch wenn das Rad 39 Kg hat, 39 Grad- und 90% Luftfeuchtigkeit, dann sieht die Sache anders aus. Dann wird`s ein Wadelbeisser. Mühsam, mit dem kleinsten Gang ging es aufwärts, wobei ein langsam vorbeiziehender Laster mir förmlich die Atemluft nahm. Schweißüberströmt und platt, die Hoffnung nach einer Kehre, das könnt`s gewesen sein. Doch weit gefehlt. Vor mir eine weitere ansteigende Gerade, null Wind und brütend heiss, kaum eine schattige Stelle, wo man mal bei einer kurzen Pause was trinken könnte. Endlich angekommen in Hao Bao begutachtete ich noch die Grenzstation zu Laos, an der reges Treiben herrschte. Bananen wurden umgepackt, Straßenhändler und Warenstände und viele LKW`s. Große Schilder wiesen auf die Nähe des Ho Chi Minh Pfades hin, ein Kriegsmuseum stellte Trophäen von abgeschossenen US Helikoptervraks und abgefackelten Panzern aus. Hab gegoogelt, hier ein Link, in dem weiteres über die Geschichte dieser Gegend zu lesen ist.
Dieser Pfad war damals Im Vietnamkrieg die wichtigste Verbindungsstraße zwischen Nord- und Südvietnam.
Die Dongs gehen zủr Neige. Ich hab nun in einer Woche 200 Euro inclusive Hotels und Essen gebraucht. Morgen früh ist gleich ein Besuch bei einer Bank angesagt um Euro in laotische Kip umtauschen. 1 Euro, 10700 Kip
25.11. 2013, Montag, 9. Radtag, Hoa Boa – Savannaketh 140 Km Rad, 100 Km
Kitschige Discopopmusik aus den Dorf- Straßenlautsprechern weckte mich auf und da ich am Vortag die ganzen Radtaschen ausräumte, schaute es entsprechend aus im Zimmer. Etwas Unbehagen empfand ich darüber, was wohl heut alles auf mich zukommen wird. Wie ergeht es mir an der Grenze, wie sind die Straßen in Laos, wie die Menschen. Keinen Kiep (Laos Währung) hatte ich in der Tasche und auch keine Dollar, denn die vergaß ich in München am Flughafen zu tauschen. Nach MEZ war es zuhause kurz nach Mitternacht, als zum gestern noch extra bestellten Frühstück der Kaffee kam. Ganz neue Erfahrung: Kaffee wurde mit Eis serviert, dazu heisses Wasser. Zwei Weißbrote und Gurken. Im Vergleich mit dem gestrigen Frühstück ein Trauerspiel. Aber was soll`s, auf zu neuen Taten. An der vietnamesichen Grenze ging es hektisch zu, viele Leute, immer ein Argusauge auf mein Rad und Taschen, viele Schalterstellen, Stamps und ich mittendrin. Dann schließlich vor mir dominant das Grenzgebäude der laotischen Grenze. Der Grenzbeamte machte mir klar, ein Tourivisum sei erforderlich.
Brav zum wiederholten male die Anträge ausgefüllt. Reisepassnummer, Name, Vorname, Geschlecht, Herkunft…. . Der nett grinsende Mann hinter der Glasscheibe machte mir klar, so ein Visum kostet 40 Euro. Doch hatte ich kurz vorher nur etwa 30 Euro in Laosmoney umgetauscht. Also an der Bank gleich gegenüber nachfassen. Wieder wurde mir ein Bündel dreckiger Scheine mit vielen Nullen für 100 Euro in die Hand gedrückt. Ob der Bankangestellte mich über`s Ohr gehaut hat war für mich nicht nachvollziehbar, die Nullen waren zwar erkennbar, doch die Zahl davor war für mich nicht zu entziffern. Als ich zig teils unlesbare Stempel in den Pass geknallt bekam und nochmal ein weiterer penibler Grenzer alles auf Vollständigkeit pruefte, war es bereits 9:30 Uhr, als die ersten laotischen Straßenmeter vor mir lagen. Die Entschädigung waren feiner Inlinerasphalt, breite ebene Straßen, kaum Verkehr, saubere Luft und man konnte eigentlich positiv überrascht sein von diesem Land. Auch gab es die ersten dutzend Km Stände, wo die wichtigsten Dinge gekauft werden konnten. Ein Glücksgefühl kam auf. Auf Laoserkundung genoss ich die Natur und freute mich über die netten grüßenden Menschen am Wegesrand. Es ist ein armes Volk. Nackte Kinder, Baracken auf Stelzen, wohl wegen der Bodentiere.
Doch so gegen Mittag nach ca 60 Km wieder das alte Signal aus der Magengrube.”HUNGER”. An einer Straßenküche wurde mir trotz deutlicher Handzeichen, rechte Hand zum Mund führend, linke Hand zum Essen deutend, nur zwei Heinecken und Zigaretten gegeben. Die bekam sie gleich wieder. Zerknirscht ein erneuter Versucht der Erklärung. Doch wollte die Gute das nicht kapieren. Entnervt kam nach einer viertel Stunde ein weiterer Laden, der wie ein Restaurant aussah, zum Vorschein. Dort standen Plastikbeutel mit essbarer Füllung auf einem Tisch, welche ich als Brotzeiten deutete und den, wo eine Tomate und Nudeln drin zu erkennen waren, erwarb. Nachdem mir ein Teller gereicht wurde, die ersten, mühsam mit Stäbchen gegessenen Happen. Naja, ganz schön würzig! Nach etwa fünf Minuten begann die Nase zu laufen, es fühlte sich so an, als ob sich mein Gaumen auflöse, die zwei Heineken waren innerhalb weiterer fünf Minuten ausgeschwitzt. Tränen kamen auch dazu. Sicherlich hatte ich eine entsprechen rote Birne und innerlich fühlte es sich an, als liefe der Countdown für einen Raketenstart. Es waren Glasnudeln und eine Art angebratene Wurzel, die ich nicht deuten konnte. Der schlimmste Teil des Szenarios dauerte etwa 10 Minuten, aber was soll`s, man muss es positiv sehen. Es reinigt mit Sicherheit die inneren Organe und machte mich des Weges. Aus dem Inlinerasphalt wurde grober, welliger Teer mit tiefen Löchern, Schotter und viel Staub.
Die Satteltaschen wurden gebeutelt und meine Grip Ship Schaltung machte Probleme. Während der weiteren Kilometer ein Gedankenspiel, ein Horrorszenario. Ein ausgehungerter Radfahrer liegend am Wegesrand im Tropenwald, ausgezehrt und dehydriert, Radpanne, kein Licht, unbekannte Stimmen aus dem Urwald, und ich muss da übernachten. Sorge bereitete mir, dass seit etwa 130 Km kein Guesthouse, Hostel oder irgendeine Art von Unterkunft, zu sehen war. Man ist eben nicht mehr auf der A1 in Vietnam. Grübel, grübel. Die Distanz bis Savannaketh sind 240 Km. Die Hoffnung, eine Bleibe für die Nacht auf der Strecke zu finden, bestätigte sich nicht. Also: entweder in die Nacht hineinfahren und total platt in Savannaketh ankommen, oder auf einem KFZ anheuern. Welch Glück, dass mich nach 140Km ein Pickupfahrer, so eine Art Minibus mit vielen Menschen drauf, mitnahm. Schon ein bisschen komisch die ersten Kilometer, hinten auf dem Pickup, mal nicht selbst mit dem Rad unterwegs. Obwohl der Fahrer ganz schön flott unterwegs war kam der Bus erst in der Dunkelheit, die Insassen hergebeutelt zwischen Reissäcken und Schachteln, in Savannaketh an. Hier gab es auch Hotels und ich suchte mir einen, wenn auch teuren Schuppen mit Internet, Klimaanlage und Restaurant direkt am Mekong Fluss. Morgen wird sich das ganze Spiel wiederholen, den dann geht es nach Thailand.
Morgens, oh Schreck. Hunderte Mücken im Zimmer. Sie kamen aus der Klimaanlage, schienen jedoch nicht stechwütig zu sein. Doch sah ich an der Bettwäsche, dass sich Nachts Einige an mir bedienten. Es war immer angenehm, wenn man ein Hotelzimmer im Groundfloor bekam. Das Rad konnte reingeschoben werden, kein Taschentragen über Flure, Treppen oder Fahrstühle. Es war auch eine Erleichterung beim morgendlichen Aufrüsten, wenn man die am Rad hängenden Satteltaschen einfach wieder einräumen konnte. Kleidersäcke verstaut, Wasser auffüllen, Luft kontrollieren, Zimmercheck ob nichts liegengeblieben ist, Hotelrechnung zahlen …. All dies war ja zwischenzeitlich Routine. Kam mir schon vor wie ein Nomade!! Ziemlich sauer war ich einmal, als mir die Tante an der Rezeption versicherte, mein Fahrrad werde sicher verräumt, jedoch nach drei Stunden sah ich es noch immer vor dem Hotel stehen. Machte ihr klar, wie wichtig der Untersatz für mich ist, worauf sie, sichtlich verlegen, schnell in meiner Gegenwart den Boy beauftragte, es an einen sicheren Ort zu bringen. Da ich Dödel wohl meine gute Landkarte irgendwo liegen hab lassen, wollte ich mir in Savannaketh eine Neue besorgen. Dabei lernte ich zwar die Stadt kennen, doch nach vielen Kilometern und mehreren Bookstores war mir kein Erfolg beschieden. Ich musste den Mekong über die Friendship Bridge queren und befürchtete schon wieder viele Formalitäten an der Grenze. Doch diesmal ging es schneller. Auf der laotischen Seite erklärte man mir, man könne über die einen Kilometer lange Brücke nicht mit dem Rad fahren, sondern benötige ein Pickup. Ein freundlicher Thai nahm mich mit und drüben erklärte man mir, dass ich in Thailand kein Visum brauche und dass Touris einen Monat lang bleiben dürfen.Obwohl noch Bündel Laosgeld in der Tasche, genau nachgerechnet war der Wert jedoch nur 11 Euro, besorgte ich gleich am Automaten Thaibath und los gings. Es schien ein sehr heißer Tag zu werden und nachdem wieder eine Landkarte mein Eigen war, radelte ich gen Süden los. Die Sonne knallte vom Himmel und meine Haut war oberflächig fast ganz mit Creme bedeckt. Da es mir die letzten Tage mit Socken und Radschuhen deutlich zu heiß war, kam der Entschluß auf die Klickis und Socken zu verzichten. Doch sichtbare Hautbereiche am Oberfuß waren, da keine Sonne gewöhnt, schnell angerötet. So, aber nun zu Thailand. Der Linksverkehr stellte kein Problem dar. Nur im Kreisverkehr war vorherige Überlegung gut. Problematisch wurde es zuerst bei größeren Rondellen, wo es galt sich richtig einzureihen, da innere oder äußere Bahn definiert werden mussten. Hierbei war bei Fahrzeugen die selbstbewusst und dominant mit hoher Geschwindigkeit in den Kreisverkehr schnitten, besondere Aufmerksamkeit geboten. War immer eine Situation, die viel Konzentration erforderte. So fuhr ich nach Mukdahan, westlich des Mekongs, Richtung Süden, wo es wenig spektakulär war. Autobahn soweit das Auge reicht und gegen Mittag knallte unerbärmlich die Sonne bei weit über 30 Grad vom Himmel. Keine Kinder grüßten mehr vom Straßenrand, nur die betörenden Rollgeräusche der überholenden Fahrzeuge und noch 120 Km bis zum Tagesziel Yasothon. Bei zahllosen Ständen am Straßenrand trank ich ausreichend und sorgte für genügend Flüssigkeit im Körper. Erst gegen 15:00 Uhr schützen Cumulis zumindest teilweise vor der aggressiven Sonne. Es war ein unspektakulärer Tag, aber der Zeitplan war eingehalten. Am nächsten Morgen galt es früh loszufahren um in die Nähe der kambodschanischen Grenze nach Surin oder Prasat zu kommen. Glück war mir dieses mal mit dem Hotel beschieden. Mein Garmin kann ja Vieles. Da war doch eine Funktion im Routenplaner „Points of Interest“. Per Touch Screen wurde der Kasten beauftragt ein Hotel zu suchen. Prompt routete es mich zum https://www.thegreenparkgrand.com Es war ein Nobelschuppen für Butterbrot. Ich schämte mich gegenüber dem Boy, der eifrig sich der Radtaschen annahm, über deren Zustand. Er könne sich schließlich seine perfekt gebügelte Hose schmutzig machen. Bei einem ausgiebigen Duschritual wurden diesmal auch die Satteltaschen mit gereinigt. Beim Abendessen im Hotel war ich wieder in eine Karaoke Firmenfeier geraten. Wärend die vegane Speisenauswahl diesmal vortrefflich gelang, sangen bei einer Firmenfeier Mitarbeiter wie die Vietis laut und lesen den Text dabei vom Bildschirm. Anschließend werden die Solisten stürmisch beklatscht und mir Rosen beschenkt. Ich hatte dem Hotelmanager vorgeschlagen mal eine bayerische Blaskapelle spielen zu lassen. Die Kosten für den Flug waren ihm aber zu teuer.
27.11. 2013, Mittwoch, 11. Radtag , Yasothon – Prasat 170 Km
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Beim ersten Blick aus dem Hotelfenster Freude. Die Fahnen wehten sanft in meine Fahrtrichtung, also wieder leichter Rückenwind. Doch nach dem Frühstück beim Aufsatteln der erste Schock. Platten am Vorderreifen! Irgendwas stimmte nicht, der neue Schlauch verlor auch Luft, aber schien doch bei weniger Druck zu halten. Da an meiner Luftpumpe sich eine Wechselventilschraube verabschiedete, musste noch eine Neue besorgt werden. Strahlend blauer Himmel und bereits um 8:30 Uhr ganz schön heiß. Die ersten Kilometer liefen gut, kein Berg, ewig gerade aus, gute Versorgung am Straßenrand, zig Kioske, wo in großen Kühlschränken mit Glastüren Kühles ausgestellt war. Ich zog es vor, mir eine Wassermelone reinzuziehen und schnell war der Vormittag vorbei.
Es ging weiter Richtung Süden. Vormittags wurde die rechte Körperhälfte geröstet, am Nachmittag die linke. Sonnenschutz ist wichtig! Drum eine dicke Schicht auf die freien Hautflächen und gegen Mittag kam mir eine der zahllosen Straßenküchen mit schützendem Blechdach gerade gelegen. Dabei unterlief mir ein Fehler. Meinen unsagbaren Durst löschte ich statt zuerst mit Wasser gleich mit Localbier. Nach zwei Halben und dem Essen nickte ich hinüber. Erst nach einer guten viertel Stunde weckte mich das Gelächter einer Gruppe kichernder Thaifrauen vom Nebentisch. Naja, Rad, Tasche mit Dokumenten und Kohle noch da. Glück gehabt!! Anschließend der Versuch meinen schweren, müden Körper wieder aufs Rad zu hieven, schließlich muss es weitergehen. Mühsam die ersten Treter und schließlich rollte das Rad wieder. Sengende Mittagssonne, kaum Schatten und dann wieder dieser Vorderreifen. Als die Felge schon aufging musste abgestiegen werden, doch es war nicht daran zu denken, hier in dieser Bruthitze den Schlauch zu wechseln und Schatten war so um die Mittagszeit weit und breit nicht gegeben. Also CO2 heraus, schließlich waren da doch 4 Ampullen in der Werkzeugtasche. Doch bei erstmaliger Verwendung dieser Dinger die Feststellung, dass für so einen Tourenradschlauch zwei nötig waren, um genug Luft drinnen zu haben. Zuerst hielt der Schlauch 20 Km, dann 10, dann war unmittelbar nach dem erneuten Aufpumpen Schluss. Gleich wurde der eh sperrige Mantel in der vorderen Radtasche mit gewechselt. Trotz dieser Pannen war gegen 16:00 Uhr bereits Surin erreicht und bei einsetzender Dunkelheit ging`s noch weiter bis Prasat. Also Bonusmilen für den heutigen Tag. Es geht ab 17:00 Uhr alles sehr schnell. Die Temperaturen werden etwas erträglicher und dann wird es auch schon dunkel. Ab 17:30 Uhr ist Schluss. War zufrieden. Wieder 170 Km geradelt und in mir die Hoffnung, wenn die Grenzformalitäten nach Kambodscha nicht zuviel Zeit beanspruchen, Siem Reap morgen zu erreichen. Auch ein Hotel wurde schnell gefunden.
Nachdem ich nun 350 Km in landschaftlich relativ unattraktiven Provinzen und großer Hitze in Thailand unterwegs war, war in mir ein positiver Eindruck von diesem Land. Mich begeisterte die Wesensart der Thais. Alleine die Art des Grüßens wirkt sehr respektbetont und ist schön anzusehen. So falten sie die Hände und nicken, dass sie meist mit den Fingerspitzen die Nase berühren. Doch auch die letzten 40 Km bis vor die kambodschanische Grenze begleiteten mich, wie auf all den Kilometern im Land, die Riesenposter des Landesmonarchen mit Frau und Regimetreuen. In riesigen Plakaten mit üppigen, verzierten Goldrahmen grinsen sie aufs Volk hernieder, teils als gütige, weise Herrscher abgelichtet. Dabei kamen Erinnerungen von Medienberichten auf, über die Unruhen in Bangkok, die glaube ich erst vor zwei Jahren im Fernsehen kamen, welche durch das Militär niedergeknüppelt wurden. Doch weiß ich im Detail zu wenig darüber und ich war schon gespannt, was mich in Kambodscha so alles erwarten würde.
In Phon Thong war noch reges Markttreiben und es kam die Idee, mir ein leichtes, langärmliges Hemd zu kaufen. Meine Arme waren von der Sonne geröstet und Ganzkörperabdeckung wäre sicherlich gut. Die Radtrikots erwiesen sich bei so großer Hitze nicht als so ideal. Doch entsprechende Hemden gab es nur in Kindergrößen. Dafür waren reichlich gegrillte Maden und Heuschrecken in den Auslagen.. Auch herrschte reger Fahrradhandel. An der Grenze füllte ich zum wiederholten Male die Unterlagen für das Visum aus und ähnlich wie in Laos wurde es wieder 10:30 bis die Grenze überschritten werden konnte. So, nun wieder Rechtsverkehr.
Ein Grenzer, selbst Radfahrer, zeigte sich sehr interessiert an meinem Tourenrad. Es ging bergab und ich sah vor mir unendliche Weiten und eine vorerst gute Straße. Geschmack von verbrennendem Plastik lag in der Luft und der Straßenrand glich zuerst einem langen Müllhaufen. Es lagen noch 160 Km bis Siem Reap vor mir und ich bemühte mich Tempo zu machen. Mir war klar, dass ich abends wieder mit Licht fahren musste. Das Land war nun im Vergleich mit Thailand wieder deutlich ärmer. Die Versorgung an der Straße war gut und es gab alle paar Kilometer die Gelegenheit Wasser oder Essen zu kaufen. Das Volk ist ähnlich arm wie in Laos und kein Vergleich zu Thailand. Die Menschen waren jedoch ausnahmslos freundlich. Sie lebten am Straßenrand auf Pfahlbauten, besser gesagt Bretterbuden. Sie ernährten sich von Fisch, den sie vorwiegend aus an der Straße liegenden Weihern fischten, oder von den Rindern und Ziegen, die einem oft auf der Straße begegneten.
Das Mittagessen war auch wieder ein Gaumenschmaus der besonderen Art. Endlose Geraden, von Sümpfen und Wald umgeben und als Zugabe noch ein ordentliches Tropengewitter, wo die Blitze vor mir nur so eindonnerten. Ich war klitschnass und hab noch nie so einen warmen Regen erlebt. Fast wie in der Badewanne.
So kam ich nach 110 Km endlich an den National Highway 6 und hatte noch 50 Km bis Seam Reap. Der Verkehr wurde mehr und zu allem Übel wieder viele Constructions, wo es entsprechend dreckig zuging. Alles in allem war es jedoch heute, trotz Tropengewitter, nicht so heiß wie die letzten Tage in Thailand. Der Hintern tat schon weh und ich war froh Siem Reap zu erreichen, wo es nur so wimmelte von Touristen. Entlang des Highways pompöse Luxushotels und zahllose Busse. Genau mein Ding. Beim zweiten Hotel checkte ich ein und freute mich, dass morgen nicht schon wieder eine große Etappe vor mir lag. Mein Sitzfleich braucht Erholung. Es soll morgen ein genüsslicher Ruhetag werden, wo die Besichtigung der Tempelanlagen geplant war.
29.11. 2014, Freitag, 13. Radtag, Besichtigung Angkor Wat – Siem Reap 70 Km
Eitel Sonnenschein, wieder ein heißer Tag. Diesmal, nach einer geruhsamen Nacht gings erst so um 10:00 Uhr los, die Tempelanlagen zu besichtigen. Der gestrige Tag hatte es schließlich in sich.
Auf einem Areal von einigen dutzend Quadratkilometern stehen diese zwischen Sümpfen und Tropenwald, etwa 20 Km nördlich des Tonle Sap, dem größten See von Kambodscha. Daneben auch noch die Anlage Angkor Tom und weitere gigantische Bauten oder Ruinen. Es gehört zum Unesco Weltkulturerbe. Hab in stilistischen und religionshistorischen Studien gelesen, die Anlagen seien so im 12.- 13. Jahrhundert entstanden. Während des 15. Jahrhunderts wurden die Tempelanlagen teilweise von Siamesen gelpündert. Ein weiterer Grund für den Zerfall ist, dass sich die Khmer ab dem 13. Jahrhundert dem Buddhisums zuwandten, weshalb keine neuen Tempel mehr errichtet, oder die vorhandenen saniert, wurden. Hinzu kam die Abholzung sämtlicher Wälder durch die Khmer, sowie Missernten durch versiegendes Wasser und den damaligen Klimawandel.
Persönliche Erfahrung , im Gegensatz zu den Ha Long Inseln sowie die Kaiserstadt Hue in Vietnam, ist Angor Wat absolut sehenswert. Aber das ist Subjektiv, jeder erlebt und beurteilt es auf seine Weise. In Angor Wat ist es gut, wenn man ein Rad dabei hat. 15 Km waren es vom Hotel bis zur Einfahrt der Tempelanlagen, wo man ein rießiges Gelände vorfindet. Mit etwas ungutem Gefühl sperrte ich das Rad neben einer Parkanlage mit Bewachung ab, um sicher zu gehen, dass mein wertvoller Untersatz nicht geklaut wird. Es ging nun weiter zu Fuß in die Tempelanlage des Hauptkomplexes. Doch hier sollen die Bilder sprechen. All dies zu beschreiben würde Seiten verschlingen.
Fünf Stunden Ruinen, Denkmäler, Steine, Buddhas, Touristen, treppauf, treppab. War es auch eine sehenswerte Stätte, so wirkt irgendwann alles gleich und es reichte mir. Mein altes Problem kam wieder auf. Ich fühl mich zwischen diesen Touristenmassen nicht wohl. Eine Frau machte ein verführerisches Angebot und als sie mich ansprach wurde ich schwach. Sie lockte mich zu einem sehr belebten Tourifootlokal etwas hinter der Straße. Das Essen war so üppig, dass bereits nach einer Stunde später schon wieder Hunger aufkam. Interessant, wie plötzlich auf Trillerpfeife eines Guides, von “Grasshopper Adventures”eine größere Gruppe das Restaurant verliess und gemeinsam auf Räder stiegen. Es war eines jener Arrangements, die ich mal in einem Reiseprospekt gelesen habe. “14 Tage geführte Radtouren durch Kambodscha” so ca. 3500 Euro. Täglich 30 – 60 Km. Da dacht ich mir “Nein danke”. Nach meiner Marscheinlage zwischen den Tempelanlagen kam Freude auf, als mein Steppenwolf Rad noch da stand, wo es abgesperrt wurde. Ich hatte den Eindruck, dass dieses Angor Wat wohl im ganzen Land die größte Sehenswürdigkeit darstellt. Dutzende Kilometer fuhr ich durch endlose Weiten in diesem Land, wo die Menschen am Existenzminimum leben, nur Sumpf und Tropenwald- und plötzlich Luxushotels, Tourismus und prodelndes Leben, natürlich mit Motorrollern soweit das Auge reicht. So, der Tag hätte noch drei Tagstunden und es ist klarste Sicht von Pol zu Pol. Beim Vorbeifahren konnte ich mich an einen Helistar Store erinnern. Da kam mir der Gedanke einen Rundflug zu machen. Das wäre doch heut noch ein Zuckerl. Es klappte!! Unkompliziert forderte mich die nette Dame im Büro nach der Bezahlung auf, mit dem Rad zum 7Km entfernten Flugpatz zu fahren. In einer Stunde wär`s möglich. Hier sagen mal wieder Bilder mehr als Worte.
Am Abend war noch ein Besuch der Innenstadt Siem Reap und Geldwechsel auf dem Plan. Nachdem wieder reichlich Kohle im Portemonnaie war gab es gegrillten Fisch mit köstlichen Saucen. Das Gemenge auf der Straße in der Rush Hour, vom Restaurant aus beobachtend, war eine kostenlose Zugabe. Es ist immer wieder faszinierend, wie der Verkehr hier abläuft. Wenn einer in eine Straße einfährt, so schaut er nicht. Nein, er fährt nur. Teilweise quasselt er am Handy oder ist mit seiner Fracht beschäftigt. Die anderen weichen einfach gleichgültig aus. Selbst wenn Kühe die Straße überqueren wird an ihnen hinten und vorne ausgewichen. Diesem Verhalten einfach folgend, funktioniert das auch bei mir. Ein Typ auf dem Roller hatte eine 2 Meter Matratze quer stehend befestigt und fuhr gegen die Fahrrichtung, natürlich ohne Licht. Bezüglich Beleuchtung muss man überhaupt aufpassen. Denn so mancher Roller hatte überhaupt keine Beleuchtung. Morgen ist, nach diesem Ruhetag, wieder eine etwas härtere Etappe angesagt. Es liegen nun knapp 2000, traumhafte Km hinter mir, heute allein 70, nur so vom Rumrollen. Nächsten Donnerstag geht`s wieder in den Flieger, zurück in`s kalte Europa. Jedoch noch an den Golf von Thailand zu kommen, wäre schon gut. Doch kam die Überlegung auf, den relativ unattraktiven Streckenabschnitt Richtung Westen durch Kambodscha, Sisophon, Poipet, evtl. mit dem Bus zu fahren, um dafür nochmal ein bisschen Küste zu radeln.
30.11.2013, Samstag, 14 Radtag, Siem Reap – Pampa 159 Km Bus, 84 Km Rad
Tja, gesagt, getan. Ich hatte in der Reception meines Hotels in Siem Reap wegen einer Busverbindung angefragt und ähnlich wie gestern beim Hubschrauberflug war es ein Telefonat und nach einer stressigen Stunde später sah ich mich im überfüllten Bus Richtung Westen, auf einem Teil der Strecke, wo ich vorgestern hergefahren bin. Die Busfahrt über 160 Km nach Aranyaprathet dauerte mit Pausen fast bis Mittag. Das Rad wurde mit Satteltaschen aus dem Bauch des Busses gezogen und in mitten einer belebten Kreuzung musste es bei großer Hitze wieder zusammengebaut werden. Die Erwartung, die Grenzformalitäten würden sich, da ja erst in Thailand gewesen, auf ein Minimum beschränken, erwies sich als Trugschluß. Wieder quirliges Leben an den Borderlines und Menschen, Menschen, Menschen. Bei der Ausreise an der kambodschanischen Grenze wurden alle Finger an beiden Händen gescannt, im Pass wurde gestempelt was das Zeug hergibt und ich dachte das war’s. Denkste!! Anschließend ging’s vor der Thaigrenze von einer Warteschlange in die Nächste. Zwischen hunderten von Rucksacktouristen und endlos scheinendem Warten nun endlich wieder Thaiboden unter den Füssen (Rädern). Ärgerlich, dass bei soviel Grenzgängern teilweise nur zwei von sechs Schaltern belegt waren. Das Ganze dauerte gut zwei Stunden und der betriebene Sicherheitsaufwand war für mich unverständlich.
Endlose gerade Straßen führten zuerst ein Stück westlich, und dann Richtung Süden auf der 3395 nach Chanthaburi. Die Gegend entlang der Küste soll sehr schön sein. Hab auf der Karte gesehn, dass Thailand auf der Westseite des Golfes noch etwa 1000 Km in den Süden bis Malaysia reicht. Wär doch wieder mal eine tolle Radtour. Gegen Nachmittag kam wieder großen Hunger auf und nun schon als erfahrener Gourmet hatte ich Geschmack an dieser Küche gefunden und zeigte den Straßenköchinnen was so auf den Teller soll. Glasnudeln, Chickenfilet, Grünzeugs, köstliche Knospen, würzige Brühe aus einem großen Topf, heiß serviert , scharf gewürzt nach Rezept des Hauses. Dazu Localbier und 1 Liter Wasserreserve zum Mitnehmen. Kostet umgerechnet etwa 4 Euro. Ich zog es immer vor, Küchen aufzusuchen, wo man die hygienischen Verhältnisse einsehen kann. Weiters war es immer eigenartig, warum die Menschen hier in der großen Hitze immer was Heißes essen, kann aber nun selbst berichten, dass es mir gut tut und anschließend wieder Kraft in mir ist. Sorge kam am hereinbrechenden Abend auf wegen dem Quartier. Doch siehe da, mitten in der Pampa, ein Westernrestaurant mit Ferienanlage. „Cowboy in Love“ stand in beleuchteten Lettern groß an der Straße. Beim Abendessen war ich zeitweise der einzige Gast. Eine Band spielte falsch zum Einschlafen, aber das Zimmer war in Ordnung. Lediglich eine Eidechse musste noch gefangen werden. Diese sind aber brav und tun nichts. Nur die kam mir immer in’s Bett. Doch nun zur weiteren Reise. Ich hatte nun fast die ganze Route, die ganzen Länder so wie geplant abgeradelt und hatte mir eine Sicherheit, sollte irgendwas Unvorhergesehenes dazwischenkommen, von drei Tagen eingebaut. Schließlich will ich den Flieger nicht versäumen. Ich bin weit gekommen und bis dato hat alles gut geklappt. Werd mir die nächsten Tage an der Küste viel Zeit nehmen und vielleicht die Gegend um Rayon genauer anschauen.
Der Radsommer 06 ist vorbei und die Überlegung lag nahe, man könnte zum Ausklang des Jahres noch mal eine kleine Radreise anhängen. In Frage kamen für dieses Mal, da sehr kurzfristig geplant, Reiseziele für eine Woche im Europäischen Raum. Nachdem ich die Kanaren schon öfters besucht hatte, fiel die Wahl auf Zypern.
Ich buchte kurzfristig einen Flug, der am sehr späten Abend in München startete. Mit meinem Bike kam ich nach vier Stunden gegen 2:00 früh in Zypern auf Pafos an.
Da ich als Biker jeden Tag woanders sein werde, hatte ich kein Hotel gebucht und fuhr noch für die angebrochene Nacht in das 15Km entfernte Pafos um vielleicht doch noch ein Zimmer zu bekommen. Dort fand ich ein Hotel, wo ich den schlafenden Hotelier vor dem laufenden Großbildfernseher mit der Bitte um ein Zimmer weckte. Glück gehabt!
1. Tag, Samstag 21. Oktober
Beginn der Tour im Westen der Insel
von Pafos nördlich bis Kato Pyrgos.
Die Nacht war kurz und erst so gegen Mittag kam ich noch etwas gerädert von den wenigen Schlafstunden nach einem Frühstück auf das Rad.
Die Pooltouristen beäugten im Innenhof des Hotels neugierig, wie ich die Satteltaschen an den Gepäckträger befestigte und mich für die heutige Tagestour rüstete. Dabei konnten sie nicht die Vorfreude erahnen, die ich für die nächsten Radtage empfand. Nicht im Entferntesten konnte ich mir vorstellen, die Woche am Hotelpool oder in diesem Touristenghetto zu verbringen.
Mit einem Winken verabschiedete ich mich und entschied, die Tour Richtung Norden zu beginnen. Ich nahm mir vor, zuerst Polis anzufahren, das im Nordwesten der Insel im Gebiet Akamas liegt. Gleichzeitig wollte ich mich aber nicht festlegen, weil ich die tatsächliche Strecke von meinem Befinden abhängen lassen wollte. Ich entschied mich, nachdem auf der 701 ziemlich viel Verkehr war, in die Berge, über Kathikas, zu fahren. Die ersten Höhenmeter mit Satteltaschen fielen mir in der Mittagshitze schwer und Ritzel um Ritzel schaltete ich auf einen weniger schweißtreibenden Gang herunter.
In dem verträumten Bergdorf Kathinkas angekommen, lockte mich eine schattige Taverne auf eine kleine Stärkung. Beo hieß das Zypriotische Bier, das ähnlich wie unseres schmeckt.
Nach der Abfahrt Richtung Nordküste wurde die Sicht besser und entlang des Strandes bei kristallklarem Meerwasser nach Pomos zu fahren war ein erhebendes Gefühl. Es ging mir gut und ich erweiterte das Tagesziel auf Kato Pyrgos. Die Sonne ging bald unter und zwei Routen boten sich an. Eine Bergroute und eine kürzere am Strand, die auf der Karte mit einer roten Linie umrandet war, welche ich nicht deuten konnte. Ich dachte, mir genügte für heute die Strandroute. Doch Sperranlagen und Stacheldrahtverhau verhinderten eine Weiterfahrt an der Küste.
Ich musste feststellen, dass es eine richtige Grenzanlage war. Dieser etwa vier Km lange Abschnitt war türkischer Bereich und der Küstenstreifen Land war festungsartig gesichert. Durchfahren unmöglich. Also war ich gezwungen die längere Bergroute zu wählen, unwissend ob ich in Kato Pyrgus überhaupt eine Unterkunft bekäme. Bei einbrechender Dämmerung erwies sich die Umfahrung mit mehr als 400 Hm als sehr mühsam, vor allem wenn man nicht mehr damit gerechnet hat. Ich ärgerte mich über diese eigentlich überflüssigen Kilo- und Höhenmeter und sinierte, ob ich noch zumindest eine Schlafunterlage organisieren könnte, wenn es wirklich in dem Ort keine Unterkunft gäbe.
Ich war nicht mehr wählerisch, als ich bei schon fast dunkler Nacht am Ortseingang von Kato Pygros zu meiner Freude ein etwas modernisierungsbedürftiges Hotel vorfand. Eine Busgruppe Einheimischer stieg gerade zur Übernachtung aus und ich bekam auch ein Zimmer. Ich dachte mir, zuerst mal Waschen und dann Essen. Ich seifte mich gründlich ein um dann feststellen zu müssen, dass bis auf die ersten Liter kein Wasser mehr kam. Schnell eine Hose und ein Shirt übergezogen, gutriechend verklebt mit Seife und mit knurrendem Magen erklärte ich mit Händen und viel Gestik mein Problem der etwas älternen Dame des Hauses. Sie verstand kein Wort englisch, kapierte schließlich doch mein Anliegen und gab mir ein anderes Zimmer mit einer Dusche, die auch Wasser von sich gab.
Nach einem guten Fischessen, das ich mit den Einheimischen genoss, wurde es ein schöner Abend. Wenn ich auch kein Wort Griechisch konnte, so verstanden wir uns hervorragend und ich musste unbedingt nach einer Flasche Weißwein bei leiernder Kassettenmusik ihre Tänze mitmachen.
2. Tag, Sonntag 22. Oktober
Kato Pyrgos – Pedaulos
(Nordwesten der Insel zum Troodos Gebirge)
Der zweite Tag begann mit einem kräftigen Schrecken. Nachdem ich auf meinem Rad die ersten Meter losrollte, beschwerte sich laut hupend ein Pickupfahrer. Gedankenlos fuhr ich Dödel auf der rechten Seite los. Gestern hatte ich im Linksverkehr kein solches Missgeschick und heute passiert mir gleich am Anfang so was. Ich nahm mir fest vor, mich zu konzentrieren und ärgerte ich mich über mich selbst.
Ein weiterer Versuch hinter Pato Pygros doch irgendwie in den türkischen Nordteil zu gelangen scheiterte erneut am nächsten Grenzübergang, wo mir ein Soldat in gebrochenem Englisch erklärte, dass dies nur in Lefkosia, der Hauptstadt, möglich sei. Dies wusste ich nun erst jetzt und damit war es endgültig klar, zuerst im südlichen Teil Richtung Troodos Gebirge weiter zu fahren. Nach einer kleinen Kartenkunde nahm ich mir vor, den ersten Streckenabschnitt nach Kampos hoch zu radeln, doch die 42 Kilometer gut ausgebauter Teerstraße hatten es in sich. Obwohl Kampos nur in etwa 900 Hm lag, waren auf meinem Chronometer so gegen 14:00 Uhr additiv bereits über 1600 Hm. Auf einem Streckenabschnitt sah ich in etwa einem Kilometer Luftlinie die weiterführende, sich am Hang hoch schlängelnde Straße, musste jedoch zuerst etwa 400 Hm und 5 Km kurvig bergab, um dann wieder mühselig den Anstieg hoch zu treten. Da wünschte man sich Brücken. So summierten sich 42 Km, obwohl es auf der Karte doch so nah schien.
Nach einer Mittagspause in einem schattigen Restaurant bei Lammfleisch, einem freundlichen Wirt und Beo Bier erholte ich mich, um weiter ins Troodos Gebirge vorzustoßen. Der höchste Punkt der Insel war auf der Karte mit 1951m eingezeichnet. Dies setzte ich mir als Tagesziel. Doch es wurde grau über mir und Gewitterwolken vermiesten mir die Stimmung. Ich hatte kaum mehr Zeit die Regenhaut über das Gepäck und mich zu stülpen, so schnell durchnässten mich schwere Tropfen und lautstark zuckten Blitze und Gewitterdonner auf die Berghänge des Troodos.
So sehr auch die Missstimmung vor dem Gewitter zu spüren war, entspannte sich diese nachher wieder relativ schnell.
Nach etwa einer Stunde war alles vorbei und erste Sonnenstrahlen kämpften sich durch die dicken Wolken. Nebelschwaden dunsteten aus den Hängen und nahmen einen würzigen, intensiven Kiefernduft mit herauf, den ich tief in mich hineinsog. Ich sah in einem Berghang liegend imposant die Ortschaft Pedaules vor mir. Einen christlich-orthodoxen Wallfahrtsort mit einem imponierendem großen, etwa 30m hohen, weißen Christenkreuz und einer Kirche darunter. Dies ist eine Wallfahrtgegend und Pilger wandern und übernachten viel in dieser Region.
Die Schatten wurden länger und doch etwas ausgelaugt kam ich in deutlich kühlerem Höhenbereich, dem höchsten Punkt der Insel, dem Olympos näher. Bei 1700m angelangt und 8 Grad sah ich einen voll bewaldeten Berggipfel vor
mir und einen unschönen, riesigen Sendemast. Ich ließ es offen, diesen Ort am nächsten Morgen zu besuchen und musste mich wieder um eine Unterkunft kümmern.
Das nächste Unheil nahm seinen Lauf.
In Prodomos empfahl mir ein Grieche ein Hotel „in der Nähe“. Er fertigte mir einen Zettel an, dessen Angaben ich folgte. Suchend rollte ich über 200 kostbare Höhenmeter bergab dieser Skizze nach um endlich das ersehnte Hotel zu finden. Es führte jedoch keine Straße nach rechts und nichts passte auf diese doch eindeutige Beschreibung. Zwischenzeitlich war es finstere Nacht. Entnervt gab ich die Suche auf und trat, bereits im Dunkeln, diese Höhenmeter wieder bergauf um nach Pedaules zurück zu fahren. Dort wusste ich sicher, dass es eine Unterkunft gab. Ausgekühlt und mit einer Stinkwut im Bauch auf diesem Typen, rollte ich ohne Licht ziemlich schnell wiederum die Serpentinen hinab. Die Lichter der Ortschaft waren schon zu sehen als plötzlich ein Schlag durch den Radrahmen fuhr. Ich war auf einen größeren scharfkantigen Stein gefahren und der Vorderreifen war binnen Sekunden luftleer. Gut, dass Pedaules nur noch einen Kilometer vor mir lag, mich es nicht geschmissen hat, und ich das Rad diese Strecke schieben konnte. Dort kam ich dann an eine Straßenbeleuchtung, wo ich mein Flickzeugs auspackte. Zu allem Übel war mein Ersatzschlauch 28 Zoll groß, doch den quetschte ich notdürftig in den 26 Zoll Mantel, um zumindest noch in den Ortsbereich rollen zu können. Gut dass dort alles klappte und ich problemlos ein Zimmer bekam, wo ich das Rad endgültig reparierte.
3. Tag, Montag 23. Oktober
Pedaulos bis Lefkosia
(Troodos Gebirge – Richtung Osten zur Hauptstadt)
Gleich nach dem Aufstehen stellte ich verärgert wieder einen Platten fest und fand noch ein weiteres Loch im Schlauch, das ich erneut flickte und hoffte es würde nun halten. Mit der kleinen Handpumpe war es immer eine sportliche Angelegenheit, den Reifen auf etwa 4 bar zu pumpen.
Auch die Radkleidung war noch nicht ganz trocken und so konnte nur ein gutes Frühstück meine Laune etwas aufbessern.
Bei Tageslicht fuhr ich nochmal die Richtung, wo gestern die Unterkunft hätte sein sollen. Und vergewisserte mich, ob ich in der Dämmerung wirklich nichts übersehen hatte. Doch auch heute fand ich das beschriebene Hotel nicht. Ich dache mir: „Vergiss es!“. Schnell ging es die Straße hinunter und ich war wieder bei 800 Hm bei Kakopetria. Doch so halb verrichteter Dinge wollte ich dieses Gebirge nicht verlassen. Ich entschloss mich, zumindest zu der höchst gelegenen Ortschaft auf der Insel noch einen Abstecher zu machen. Der Tag war noch jung und ich schaltete wieder einige Gänge runter, um auf der gut ausgebauten Staatsstraße 89 nach etwa 900 Hm den im Merian angepriesenen Ort besucht zu haben. Enttäuscht fand ich bei kalten Temperaturen und bereits wieder bedeckten Himmel nur ein paar Häuser, Restaurants und Touristenläden vor.
Als es wieder zu tröpfeln begann, hatte ich von den Bergen vorerst genug und entschloss mich in die letzte in Europa geteilte Hauptstadt mit drei Namen zu bewegen. Nikosia heißt sie auf der Karte, Lefkoksia bei den Griechen und Lefkosa bei den Türken, deren Teil sich im Norden befand.
So machte ich mich endgültig auf den Weg, um das Gebirge über die 907 Richtung Osten zu verlassen und die Hauptstadt anzufahren. Dabei kommt man durch die Gebirgsdörfer Kyperounta und Saranti, die wie in die Landschaft gewachsen wirken. Wenn auch die Höhenmeter immer weniger wurden, so überraschten doch immer wieder ein paar Anstiege, die immer, bis man sich eingetreten hatte, ganz schön mühselig waren. Bei Kato Moni wurde es dann endgültig flacher, aber leider auch von der Landschaft unattraktiv. Im Mittelteil der Insel ist Industrie angesiedelt und der Wind trug den Gestank von Agrar- und Viehhaltungsbetrieben über viele Kilometer übers Land. Hinter mir zogen wieder gewaltige Gewitter auf und teilweise erreichten mich ein paar Regentropfen. Es stimmte mich tröstlich, als ich in der Ferne die Großstadt Lefkosia im Sonnenlicht sah.
Es ist eine großflächig angelegte alte Stadt, dessen Altstadt mit einer großen Wehrmauer umgeben ist. Zwangsweiße kam ich bei belebtem Verkehr auf einen Autobahnzubringer. Nun wusste ich nicht, ob man denn auf Zypern so wie in Teneriffa als Radfahrer auf der Autobahn fahren dürfe. Die Autos hupten kaum, sie konnten mich jedoch aufgrund der Satteltaschen auch für ein Motorrad halten. Als ich ein Radgeschäft sah, fuhr ich herunter, um einen neuen Schlauch zu kaufen. Ich erhielt die Auskunft „Oh yes Sir, it`s possible to drive“! Nun gut, hochkonzentriert und mit einem Unbehagen fuhr ich weiter. Dieses impulsive Verkehrsgetöse nervt ganz schön und ist zudem gefährlich. Mein kleiner Spiegel am Rad leistete mir große Hilfe und ich konnte mich schon immer darauf vorbereiten, wenn lautstark von hinten ein Brummi mit viel Speed daherkam, auf dessen Winddruck ich immer gegensteuern musste. Nach einer stressigen halben Stunde war ich froh, die Altstadt erreicht zu haben, wo auch der Verkehr wieder normal wurde. Dafür war ich nun im Touristengewimmel gelandet. Hellbeleuchtet brodelte das Leben inmitten Restaurants, Shops, Banken, Boutiken,Weinlokale………
Dort bekam ich auch ein Hotel und hatte nach diesen erlebnisreichen Tag und den Anstrengungen ordentlich Kohldampf. Ich erfragte gewissenhaft die Grenzübergänge nach Nordzypern und mit Vorfreude grübelte ich über den Ablauf des nächsten Tages.
4. Tag, Dienstag 24. Oktober
Lefkosia – Famagousta –
(Hauptstadt über Nordküste in die östliche Landzunge)
Eitel Sonnenschein und angenehme Temperaturen. Schön!
Frisch aufgepackt verfuhr ich mich bereits am Morgen im Gewirr der Altstadtgassen und nach einiger Zeit fand ich erst den Grenzübergang zum nördlichen Teil Zyperns. Dort wurde streng kontrolliert und im türkischen Teil angekommen war alles ziemlich heruntergekommen. Das Leben schien weniger impulsiv zu verlaufen. Kaum Autos und LKW`s bewegten sich auf den Straßen, was ich natürlich als sehr angenehm empfand. Ich wollte als nächstes in die an der Nordküste gelegene Stadt Keryneia, die von den Türken Girne genannt wird. Auf der Autobahn war auch wenig Verkehr und ein breiter Seitenstreifen schien mir sicherer zu befahren, als so manche belebte Straße, wo links kaum Raum zum Ausweichen war. Ich radelte los und sah vor mir den langen Gebirgszug des Kyrènia, den die Autobahn in einem Anstieg auf 300m Höhe Richtung Keryneia querte. Ein alpin anmutender, etwa 100 km langer und max. 1000m hoher Bergrücken, der sich fast über den ganzen Norden Zyperns erstreckt. Von dem Höhenpunkt auf der Autobahn sah ich hinunter in die Hafenstadt Keryneia, in die ich das Rad hinenrollen lies. Ich fand einen wunderbar gelegenen Hafen vor und die Burganlage St. Hilarion, wo sich die Reste des ältesten, je gefundenen Handelsschiffes befinden. Eigentlich lud diese Stätte zur intensiveren Besichtigung ein. Die Angaben im Reiseführer, Keryneia sei die schönste Stadt Zyperns, konnte ich nur bestätigen. Ich entschied mich jedoch, die Küstenstraße Richtung Osten zu fahren um heute noch Famagousta zu erreichen. Schließlich wollte ich wenn möglich ganz Zypern mit dem Rad erkunden.
Man hätte sich locker in jeder Stadt mit den umliegenden Sehenswürdigkeiten länger aufhalten können, dazu reichte jedoch die Zeit nicht. Im türkischen Teil stimmte kaum ein Ortsname mehr mit der Kartenbeschreibung überein und ich konnte nur anhand der Kilometer erahnen, wo ich mich etwa befinde. So fuhr ich weiter und kam wieder mal ins Schwärmen von der Schönheit der Nordküste, die nur von ein paar kleinen Örtchen unterbrochen war. Schade, dass Bauträger endlose monotone Betonburgen errichten und die Landschaft verschandeln.
Jäh wurde ich wieder mal aus meiner Euphorie gerissen, als mich plötzlich ein paar Straßenköter als Tagesereignis entdeckten. Laut bellend und zähnefletschend schossen sie plötzlich aus einem Grundstück an der Straße. Ich beschleunigte wie selten in meinem Leben und dachte nur noch, dass ich Hundefutter bin, wenn jetzt die Radkette reißt. Die etwa 300m Radsprint kamen mir vor wie eine Ewigkeit, bis endlich der letzte Vierbeiner erschöpft aufgeben musste. Wohl dem, der das Rad erfunden hat. Sichtlich erleichtert, mit Adrenalin in den Beinen und schweißgebadet wurde mir in sicherem Abstand bewusst, wie schnell doch eine unvorhergesehenes Ereignis den Verlauf einer Reise verändern kann.
Obwohl ich heute schon viele Kilometer an der Nordküste unterwegs war, spürte ich aufgrund der abwechslungsreichen Landschaft diese kaum in den Beinen. Ich war von der Schönheit begeistert und einfach zu abgelenkt. Nach jedem Küstenabschnitt boten sich mir herrliche Blicke in atemberaubender Naturlandschaft und das kristallklare Wasser war schön anzusehen.
Ab Neraides wurde die Straße deutlich schlechter um dann wieder landeinwärts zu verlaufen. Mein Fully wurde ordentlich gefordert und ich sammelte nun wieder Höhenmeter zur Überquerung der östlichen Gebirgsausläufer des Kantara, wo es auch wieder heißer wurde. Atemberaubend war der Moment, als ich bei Kairos am höchsten Punkt ankam, und sich ein Blick auf die Ebene bei Polis bot. Selbst am Himmel spielten sich phantastische Naturschauspiele ab, als wieder ein mächtiges Gewitter im Süden aufzog. Bei hoher Luftfeuchtigkeit und entsprechender Sonneneinstrahlung quoll weiter südlich schnell ein mächtiger Gewitternimbus empor und obwohl dieser vorher noch harmlos schien, blitzte und donnerte es kurze Zeit später. Man konnte das Meer erahnen und nachdem ich durch die Ortschaft Polis gefahren war, freute ich mich schon wieder auf den nächsten Strandabschnitt. Sehr sensibilisiert reagierte ich auf jedes Hundebellen und versuchte es von Entfernung und Richtung zu orten, um auf evtl. Angriffe vorbereitet zu sein. Als ich bei Famagousta bei Sonnenuntergang ankam, schien es, als ob der Himmel brennen würde. Bis auf ein paar Tropfen war ich dem Regen diesmal ausgekommen. So ging wieder ein toller Tag zu Ende.
5. Tag, Mittwoch 25. Oktober
Famagousta – Lemesos
(Limassol)
Bereits in Limasol am Grenzübergang erfragte ich bei den Grenzern weitere Passiermöglichkeiten zwischen Nord- und Südzypern. Mir wurde versichert, dass es südlich von Famagousta auch noch einen Übergang gibt. Am Morgen nachdem ich kaum eine halbe Stunde gefahren bin, tauchte überraschend schnell die erwartete Grenzanlage auf, wo wieder penible Passkontrollen durchgeführt wurden. Daraufhin war ich nun im griechischen Teil und mein heutiges Tagesziel war Limassol im Süden der Insel.
Ich war im südlichen Teil, parallel zur Grenze unterwegs und froh, nach etwa 30 trostlosen Kilometern, wo sich nur monotone Gegend, Stacheldraht, Absperrungen und Grenzanlagen abwechseln, endlich wieder die Küste erreicht zu haben. Mir taten die Wachsoldaten leid, die in dieser Pampa Dienst schieben müssen. Man stelle sich dies im Hochsommer vor. Mir fielen sehr die Gegensätze der Menschen auf. Der Grossteil des Nordens ist Islamisch geprägt, während die griechischen Zyprioten vorwiegend christlich-orthodoxen Glauben haben. Mir kamen all die Berichte in den Sinn, die den Beitritt der Türkei in die EU anbelangen, die Zypernfrage und wenn man die Mentalitätsunterschiede so sieht, dann kommen einem schon Bedenken auf. Ein Mann im griechischen Teil nannte die türkischstämmigen Einwohner nur herabwürdigend „Porkypeople“.
In Larnaka angekommen, machte ich eine kurze Pause, radelte locker durch die Altstadt und sah mir die Strandmeile an.
Sonst hat die Stadt auch nicht viel zu bieten. Limassol lag noch knapp 80 km entfernt und ich suchte die dem Strand nächste Straße. Bei Larnaka bildete sich wieder ein mächtiges Gewitter, vor dem ich wegfahren wollte. Der Wind aus dem Gewitternimbus trieb mich mit 50 Sachen genau Richtung Limassol. Toll, so ohne besondere Kraft in die Pedale setzen zu müssen vorwärts zu kommen. Geschenkte Kilometer! Das ging eine Zeit lang gut, das mit mir ziehende Gewitter war doch etwas schneller und bevor der sintflutartige Regen einsetzte, huschte ich noch schnell in ein Fischrestaurant, dessen Wirt mich freudig begrüßte. Imponiert sah ich mir an, wie die Straßen vom Platzregen überquollen und durchfahrende Autos das Wasser meterhoch spritzten.
Als sich die ersten Sonnenstrahlen wieder blicken ließen, stieg ich gut gesättigt auf`s Rad und nun hatte ich das Gewitter vor mir. Ich staunte wie die Blitze in`s Meer zuckten und Limassol in dunkles Grau deckte. Über mir war es jedoch trocken und ich hatte keine Eile mehr, da ich vorher viel Zeit herausfuhr. Vor Limassol ankerte imposant ein Flugzeugträger der Amis. Jederzeit bereit um auszulaufen, wenn es im Nahen Osten wieder mal kriselt. Mein Hinterreifen meldete wieder mal Plattfuß. Am Strand baute ich das Rad aus und musste erneut Löcher suchen um wieder kräftig pumpen zu können.
Als ich durch die Altstadt radelte, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen, als ich auf den Waden eines Engländers Tätowierungen besonderer Art sah. Wir fachsimpelten über Bikes und waren beide überzeugt, dass so ein Ritzel was tolles ist.
Hotel suchen, Abendspaziergang, Essen, Schlafen. Morgen ist der letzte Tag. Wie schnell doch so eine knappe Woche vergehen kann.
6. Tag, Donnerstag 26. Oktober
Limmasol – Pafos Südlicher Bereich der Insel
Mein Chronometer zeigte Hochdruck an und der strahlendblaue Himmel versprach einen guten Tag. Nachdem ich Limassol verlassen hatte, bot es sich an, einige Kulturstätten zu besuchen. Bei Kolossi sah ich mir noch ein Johanniterkloster und Ausgrabungsstätten an. Bei Episkopi erinnerten Amphitheater und Ruinen an die Stadt Curium. Überreste der späten Römerzeit erstreckten sich über einem Felsplateau, das zur Küstenebene auf drei Seiten über 70m abfällt.
Tja, die alten Römer haben gut gelebt. Es war bereits Mittag als ich an gut gepflegten Kasernenanlagen der Engländer vorbeiradelte, die dort große souveräne Militärbasen betreiben. Typisch, dass gepflegte kurzgeschorene Rasenanlagen nicht fehlten. Der Tag war trotz allem noch jung und Pafos lag nur noch 40km vor mir. Ich hatte mir sicherheitsmäßig heute eine kleinere Etappe auferlegt, um nicht wegen
irgendwelchen auftretenden Problemen zu weit vom Abflughafen entfernt zu sein. Nachdem aber alles gut klappte, entschloss ich mich nochmal landeinwärts zu fahren, also die Küstenstraße zu verlassen, um Omodos im Troodos Gebirge noch als Zugabe mitzunehmen. Schließlich ist es zu Hause bald November und das Rad wird für Monate nicht ausgeführt. Bei gleichmäßigen Anstiegen gewann ich etwa 700 Hm, welche im Hinterland vor den Bergen des Troodos nochmal etwas abfielen. Das Meer verschwand hinter mir wieder im Dunst und ohne Kühlung einer Meeresbrise wurde es 33 Grad heiß. Es boten sich wunderbare Blicke ins Hinterland, wieder mit ganz eigenem Landschaftscharakter und ich dachte mir, die Anstrengung hat sich gelohnt.
Bei Kato Platres begann ich die Abfahrt über ein anderes Tal, vorbei an Kedares, Fasoula. Nach Kidasi führten steile Schotterserpentinen noch etwa 200 Hm bergab, um dann in eine neu gebaute, wenig frequentierte Straße, entlang des ausgetrockneten Flusstales zu münden. Im Gegenlicht und immer mit einem leichten Gefälle kam ich wieder zurück an die Küste. Ich musste kräftig treten, da 30km/h Wind auf der Nase eben beim Radfahren nicht so angenehm sind.
Dieser kleine Bergabstecher hat sich wirklich rentiert. Nur schade, dass es bereits Oktober ist und man sich bereits ab 18:00 um eine Unterkunft kümmern muss. In Pafos angekommen war es bereits wieder dunkel und ich weiß bis heute nicht, ob ich zum ersten Mal in einem Hotel abgewiesen wurde, weil ich nur eine Person war und nur eine Nacht bleiben wollte, oder ob ich vom vielen Schweiß doch schon etwas streng roch. Bein Zweiten hat`s sofort geklappt. Es war das letzte Stück meiner Zypern-Reise und ausnahmslos jeder Tag war wunderschön.
Gemachte Erfahrungen und Tipps
Zypern eignet sich gut für einen Radurlaub. Die Straßen sind gut ausgebaut und sind auch mit dem Rennrad gut befahrbar. Gefährlich sind vor allem im Troodos Gebirge scharfkantige kleine Steine, die häufig von den Bergwänden bröckeln
Das Preisniveau für Hotel und Essen ist in etwa mit dem in Deutschland vergleichbar. Für den Flug bezahlte ich knapp 400 Euro. Ebensoviel kostete mich Hotels, Pensionen und Essen während dieser sechs Tage.
Das kurzfristige Suchen nach Zimmern bereitete in dieser Jahreszeit keine Probleme, da relativ wenig Touristen in Zypern waren. In Hauptreisezeiten dürfte es sicherlich schwieriger sein.
Ich bin auf Zypern mit dem Rad direkt von einem Abschnitt zum Nächsten gefahren.
Alternativ, und ggf. günstiger ist es direkt ein Arrangement zu buchen. Also Flug und Hotel.
Dies sollte man dann in der Mitte der Insel, am besten in der Hauptstadt Nicosia oder in Kyrènia oder Limassol tun. Mit ein bisschen Kondition kann man von da aus in Tagestrips die ganze Insel kennenlernen.
Englisch wird im griechischen sowie im türkischen Teil gesprochen. Mit Grundkenntnissen in Englischer Sprache kommt man gut durch.
Grenzübergänge gibt es nur in Nicosia, Pergamos bei Larnaca, Vrysoùles bei Famagousta und bei Astromerìtis
Wenig attraktiv ist der östliche Teil der Insel Mesaoria.
Die Reisezeit Oktober kann vor allem im Inselzentrum oft feucht ausfallen. Gewitter sind an der Tagesordnung. Beste Reisezeit ist Mai/Juni.